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Kongress: Turiner Grabtuch - doch keine Fälschung?  
  Ob der auf dem so genannten Turiner Grabtuchs sichtbare Abdruck tatsächlich von Jesus von Nazareth stammt, ist nach wie vor umstritten. Untersuchungen von 1988, wonach es sich bei der Reliquie um eine mittelalterliche Fälschung handelt, wurden jedenfalls teilweise revidiert. Auf einem in Wien stattfindenen Kongress werden die neuesten Forschungsergebnisse zu diesem Thema präsentiert.  
Das Tuch galt Jahrhunderte lang als eine der wichtigsten Reliquien des Christentums. Das mehrere Meter lange Gewebe zeigt gleichsam das Negativ eines 1,70 bis 1,80 Meter großen Mannes, der zahlreiche Verletzungen aufweist, die mit den Berichten der Bibel über den Leidensweg Christi überraschend übereinstimmen. Auch die Blutspuren haben sich als "menschlich" erwiesen.
Entstehung ungeklärt
Wie das eigentliche Abbild auf das Tuch kam, ist jedoch bis heute ungeklärt. Malerei ist es jedenfalls keine, Pigmente wurden nicht gefunden. Einige Wissenschafter vermuten, dass Salben und Öle im Zusammenwirken mit Schweiß oxidative Prozesse im Gewebe hervorgerufen haben könnten.
Tuch aus dem Mittelalter?
Aufgetaucht ist das heute in Turin aufbewahrte Tuch im 14. Jahrhundert in Frankreich, davor ist der Weg lückenhaft und umstritten. Sicher ist dagegen, dass das Tuch bei einem Brand 1532 beschädigt wurde.

Großes Aufsehen erregte eine Untersuchung nach der so genannten Radiocarbon-Methode im Jahr 1988. Dabei wird - vereinfacht gesagt - bestimmt, wann Pflanzenfasern aus der Natur genommen wurden. Damals kamen renommierte Institute zum Schluss, dass das Gewebe aus dem Mittelalter stammen müsse.
Gegenstimmen
Doch schon bald regten sich Gegenstimmen. Manche Wissenschafter behaupteten, die Gewebeproben seien an Reparaturstellen entnommen worden, die tatsächlich aus dem Mittelalter stammten. Andere wieder stellten fest, dass das Gewebe mit Pilzen und Bakterien durchsetzt sei, dieses Material habe die Wissenschafter bei der Durchführung der Radiocarbon-Untersuchung genarrt.
Pollenanalysen: Tuch war in Konstantinopel
Für die Echtheit des Tuches spricht unter anderem, dass mittels Pollenanalysen mehr oder weniger sicher belegt werden konnte, dass das Tuch irgendwann in Konstantinopel (heute Istanbul), am Toten Meer, im Jordantal und in Jerusalem gewesen sein muss.

Diese Stationen sind teilweise auch historisch belegbar. Einig sind sich die meisten Forscher auch, dass ein mittelalterlicher Fälscher kaum in der Lage gewesen sein konnte, eine derart perfekte Arbeit abzuliefern. Dafür habe ihm das Wissen gefehlt. Beispielsweise konnte erst der Negativ-Eindruck durch die Erfindung der Fotografie in ein Positiv-Bild umgekehrt werden.
Manuskripte belegen Alter
Neue Erkenntnisse, die an einem von heute, Dienstag, bis Freitag dauernden Kongress in Wien präsentiert werden, gibt es mittlerweile von Historikern. So konnten Manuskripte gefunden werden, die für die Existenz des Grabtuchs lange vor der Jahrtausendwende sprechen.

Schon 1996 hatten Forscher aus Turin über den Abdruck einer römischen Münze des Kaisers Tiberius auf dem Tuch berichtet, auch dies wird als Beleg dafür gewertet, dass das Grabtuch an die 2000 Jahre alt ist.
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Kongress in Wien
Von heute, Dienstag, bis Freitag präsentieren Wissenschafter der verschiedensten Disziplinen in Wien die neuesten Forschungsergebnisse zum Turiner Grabtuch. Der Kongress wird von der Katholischen Akademie veranstaltet und findet im erzbischöflichen Palais statt.
Adresse: Wollzeile 2, 1010 Wien.
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01.01.2010