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Greenpeace prangert "Skandal-Patente" an  
  Das europäische Patentamt (EPA) in München hat nach Angaben der Umweltschutzorganisation Greenpeace weitere, bisher "unbekannte" Bio-Patente erteilt, die Teile des menschlichen Körpers und Gene umfassen.  
Das teilte die Umweltschutzorganisation am Mittwoch in einer Aussendung mit, in der sie von "Skandal-Patenten" spricht.
Manipulierte Pflanzen, Virusgene und menschliche Zellen
Laut Greenpeace umfasst Patent EP 603-190 alle Pflanzen, Pflanzensorten und deren Saatgut, soweit diese mit bestimmten Maisgenen manipuliert wurden.

EP 804-584 patentiere die Gene eines Virus einschließlich medizinischer Verwendungen wie der Entwicklung von Impfstoffen und Arzneimitteln. Patent EP 819-007 umfasse bestimmte Zellen, die Wirbeltieren einschließlich des Menschen entnommen wurden.

Dieses Patent sei so formuliert, dass es sofort greifen könne, wenn die Zellen aus dem Körper isoliert werden. Eine weitere technische Bearbeitung sei gar nicht nötig, erläuterte Greenpeace.
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EU-Richtlinie zum Schutz biotechnologischer Erfindungen
Grundlage ist die "EU-Richtlinie zum Schutz biotechnologischer Erfindungen", die so genannte Biopatentrichtlinie (eigentlich "Richtlinie 98/44/EG des Parlaments und des Rates vom 6. Juli 1998 über den rechtlichen Schutz biotechnologischer Erfindungen" [CelexNr 31998 L 044]), die 1998 vom Europäischen Parlament beschlossen wurde.

Sie hätte bis Mitte 2000 in nationales Recht umgesetzt werden sollen. Dieser Verpflichtung sind bisher zehn der 15 Staaten nachgekommen. Österreich gehört nicht dazu. Luxemburg hat sich klar gegen die Umsetzung und für eine Neuverhandlung der Richtlinie ausgesprochen.
->   Richtlinie über den rechtlichen Schutz biotechnologischer Erfindungen
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"Die aktuellen Fälle spiegeln die tägliche Praxis des Europäischen Patentamtes. Entdeckungen wie die Gene von Mensch, Maus und Viren werden ohne Skrupel zu Erfindungen erklärt.

Weil klare ethische Grenzen fehlen, können sich Patente auch auf den menschlichen Körper erstrecken. Pflanzensorten und Saatgut können patentiert werden, obwohl dies gesetzlich verboten ist", kritisierte Thomas Fertl, Gentechnik-Experte von Greenpeace.

Patente würden sogar dann erteilt, wenn die "Erfindung" offensichtlich auf Biopiraterie und der Ausbeutung der biologischen Vielfalt der Länder des Südens beruhe.
->   Europäisches Patentamt
->   Greenpeace: Kein Patent auf Leben
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Erstes Säugetier-Patent: Zehn Jahre "Harvard-Krebsmaus"
->   Ulrich Körtner: Kein Patent auf Leben?
->   Polit-Streit um EU-Biopatentrichtlinie
 
 
 
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01.01.2010