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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima .  Leben .  Medizin und Gesundheit 
 
Klimawandel begünstigt Krankheitserreger  
  Die Diskussion um die zu beobachtende Erwärmung des Erdklimas konzentriert sich meist darauf, welche ökologischen Folgen - etwa Umweltkatastrophen wie Überschwemmungen und Dürren - dieser Temperaturanstieg nach sich ziehen wird. Eine US-Forschergruppe hat nun untersucht, welche Auswirkungen der Klimawandel auf Krankheitserreger haben wird - und warnt vor der steigenden Gefahr durch Epidemien.  
Vom globalen Klimawandel profitieren der Studie zufolge zahlreiche Krankheitserreger und deren Überträger. Der Treibhauseffekt begünstige Epidemien bei Tieren, Pflanzen und auch beim Menschen.

Das berichten Drew Harvell und Andrew Dobson von der Abteilung für Ökologie und Evolutionsbiologie der Cornell Universität in Ithaka (USA) in der amerikanischen Fachzeitschrift "Science".
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Der Artikel "Climate Warming and Disease Risks for Terrestrial and Marine Biota" ist erschienen in "Science", Bd. 296, Nr. 5576, S. 2158-2162 (21. Juni 2002).
->   Der Originalartikel (kostenpflichtig)
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Zunahme vieler Epidemien
"Es geht nicht mehr nur um das Ausbleichen von Korallen oder die Zunahme von Malaria. Es ist erstaunlich, wie viele Epidemien zugenommen haben", sagt Harvells Mitautor Richard Ostfeld vom Institut für Ökosystemstudien in Millbrook (USA).

In einer zweijährigen Studie untersuchte das Team um Harvell den Zusammenhang zwischen den Klimaänderungen und dem Auftreten von Infektionskrankheiten in vielen Ökosystemen.
Mehr Vogelmalaria festgestellt
In Hawaii breiteten sich demnach in den vergangenen Jahren Moskitos in höhere Berglagen aus und übertrugen die so genannte Vogelmalaria auf die seltenen einheimischen Zuckervögel, die bisher durch das kühlere Klima in den Bergen vor den Insekten geschütz waren.

Dieser Aspekt ist vor allem deshalb interessant, weil Mediziner und Wissenschaftler in den letzten Jahren weltweit eine verstärkte Ausbreitung von Malariaerkrankungen beim Menschen festgestellt haben - als Ursache gilt vielen die Klimaerwärmung.

Eine im Februar 2002 in "Nature" veröffentlichte Studie kam allerdings zu dem Ergebnis, dass dieses Szenario - zumindest für die dabei untersuchten Gebiete - nicht zutrifft.
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Studie: Malariaausbreitung von Klimaerwärmung unabhängig
Die Forscher konzentrierten sich bei ihren Untersuchungen auf ostafrikanische Staaten wie Kenia, Uganda und Ruanda: Die Malariafälle in diesen Regionen haben in den letzten zwei Jahrzehnten überdimensional stark zugenommen.

Analysiert wurden die Witterungsverhältnisse, die Rekonstruktion ergab allerdings keinen Zusammenhang mit dem Anstieg der Malariaerkrankungen. Die Ursache sei demnach eher in einer zunehmenden Resistenz der Parasiten sowie in ungenügenden Gesundheitskontrollen zu suchen, meinen die Forscher.
->   Mehr dazu in science.ORF.at
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Wärmeres Wasser, mehr Bakterien, sterbende Korallen
Neben den neuen Ergebnissen zu den Malaria-Moskitos fanden die Forscher noch weitere beunruhigende Folgen der Klimaerwärmung: Im australischen Großen Barriere-Riff erkrankten und starben laut Studie weite Bestände von Korallen. Ursache war ein Mikroorganismus, der sich bei Erwärmung stark ausbreitet.

Auch an der Ostküste der USA konnten die Wissenschaftler die negativen Folgen der Erwärmung beobachten: Dort erkrankten die Austernbestände durch einen einzelligen Parasiten, der bisher nur in wärmeren, südlicheren Meeresteilen vorkam.

Der Befall von Eichen im Mittelmeerraum durch einen parasitischen Pilz wird nach Auskunft der Forscher ebenfalls durch steigende Temperaturen begünstigt.
Neue Ausbrüche einer gefährlichen Fiebererkrankung
Aber nicht nur Pflanzen und Tiere sind betroffen - auch Krankheiten des Menschen werden der Studie zufolge zunehmen. So rechnen die Forscher in Ostafrika mit neuen Ausbrüchen des hochgefährlichen "Rift Valley Fiebers".

Die Viruserkrankung hatte erst 1998 zu tausenden Toten geführt. "Es gibt klare Hinweise darauf, dass diese Krankheit besonders in den so genannten 'El-Nino-Jahren' auftritt, und diese werden zunehmen", erklärt dazu Richard Ostfeld.

Das Klimaphänomen El Nino tritt in unregelmäßigen Abständen auf. Es beginnt stets mit ungewöhnlich warmen Meeresströmungen vor der südamerikanischen Küste und verursacht in einigen Regionen heftige Regenfälle, während andere Landstriche austrocknen.
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Das Rift Valley Fieber
Die Viruskrankheit mit Grippe-ähnlichen Symptomen wurde erstmals 1930 im Rift Valley in Kenia entdeckt. Rift-Valley-Fieber wird normalerweise von Moskitos übertragen, Menschen können sich aber auch durch den Kontakt mit infizierten Tieren anstecken. Der Virus verursacht Durchfall, Übelkeit und innere Blutungen, die zum Tod führen können.
->   Detaillierte Informationen dazu beim Robert-Koch-Institut
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Zunahme an Infektionen durch Insekten
Besonders häufig könnten von Insekten übertragene Krankheiten werden, wie die Forscher schreiben. Die Zahl der Überträger wird sehr häufig durch harte Winter begrenzt. Werden diese milder, so könnten sich Mücken und Zecken stärker vermehren und Krankheiten verbreiten.
Weniger "Zielorganismen" in gemäßigten Breiten
Da die Vielfalt in den Ökosystemen der gemäßigten Breiten geringer ist als in den Tropen, würden Infektionskrankheiten sich auf weniger "Zielorganismen" konzentrieren und könnten größere Schäden anrichten, so das wenig beruhigende Fazit der Forscher.

Die Folgen könnte bis hin zum Aussterben von Arten reichen. Klimawandel könnte zudem auch zu Stress bei Pflanzen und Tieren führen, so dass diese für Infektionen sehr viel anfälliger werden.
Die Welt wird wärmer - und kränker
"Wir müssen die weltweite Erwärmung sehr ernst nehmen, und diese Veränderungen genau beobachten" sagt Studienautor Andrew Dobson. "Es wird nicht nur eine wärmere, sondern auch eine kränkere Welt werden."
->   Cornell University Department of Ecology and Evolutionary Biology
->   Institute of Ecosystem Studies, Millbrook
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Klimawandel: Norden wird immer grüner (31.05.2002)
->   WWF: Katastrophale Folgen des Klimawandels (07.02.2002)
->   Klimawandel und Ernährung (07.09.2001)
 
 
 
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01.01.2010