News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Technologie .  Umwelt und Klima 
 
Autobahn der Zukunft  
  Autofahren macht vielen Menschen Spaß und gilt als Synonym für Individualität und grenzenlose Mobilität. Der Traum von der Freiheit auf vier Rädern erstickt aber immer häufiger im Verkehrskollaps, vor allem in den USA. Einen Ausweg könnte nun eine Idee kalifornischer Wissenschafter bieten: statt neue Autobahnen zu bauen, sollen automatisch gesteuerte Autos die bestehenden besser ausnützen.  
Automatische Autos
Anstelle des Menschen denkt und lenkt der Computer das Auto. Der Trick dabei: In der Fahrbahn sind im Abstand von 1,2 Metern einfache Magneten eingebaut, die den Verlauf der Straße angeben. Das kostet pro Meile rund zehntausend Dollar, viel weniger als der Bau einer neuen Autobahnspur.

Die Fahrbahn-Magneten senden Wellen aus, die von elektronischen Sensoren eingefangen werden, die im Fahrzeug untergebracht sind. Ein Magnetometer verarbeitet die Signale von der Fahrbahn, der Bordcomputer steuert, beschleunigt und bremst das Auto. Radarsensoren überwachen den Abstand zum vorderen Wagen und spüren Hindernisse auf.
Mehr Autos passen auf die Straße
Der Vorteil: Die automatischen Autos könnten mit gleichmäßiger Geschwindigkeit viel enger hintereinander fahren. So passen viel mehr Fahrzeuge auf die Straße, Unfallgefahr, Treibstoffverbrauch und Abgasbelastung werden reduziert. Das System steuert das Auto exakter, als es ein Mensch je könnte, betont der Leiter des Projektes, Steven Shladover von California PATH, UC Berkeley:

"Eine normale Autobahnspur kann heute nur etwa zweitausend Autos pro Stunde fassen. Wir glauben, dass man mit der automatischen Technologie die Kapazität der Spur verdoppeln bis verdreifachen kann. Das bedeutet, der Verkehr fließt mit hoher Geschwindigkeit, auch bei großem Verkehrsaufkommen bleibt man nicht im Stau stecken."
->   PATH - Partners for Advanced Transit and Highways
...
Stau mit hohen Folgekosten
Sommerzeit ist Stauzeit. Der Urlauber-Reiseverkehr und viele Baustellen verwandeln Straßen in ein Verkehrschaos. Eine neuralgische Strecke ist die Wiener Süd-Osttangente. Sie zählt zu den meistbefahrenen Straßen Europas. Mehr als zweihunderttausend Autos fahren täglich über diese Stadtautobahn. Oder besser: schleichen dahin. Denn tägliche Staus sind auf der überlasteten Tangente vorprogrammiert. Das kostet Zeit und Geld. Durch den Verlust an Arbeitszeit entsteht ein volkswirtschaftlicher Schaden von jährlich hundert Millionen Euro. Dazu kommt noch die Luftverpestung durch die Abgase der dahinkriechenden Autos. Noch schlimmer ist die Situation in den riesigen Metropolen Amerikas. Experten haben berechnet: durch Verkehrsstau verliert der Staat jährlich fünfzig Milliarden Schilling.
...
Praxistest in San Diego
Mit einer großangelegten Demonstration zeigen die kalifornischen Verkehrsexperten schon 1997 die Praxistauglichkeit der "automatischen Autobahn": Eine Autobahnspur bei San Diego wird zehn Kilometer lang mit Magneten ausgestattet. Acht speziell adaptierte Buicks fahren mit gleichmäßiger Geschwindigkeit von sechzig Meilen in einer kleinen Kolonne, Platoon genannt.
Fehlerkontrolle
Der fixe Abstand zwischen den Testwagen beträgt nur sechseinhalb Meter und könnte noch verringert werden. Die Fahrbahn kann so viel mehr Verkehr bewältigen, ohne dass es zum Stau kommt.

Die einzelnen Autos sollen sich jederzeit in den Platoon einklinken und ihn wieder verlassen können. Besonders wichtig ist die Fehler-Kontrolle. Treten unerwartete Ereignisse auf, wird der Abstand zwischen den Autos sofort auf fünfzehn Meter vergrößert.
Demonstration 2003
In der Feldstation der Universität Berkeley in Richmond laufen bereits Vorbereitungen für die nächste große Demonstration. Sie soll im August 2003 wieder auf der Teststrecke in San Diego stattfinden.

Diesmal werden in dem Convoy auch drei Lastwagen und drei Busse automatisch fahren. Außerdem soll das Einklinken in den Platoon und das Verlassen der Kolonne geübt werden. Dazu entwickeln die Verkehrstechniker neue Software und überprüfen die Sicherheit der Sensorentechnik.
Automatischer Schneepflug
Das automatische Fahren ist keine unrealistische Zukunftsvision. In der Sierra Nevada und in Arizona ist bereits ein Schneepfluge im praktischen Einsatz, der ebenfalls mit Magnetsensoren seinen Weg findet. Auch bei schlechtester Sicht leitet der Bordcomputer das Fahrzeug ganz exakt. Das erhöht die Effizienz und die Sicherheit der Schneeräumung.


Sylvia Unterdorfer, Modern Times
...
Mehr dazu in Modern Times am 19. 7. 02 um 22.35 Uhr in ORF 2.
->   Modern Times
...
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Technologie .  Umwelt und Klima 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010