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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Umweltgipfel Johannesburg: Letzte Chance für die Erde?  
  Am Montag hat in Johannesburg die größte UN-Konferenz der Geschichte begonnen: der Welt-Umweltgipfel. 100 Staatschefs und 50.000 Delegierte werden erwartet. Umweltschutzorganisationen sprechen von einer letzen Chance für die Erde: Bei der Konferenz geht es um globale Konzepte gegen Armut und Wassermangel sowie für nachhaltige Energieversorgung, Gesundheit, Landwirtschaft und Artenvielfalt. Einmal mehr steht dabei auch die immer noch offene Umsetzung des Kyoto-Protokolls zur Diskussion.  
Für Österreich werden Außenministerin Benita Ferrero-Waldner und Umweltminister Wilhelm Molterer in der zweiten Gipfel-Woche nach Johannesburg fliegen.
Letzte Chance für die Erde?
Die Umweltschutzorganisationen sprechen von einer letzten Chance, die der Erde noch bleibt. Einer Erde, auf der jedes Jahr fünf Millionen Menschen an verseuchtem Wasser oder verschmutzter Luft sterben.

Umweltminister Wilhelm Molterer will diese Dramatik nicht übernehmen: "Eine letzte Chance ist verfehlt. Eine wichtige Chance, würde ich sagen. Ich verstehe allerdings die NGOs, dass sie aufrüttteln wollen. Wir haben ja gerade in Europa dramatisch erlebt, was möglich ist, wenn wir den Klimawandel nicht erfolgreich bekämpfen."
Molterer teilt Skepsis nicht
Dass das Kyoto-Protokoll zur Reduktion der globalen Treibhausgase allerdings in Johannesburg umgesetzt werden kann, bezweifeln Experten. Auch wenn China während des Gipfels ratifizieren will.

Zehn Jahre ist es jetzt her, dass die Klima-Konvention beim Umweltgipfel in Rio initiiert wurde. Minister Molterer teilt die Skepsis vieler Umweltschützer aber nicht, dass die Öko-Gipfel nur in Lippenbekenntnissen münden.
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Erfolge seit Rio
"Wir haben seit Rio einiges zusammengebracht - die Biodiversitätskonvention oder die Konvention gegen hochgiftige Chemikalien zum Beispiel", sagt Minister Wilhelm Molterer. Die Konvention für die biologische Vielfalt hat das Artensterben allerdings nicht stoppen können. 11.000 Tierarten sind derzeit vom Aussterben bedroht.

Österreich fährt mit konkreten Zielen und Erfahrungen nach Johannesburg. "Da ist einerseits im Jahr der Berge die Politik in den alpinen Regionen. Zweitens die nachhaltige Energiepolitik", so Molterer.
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EU für erneuerbare Energie
Die EU möchte erreichen, dass zukünftig weltweit zehn bis 15 Prozent der Energie aus erneuerbaren Energiequellen kommt. Österreich steht für Biomasse, Wasserkraft und Solarenergie.
Hochwasser als Wendepunkt
Unabhängig vom Ergebnis in Johannesburg wird Österreich die CO2-Emissionen senken müssen, sagt Molterer - und sieht im Wiederaufbau nach dem Hochwasser einen Wendepunkt:

"Jetzt nach der Hochwasserkatastrophe sind viele Ölheizungen kaputt, was ich will, ist der Appell: wenn aufgebaut wird, dann richtig", meint Molterer.

"Und das heißt, dass nicht in eine Ölheizung, sondern in erneuerbare Energien investiert wird. Die Wohnbauförderung der Länder kann hier richtige Impulse geben." Denn derzeit ist Österreich von der Erfüllung der Reduktionsverpflichtung gemäß Kyoto noch weit entfernt.
Kyoto-Protokol: Russlands Schlüsselrolle
Ursprünglich sollte beim Erdgipfel in Johannesburg die Umsetzung des Kyoto-Protokols gefeiert werden, die hängt nun allerdings von einem einzigen Land ab: Nicht die USA, die ja der Weltgemeinschaft bereits eine fixe Absage erteilt haben, sondern Russland hat die Schlüsselrolle im Klimaschutz übernommen.

Russland wird letztlich darüber entscheiden, ob die Treibhausgase bis 2008 um durchschnittlich fünf Prozent unter den Wert von 1990 gesenkt werden.
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Die Klimakonvention - eine Rechenaufgabe
Die Klimakonvention ist eine Rechenaufgabe. In Kyoto wurde vereinbart, dass das Protokoll nur umgesetzt wird, wenn 55 Prozent der weltweiten Treibhausgase abgedeckt sind. Für jedes Land wurden Prozentzahlen errechnet, derzeitiger Stand der unterzeichneten Länder: 39 Prozent. Russland allein deckt 17,4 Prozent der Emissionen ab, womit das Ziel erreicht wäre.
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Der Handel mit den Emissionen
Sollte Russland das Protokoll ratifizieren, kann es Emissionen verkaufen. Denn wegen der Wirtschaftskrise wird es weniger CO2 ausstoßen als 1990 - also weniger als ihm gemäß Kyoto erlaubt ist.
->   Mehr zum Emissionshandel in science.ORF.at (Artikel vom 4.4.02)
Milliarden für CO2
Der Klimaexperte Nebojsa Nakicenovic vom Forschungsinstitut IIASA vermutet, warum Russland trotzdem zögert. "Es gibt verschiedene Meinungen, wie viel Kohlenstoff Russland verkaufen könnte. Aber eine gute Größenordnung im Zeitraum 2008 bis 2012 wären 1.000 Millionen Tonnen Kohlenstoff, das sind 4.000 Millionen Tonnen CO2."

Wenn man eine Tonne mit zehn Dollar beziffere, seien das Milliarden von Dollar, rechnet der Klimaexperte vor. "Ich würde mir Sorgen machen, ob diese Zahlungen tatsächlich stattfinden werden und unter welchen Bedingungen."

Mit dem Geld könnte die russische Energieversorgung effizienter oder die Wälder in Sibirien, die die wichtigsten Kohlenstoffsenken darstellen, besser gemanaged werden.
Wirtschaftswachstum als bestimmender Faktor?
Nakicenovic ist einer der 60 Experten weltweit, die für den Klimabeirat der Vereinten Nationen Szenarios entwickelt haben. Er meint, dass das Wirtschaftswachstum, ein zentrales Thema in Johannesburg, den CO2-Ausstoß in Zukunft bestimmen wird.

"Die heute großen Disparitäten zwischen Norden und Süden verschwinden in allen Szenarien durch Wirtschaftswachstum, aber daher können wir auch höhere Emissionen erwarten", meint Nakicenovic.
Klimaerwärmung: Unterschiedliche Szenarien
Die Berechnungen zeigen, dass - je nach Szenario - die Erderwärmung im globalen Durchschnitt um 1,3 bis 5,8 Grad ansteigen wird. Die Bandbreite ist deshalb so groß, weil die Physik der Atmosphäre noch nicht erforscht ist, meint der Klimaforscher.

"Auch wenn wir die Emissionen in der Zukunft genau prognostizieren könnten, würden wir nicht wissen, wie empfindlich das Klima ist. Das ist die Hälfte des Unsicherheitsgrades", so Nakicenovic.

Die andere Hälfte liege darin, dass die Höhe der zukünftigen Emissionen unklar sei. "Das ist aber ein wichtiger Punkt. Denn die Emissionen können wir selbst bestimmen und kontrollieren", erklärt der Experte. Deshalb sei es besonders wichtig, nicht nur zehn Jahre bis 2012 vorauszudenken - sondern hundert.

Ulrike Schmitzer, Ö1-Wissenschaft
->   United Nations Johannesburg Summit 2002
->   IIASA
->   Mehr zum Thema Kyoto in science.ORF.at
->   Mehr Artikel zur Klimaerwärmung in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010