News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Jüngstes Hochwasser war ein Jahrtausend-Ereignis  
  Das jüngste Hochwasser am Kamp bei Zwettl (NÖ) war ein Jahrtausend-Ereignis. Wasserforscher der TU Wien errechneten, dass ein derartiges Ereignis statistisch gesehen "alle 2.000 bis 10.000 Jahre" auftritt.  
Das bedeute aber nicht, dass jetzt 2.000 bis 10.000 Jahre "Ruhe ist", so die Wissenschaftler des Instituts für Hydraulik, Gewässerkunde und Wasserwirtschaft an der Technischen Universität (TU) Wien.
Rekordwerte bei Niederschlag ...
Zur Einschätzung der Größenordnung der Überschwemmungen am Kamp wurden von den Experten vorerst Messungen der extremen Niederschläge in der Region zusammengestellt. Die Jahreshöchstwerte lagen für die Station Zwettl-Stift seit dem Beobachtungsbeginn meist um 40 Millimeter pro Tag. 1903 trat der bisher größte beobachtete Wert mit 92 Millimetern pro Tag auf.

Der maximale Tages-Regenmenge des Ereignisses im August wurde dagegen mit 158 Millimeter abgeschätzt, also ein um 70 Prozent höherer Wert.
... und Durchflussmengen
Zur weiteren Einstufung wurden für den Pegel Zwettl die Jahreshöchstwerte des Durchflusses genau unter die Lupe genommen. Als bisher größtes Hochwasser erwies sich dabei ein Ereignis im Jahr 1911, damals schossen 160 Kubikmeter Kampwasser pro Sekunde talwärts. Das jüngste Ereignis erreichte mit 420 Kubikmetern pro Sekunde fast den dreifachen Wert.
60 Prozent Abfluss
Interessant ist auch ein Vergleich der Niederschlagsmengen mit den abfließenden Fluten im Kamp. So ist bei großen Hochwässern in dieser Region laut TU-Forscher mit einem Abfluss von etwa 30 Prozent zu rechnen, der Rest versickert etwa in die Böden und ins Grundwasser. August 2002 gingen dagegen 60 Prozent im wahrsten Sinn des Wortes den Bach hinunter.

Die Ursache dafür sehen die Wissenschaftler in großräumigen Sättigungsflächen - also Flächen, in denen kein Wasser mehr versickern kann - die bei derartigen Großereignissen entstehen.
Schwierige Einschätzung der Jährlichkeit
"Wegen der Außergewöhnlichkeit des jüngsten Hochwassers ist eine Einschätzung der Jährlichkeit (statistische Wahrscheinlichkeit, wie oft ein derartiges Ereignis eintritt, Anm.) schwierig", betonen die Wasserexperten.

Das 100jährliche Hochwasser liege beim Kamp etwa bei einem Abfluss von 200 Kubikmetern pro Sekunde. Die 420 Kubikmeter würden demnach eine rechnerische Jährlichkeit von etwa 2.000 bis 10.000 Jahren ergeben.
Widerspruch zu Naturschutz-Argumenten
Die Wissenschaftler widersprechen Aussagen etwa von Naturschützern, wonach Klimaänderung, Flächenversiegelung und Flussausbau zu der Katastrophe geführt hätten. Die genannten Faktoren hätten zwar "einen gewissen Einfluss", würden aber die Größenordnung eines derartigen Jahrtausendereignisses nicht wirklich verändern, sagen die Wasserbauer.

Auch der Einfluss von Stauseen gehe mit zunehmender Größe eines Hochwassers markant zurück. Nur kleinere Ereignisse könnten in ihrem Spitzenabfluss reguliert werden.
Schutz: Überschwemmungsgebiete, Dämme
Als wirksamsten Hochwasserschutz bezeichneten die TU-Forscher "die Bereitstellung einer großen Gebietsfläche, auf der das Wasser mehrere Meter steigen kann".

Wo solche Flächen nicht vorhanden seien, müssten entsprechend dimensionierte Dämme errichtet werden. Nicht zuletzt sollte ein Hochwasserfrühwarnsystem das Schlimmste verhindern.
->   Instituts für Hydraulik, Gewässerkunde und Wasserwirtschaft, TU Wien
->   Mehr über das Hochwasser in science.ORF.at
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010