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Leben in der Atmosphäre der Venus entdeckt ?  
  In den giftigen Wolken der Venus könnte Leben versteckt sein. Chemische Besonderheiten der äußeren Venusatmosphäre lassen Astrobiologen auf das Vorhandensein einer äußerst robusten Bakterienart schließen.  
Diese Besonderheiten in der äußern Venusatmosphäre wurden von der russischen Weltraummission Venera und der US-Raumsonde Pioneer entdeckt, wie das Wissenschaftsjournal "New Scientist" berichtet.

Auf Grund der Daten der beiden Sonden konnten Hydrogen-Sulfid und Schwefel-Dioxid nachgewiesen werden. Beides sind laut Aussage der Wissenschaftler Gase, die normalerweise miteinander reagieren und deshalb nicht nebeneinander vorkommen.
Bakterien als Gasproduzenten?
"Irgendetwas" müsse die beiden Gase immer wieder nachproduzieren, vermuten Dirk Schulze-Makuch und Louis Irwin von der University of Texas in El Paso. Auf der Erde sind das im Falle von Schwefel-Wasserstoff beispielsweise Mikroben.
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->   "New Scientist": Acidic clouds of Venus could harbour life
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Leben bisher eher auf anderen Planeten vermutet
Bisher konzentrierte sich die Suchen nach außerirdischem Leben auf andere Planeten als die Venus, denn die extremen Oberflächenbedingungen des Himmelkörpers ließen das Vorkommen von Lebensformen als höchst unwahrscheinlich erscheinen:

Auf der Venus fällt die Temperatur nie unter 440 Grad Celsius, die Atmosphäre besteht aus ätzender Schwefelsäure, Argon, Kohlendioxid, Wasserstoff und Sauerstoff und ist zudem viel dichter als die der Erde.
Hinweise für biologische Aktivitäten
Die neuen Daten lassen dies aber in einem anderen Licht erscheinen. So scheint es in der Atmosphäre deutlich weniger Kohlenmonoxid zu geben, als der Strahlung und Helligkeit der Sonne nach zu erwarten wäre. Das Gas könnte von Bakterien verbraucht worden sein, mutmaßt Schulze-Makuch.

Ein noch deutlicherer Hinweis für Leben auf der Venus ist für den Wissenschaftler das Vorhandensein von Kohlenstoff-Sulfid in der Atmosphäre. Die künstliche Herstellung dieses Gases sei so schwierig, dass es als eindeutiger Beweis für biologische Aktivität gelten könne.
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Die Venus
Die Atmosphäre der Venus besteht zu 96 Prozent aus Kohlendioxid sowie aus 3,5 Prozent Stickstoff, 0,135 Prozent Wasserdampf und Spuren von Schwefeldioxid und Edelgasen. Am Boden herrscht ein Druck von 92 bar, was dem Wasserdruck in 900 Metern Tiefe entspricht. Der Treibhauseffekt hält die Temperatur global auf ca. 475 Grad Celsius. Unterschiede zwischen Tag und Nacht oder Äquator und Pol gibt es kaum.

Die alles verhüllende Wolkenschicht liegt im Wesentlichen zwischen 48 und 70 Kilometern Höhe. In diesen Wolken gibt es Schwefelsäure, die als Regen niederschlägt, aber den Boden nicht erreicht, da der Säureregen auf dem Weg nach unten wieder verdampft. In den Wolken gibt es Windgeschwindigkeiten von über 360 km pro Stunde. Am Boden ist es nahezu windstill. Dies zeigen auch die von Venera fotografierten kantigen Gesteine, die keinerlei Anzeichen von Winderosion zeigen.
->   Mehr Information über die Venus
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Lebensformen in 50 Kilometern Höhe
Schulze-Makuch glaubt, dass in den Wolken der Venus Organismen leben, die den Ur-Bakterien der Erde ähneln. Denn rund 50 Kilometer über der Oberfläche sind die klimatischen Bedingungen relativ gemäßigt.

Die Temperatur beträgt nur mehr ca. 70 Grad und obwohl die Zusammensetzung der Atmosphäre auch hier giftig ist, findet man in dieser Höhe die größte Konzentration an Wassertropfen in der Atmosphäre der Venus.

Diese Bakterien könnten theoretisch ultraviolettes (UV) Licht von der Sonne als Energiequelle nützen, was auch erklären würde, warum auf UV-Bildern der Venus immer wieder dunkle Flecke auftauchen.
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Außerirdisches Bakterium auf der Erde entdeckt?
Vom Mars auf die Erde abgewanderte Mikroben glaubt ein russischer Wissenschaftler entdeckt zu haben. Das Bakterium Deinococcus radiodurans überlebt selbst radioaktive Bestrahlung, die eine für Menschen tödliche Dosis tausendfach übersteigt, berichtet Anatoli Pavlov vom Ioffe Physikalisch-Technischen Institut in St. Petersburg.

Versuche mit anderen Bakterien hätten gezeigt, dass die Entwicklung einer solchen Eigenschaft auf der Erde viel länger benötige, als es auf dieser überhaupt schon Leben gebe. Auf dem Mars könnte ein Bakterium eine derartige Unempfindlichkeit dagegen bereits in einigen Tausend Jahren erwerben, da auf diesem Planeten die Radioaktivität viel höher sei als auf der Erde, so Pavlov in einem Artikel des "New Scientist".
->   Der Artikel im "New Scientist"
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Suche nach Leben auf den Mars konzentriert
Die Erkenntnisse über die extremen Bedingungen auf der Venus in den 60er Jahren führten dazu, dass sich die Forscher bei der Suche nach Spuren von Leben auf den Mars konzentrierten. Dieser ist deutlich weiter von der Erde entfernt und auch kälter und dunkler.

Zuletzt lieferte Anfang der 90er Jahre die US-Sonde Magellan nach Radarabtastungen detaillierte Karten von der Oberfläche der Venus. Die Europäische Weltraumbehörde ESA hatte zunächst für 2005 eine neue Mission zur Venus geplant, diese aber aus finanziellen Gründen abgesagt.
Mehr Geschichten über die Venus in science.ORF.at
->   ESA-Mission zur Venus doch 2005?
->   Nächte der fünf Planeten beginnen
 
 
 
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01.01.2010