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Die Wissenschaft hinter der Liebe  
  Wer kennt nicht das Gefühl, verrückt vor Liebe in einem euphorischen Rausch zu schweben. Wissenschaftler haben sich nun mit den biochemischen und neurologischen Reaktionen des Hochgefühls auseinandergesetzt, der dem des Drogenrauschs verwandt zu sein scheint.  
Die Ergebnisse der Forscher lassen die Liebe keinesfalls weniger mysteriös erscheinen. Aber sie werfen ein neues Licht darauf, warum Menschen sich im Liebestaumel so wunderbar fühlen, berichtete der die online-Ausgabe von "abc news".
Liebestaumel wie Drogenrausch
Helen Fisher, Anthropologin an der Rutgers University, gehört zu den vielen Wissenschaftlern, die der Meinung sind, der Rausch einer neuen Verliebtheit werde durch natürlich im Gehirn vorkommende Stimulantien gesteigert: Dopamin und Norepinephrin.

Eine hohe Konzentration dieser Stoffe im Gehirn kann dazu führen, dass man den Appetit verliert und ein geringeres Schlafbedürfnis hat, einfach nur, weil man an die geliebte Person denkt, erklärt sie.
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"Das sind grundsätzliche Eigenschaften, die normalerweise mit romantischer Liebe einhergehen. Aber auch von diesen natürlichen Botenstoffen im Gehirn hervorgerufen werden", sagt sie. "Wie sonst könnte man sich erklären, warum man ständig an die Eine (den Einen) denkt und wieso man ihr (ihm) immer seine schlechten Gedichte vorlesen möchte?"
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Ähnliche Abhängigkeiten
Auch andere Studien belegen, dass die überschwänglichen romantischen Gefühle dem High eines Drogensüchtigen verwandt sind. Nora Volkow vom Brookhaven National Laboratory in New York analysierte das Verhalten Drogenabhängiger und verliebter Menschen und fand eine Reihe von Parallelen.

"Wenn jemand rasend verliebt ist, ist das besonders aufregend und herausfordernd. Und wenn die geliebte Person fort ist, kann das sehr besorgniserregend sein", meint Volkow. "Wenn ich meine drogenabhängigen Patienten sehe, wird mir klar, wie ähnlich die Abhängigkeit ist."

 


Weniger Rezeptoren für Glückshormon
Mittels Gehirnscans an lebenden Patienten konnte Volkow zeigen, dass Drogenabhängige weniger Rezeptoren für das "Glückshormon" Dopamin haben als andere. Das bedeute, so glaubt sie, dass bei Einnahme der Droge, bzw. bei Verliebtheit der Dopaminspiegel auf ein ideales Level angehoben wird.

Die Tatsache, dass Drogensucht und Liebesrausch ähnliche Reaktionen hervorrufen, bedeutet für Volkow, dass eine Drogensucht besonders gefährlich ist. Denn sie zapfe bestimmte natürliche Empfindungen an.

"Dopamin wird bei wichtigen, herausragenden Ereignissen ausgeschüttet", sagt sie. "Bei einer Drogensucht geht es also um weit mehr als nur den Genuss."
Das Bild des Objekts der Begierde
Neuere Studien zeigen, dass dieselben Gehirnregionen - einschließlich des vorderen Kortex - aktiviert sind, wenn ein Drogensüchtiger sich im Rausch befindet und wenn ein Verliebter das Bild seines Objekts der Begierde betrachtet.

Wissenschaftler vom University College in London haben die Veränderungen im Gehirn von Menschen aufgezeichnet, die sich selbst als "wahnsinnig verliebt" bezeichneten. Andreas Bartels und Semir Zaki untersuchten das Gehirn von 17 liebesglücklichen Freiwilligen mittels funktioneller Magnetresonanz.

Mit einem Lügendetektor versuchten sie die Übertreiber auszusondern.
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Keine Reaktion bei alten Freunden
Als sie den Freiwilligen Fotos ihrer Geliebten zeigten, waren die Ergebnisse dramatisch. Vier kleine Regionen des Gehirns wurden sofort aktiv - dieselben Regionen, die auf Euphorie-hervorrufende Drogen antworteten. Wohingegen die Bilder alter Freunde nicht dieselbe Reaktion hervorriefen.
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Verliebte wollen darüber reden
Auch die Anthropologin Fischer untersucht die Gehirnaktivität von Frischverliebten. Es sei nicht schwer, hierfür Freiwillige zu finden, sagt sie. Denn wer verliebt ist, will auch darüber reden.

Wie die meisten jedoch wissen, hält der Rausch einer neuen Liebesgeschichte meist nicht lang an.

 


Drei Phasen der Liebe
Fischer interessiert sich darüber hinaus für die biologischen Stimulantien und anthropologischen Erklärungen der Phasen der Liebe. Drei Hauptphasen gebe es in einer romantischen Beziehung: Lust, romantische Liebe und Verbundenheit.

Der Beginn ist, "dass man sich überhaupt auf die Suche begibt." Dabei treiben einen Hormone wie das Testosteron (zumindest die Männer).

In der romantischen Phase treten die Reaktionen im Hirn auf, die die britischen Wissenschaftler beschreiben. Diese zwingen einen dazu, die Paarungsenergie auf eine Person zu konzentrieren.

Die dritte, weniger heiße Phase der Verbundenheit soll sicherstellen, dass Kinder, die aus der Beziehung entstanden sind, zumindest in den ersten Jahren zwei Elternteile haben.
"Ich nehme an, das ist ein atavistischer Zug. Millionen von Jahren mussten unsere Vorfahren mindestens so lange zusammenbleiben, bis das Kind aus dem Säuglingsalter heraus war", sagt sie.
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Chemische Reaktionen auch bei der Bindungsphase
Studien an Wühlmäusen zeigten, dass biochemische Reaktionen auch für diese Phase der Verbindung zuständig sind. Wurde den Mäusen Oxytocin gespritzt, gingen die Tiere sofort Bindungen miteinander ein. Wurde ihnen jeodch ein Oxytocin-Hemmer injiziert, "mieden die Mäuse ihre Partner und benahmen sich wie Rüpel", sagte Fischer.
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01.01.2010