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Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft .  Leben .  Medizin und Gesundheit 
 
Lebenserwartung steigt vorerst nicht über 85 Jahre  
  Allen Fortschritten der Medizin zum Trotz wird die Lebenserwartung des Menschen in diesem Jahrhundert ein Mittel von 85 Jahren nicht überschreiten.  
Jegliches hat seine Zeit
Ein Durchschnittsalter von 100 oder sogar 120 Jahren sei in absehbarer Zeit unrealistisch. Das erklärten am Sonntag mehrere Experten in den USA unabhängig voneinander auf der größten interdisziplinären Wissenschaftskonferenz der Welt in San Francisco.

"Ein überlanges Leben ist einfach nicht drin¿, stellte Leonard Hayflick von der University of California Medical School auf der Jahrestagung der Amerikanischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft (AAAS) fest. Selbst wenn die Medizin die häufigsten Killer wie Herzinfarkt und Schlaganfall in Industrieländern besiegen sollte, wären im Schnitt nicht mehr als 15 Lebensjahre zu gewinnen, erklärte Hayflick.
Zellen leben nicht ewig
Grund für die limitierte menschliche Lebenserwartung sei die begrenzte Lebenszeit der Zellen. Und ein Gen, mit dessen Aktivierung man Lebensjahre gewinnt, gibt es nicht. "Das Einzige, was hilft, ist die Reduzierung der Kalorien¿.

Eigentlich sei der Mensch sowieso nur für wenige Jahrzehnte
gebaut. Genauer gesagt: bis zu seiner Reproduktionsreife. Die
weiteren vier bis fünf Jahrzehnte, die viele Mensch heute addierten, seien bereits ein Geschenk, mahnte Hayflick.
Japanerinnen leben am längsten
 


Dem gegenüber argumentierte sein Kollege Kaare Christensen von der Universität von Dänemark, dass sich die Zahl der Hundertjährigen in Skandinavien jedes Jahr verdoppelt.

Unübertroffen in ihrer Lebenserwartung sind Japanerinnen. Ihre Sterberate sinkt jährlich um 1,7 Prozent, während
die entsprechende Rate aller Franzosen um 1,5 Prozent pro Jahr
zurückgeht und die der Amerikaner sogar nur um 0,4 Prozent.

Das bisher höchste, amtlich dokumentierte Lebensalter erreichte die Französin Jeanne Calment. Sie starb 1997 im Alter von 122 Jahren.
->   Jeanne Calment
Das Elixier ist zum ewigen Leben ist noch nicht gefunden
Jay Olshansky von der Universität von Illinois in Chicago glaubt ebenfalls, dass "kein Zaubermittel, kein Hormon, kein Antioxidans, keine Form von Gentechnologie oder biomedizinischem Verfahren¿ die Lebenserwartung weiter verbessern kann. Das 20. Jahrhundert habe den Menschen in Industriegesellschaften im Mittel bereits 30 Jahre hinzugegeben. Mehr ist laut Olshansky vorerst nicht zu erwarten.
Jay Olshanskys Einschätzung basiert auf einer Untersuchung der Lebensdaten von Männern und Frauen in Japan, Frankreich und den Vereinigten Staaten und wird in dieser Woche in der Zeitschrift "science¿ veröffentlicht.

Das 85. Lebensjahr sei die momentane durchschnittliche Schallgrenze der menschlichen Lebenserwatung, so Olshansky: "Der menschliche Körper ist für eine längere Lebensspanne schlichtweg nicht vorgesehen. Wenn wir jetzt mit Macht versuchen, das Lebensalter zu auszuweiten, ist es so, wie mit älteren Autos: Wir werden störanfällig¿.

Hilfe könne nur von biomedizinischen Untersuchungen kommen, die herausfinden, wie der normale menschliche Alterungsprozess zu stoppen ist.
Lesen Sie mehr zum Thema bei science.orf.at:
->   Wenn Menschen ewig lebten
Die Evolution hat keine Interesse an alten Menschen
George Martin, Direktor eines Alzheimer Forschungszentrums an der Washington Universität in Seattle, hebt hervor, dass die Evolution keinerlei Interesse an einer höheren menschlichen Lebenserwartung hat. George Martin macht dafür die das Alter begleitenden Degenerationsprozesse verantwortlich, die zu Krankheiten wie Alzheimer führen.

"Die schlechte Nachricht¿, so Martin, "ist nämlich, dass einfach zuviel beim menschlichen Alterungsprozess schief gehen kann. Das liegt an einer enormen Anzahl von angeborenen Genen, die unseren Alterungsprozess steuern.¿
->   American Association for the Advancement of Science
->   University of California Medical School
->   University of Washington
->   University of Illinois, Chicago
 
 
 
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01.01.2010