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Gesund durch den Winter: Wie man der Grippe trotzt  
  Husten, Schnupfen, Heiserkeit, Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen sind jene unliebsamen Begleiterscheinungen, die jedes Jahr während der nasskalten Jahreszeit gehäuft auftreten. Ursache sind zumeist grippale Infekte, betroffen sind Kinder, junge Erwachsene und Senioren gleichermaßen. Hoch im Trend sind in Österreich traditionelle Behandlungsstrategien aus dem Reich der Pflanzenmedizin - nicht nur zur Linderung von Symptomen, sondern auch, um präventiv das Immunsystem zu stärken.  
Eine Vielzahl an Möglichkeiten wie z. B. vitaminreiche Ernährung, Sport, Hausmittel und - richtig angewandt - Wirkstoffe aus der Pflanzenmedizin können helfen, das Immunsystem zu stärken oder die Symptome nach Ausbruch von Schnupfen, Husten und Heiserkeit zu lindern.
Wirksamkeit von Pflanzen hat Grenzen
Diese Maßnahmen stoßen jedoch an ihre Grenzen, wenn etwa Infektionen der oberen Atemwege, der Nasennebenhöhlen oder der Ohren hinzukommen, oder es sich um die gefährliche Influenza, die "echte" Grippe handelt. In diesen Fällen sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden.
Viren als Boten der kalten Jahreszeit
Vor einer Erkältung (Rhinitis) ist im Grunde niemand gefeit. Es existieren weit mehr als 200 unterschiedliche Erreger (Rhino-, Corona-, Adeno-, Echoviren etc.), die die Atemwege befallen können. Allein von den Rhinoviren sind mehr als 120 verschiedene Typen bekannt.

Diese nur 20 - 30 Nanometer (Millionstel Millimeter) "großen" Viren werden durch Tröpfcheninfektion - also durch Niesen - oder durch eine Schmierinfektion, etwa durch kontaminierte Hände, übertragen.

"Das Niesen ist der Reinigungsversuch der Nase, das Husten für die Bronchien. Es wird Druck aufgebaut, der dann explosionsartig entweicht. So werden unerwünschte Sekrete ausgestoßen", erklärt Herwig Swoboda, Vorstand der HNO-Abteilung des Krankenhauses Lainz in Wien.
Angriffspunkt Schleimhäute
Die Rhinoviren gelangen in den Nasen-, Rachen- und Mundraum. Dort stoßen die Erreger zunächst auf eine zähe - für sie normalerweise nur schwer zu durchdringende - Schleimschicht, die die Zellen der oberen Atemwege schützt.

"In der kalten Jahreszeit kommt es aber zu einer lokalen Unterkühlung der Nasenschleimhaut, die die Anfälligkeit für Viren erhöht. Denn Viren fühlen sich unter 37 Grad Celsius am wohlsten und können sich somit schnell verbreiten", erläutert Swoboda.
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Viren versus Immunsystem
Im Hals-Nasen-Rachenraum löst ein an der Virusoberfläche haftendes Enzym, die so genannte Neuraminidase, die schützende Schleimschicht auf. Mittels der Wirkung eines weiteren Enzyms dringen die Schnupfenviren nun in die Wirtszelle ein und zwingen diese, Abermillionen neuer Viren herzustellen. Die Schleimhautzellen sterben unter dieser Belastung ab, zerfallen und setzen dabei Viren und Virenbruchstücke frei.

Der Zelltod und die freigesetzten Viren locken nun die Körperabwehr an und es kommt zu einer Entzündung der Schleimhaut. Fieber und der Versuch, über vermehrte Schleimproduktion die Mikroorganismen wieder loszuwerden, sind die Folgen. Zu diesem Zeitpunkt sind allerdings bereits viele Zellen zu Grunde gegangen, das den Schleim transportierende Flimmerepithel weist große Lücken auf und der Schleim kann nicht mehr abgeleitet werden. Er verklumpt, verengt die Atemwege und verursacht Hustenreiz.
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Prävention von grippalen Infekten und Influenza
Während Erkältungszeiten sollte man Orte mit großen Menschenansammlungen sowie den Kontakt mit Erkrankten vermeiden. Eine feuchte Raumluft gilt als empfehlenswert, damit die Schleimhäute nicht austrocknen.

Ebenso gilt es, eine den Temperaturen angepasste Kleidung zu wählen - lieber mehr Schichten als nur einen besonders dicken Pullover. Außerdem sollte man große Temperaturunterschiede entschärfen und - etwa beim Betreten eines Kaufhauses - die Jacke ausziehen. Dies gilt auch für Kinder.
Echinacea zur Stärkung des Immunsystems
Um das Immunsystem zu stärken, können Präparate des Purpursonnenhutkrautes - auch als Echinacea bekannt-, Thuja und Baptisia oder Kombinationen aus diesen Pflanzen helfen.

"Dabei ist zu beachten, dass eine Intervall-Therapie durchgeführt wird: Nach einer dreiwöchigen Einnahmedauer sind drei Wochen Pause einzulegen, dann wieder drei Wochen Einnahme", erklärt die Apothekerin Christiane Körner, Vizepräsidentin der Österreichischen Apothekerkammer.
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Immunität gegen Bakterien und Grippeimpfung
Darüber hinaus können bei Kindern und immungeschwächten Personen so genannte Bakterienlysate die Immunität gegen gewisse Bakterien steigern, die im Falle eines virusverursachten Schnupfens zu eitrigen Hals- oder Nebenhöhlenentzündungen führen können. "Die Anfälligkeit gegenüber Schnupfenviren kann mit dieser Strategie jedoch nicht reduziert werden", erklärt der Hals-, Nasen- und Ohrenfacharzt Swoboda. Der einzige wirksame präventive Schutz gegen die Influenza, also die "echte Grippe", ist die Grippe-Impfung.
->   science.ORF.at: Influenza-Impfkampagne startet
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Hilfe zur Selbsthilfe: Bettruhe und Nasentropfen
Sind Symptome wie Schnupfen, Husten, Kopf-, Gelenks- und Gliederschmerzen bereits deutlich zu spüren, sollte man in jedem Fall Bettruhe einhalten, z. B. Lindenblütentee trinken und schwitzen.

Abschwellende Nasentropfen halten die Nase frei. Mit einer ständig verstopften Nase riskiert man weitere Entzündungen der Nasennebenhöhlen. Die Nasentropfen sollten jedoch spätestens nach sieben Tagen abgesetzt werden, da es sonst zu Gewöhnungseffekten und zu einer Schädigung der Nasenschleimhaut kommen kann.
Primel, Efeu, Anis und Co. gegen Husten
"Gegen Husten wirken z. B. Primel, Efeu, Thymian, Sonnentau, aber auch Fenchel und Anis in Form von Tees und Fertigpräparaten sind schleimlösend", erklärt Wolfgang Kubelka, Vorstand des Instituts für Pharmakognosie an der Universität Wien. "Bei trockenem Hustenreiz sind Schleimdrogen in Form von Tees, wie z. B. Eibisch, Spitzwegerich, Käsepappel oder Isländisches Moos zu empfehlen."
Schützende Schicht aus Pflanzenschleimen
Pflanzenschleime legen sich wie eine schützende Schicht über entzündete Schleimhäute; deshalb werden viele Pflanzen mit Schleimen zur Hustenreizlinderung eingesetzt (z. B. Eibisch). Stark quellende Pflanzenschleime (z. B. Flohsamen) finden auch als milde Abführmittel Anwendung.

Sollte sich der Zustand jedoch nicht verbessern oder sich die Symptome sogar noch verstärken und hohes Fieber hinzukommen, ist ein Arzt aufzusuchen.
Vorsicht bei ätherischen Ölen
Ätherische Öle verleihen vielen Pflanzen ihren charakteristischen Duft. Äußerlich angewendet, führen sie zu einer Anregung der Durchblutung; innerlich fördern manche die Sekretion von Verdauungssäften, andere werden auch durch die Lunge wieder ausgeschieden und regen somit die Bronchialsekretion (Husten) an.

Da ätherische Öle in Wasserdampf angereichert werden, kann die Inhalation mit warmem, aber nicht zu heißem Wasser oder einem Inhalationsgerät sehr gut bei bestimmten Hustentypen angewendet werden, da die Wirkstoffe direkt an den Zielort Lunge gelangen.

Bei Kindern und empfindlichen Personen (z. B. Allergikern) sollten ätherische Öle aber nur mit Vorsicht und in geringerer Dosierung angewandt werden, raten Experten.

Martina Weigl und Christoph Leprich, Ö1-Radiodoktor
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01.01.2010