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Menschliche Immunabwehr setzt Ozon frei  
  Antikörper gelten als Erkennungsmoleküle von Krankheitserregern, die Immunzellen aktivieren und somit Fremdkörper abtöten können. US-Forscher fanden nun heraus, dass sie selbst an der Zerstörung von Bakterien beteiligt sind. Kurioserweise scheinen sie dabei das reaktive Gas Ozon zu produzieren.  
Antikörper lösen Abwehr aus
Antikörper - Sekretionsprodukte von bestimmten Immunzellen, die Fremdkörper im Blut erkennen - binden spezifisch an den Erreger und aktivieren Killerzellen, die die Eindringlinge vernichten, so die gängige Annahme.
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Antikörper
Antikörper, auch Immunglobuline genannt, sind Proteine, die bei Eindringen von Krankheitserregern in den Körper von ausdifferenzierten B-Lymphozyten (bestimmte Art von weißen Blutkörperchen) gebildet werden und Teil der spezifischen Immunantwort sind. Jeder Antikörper kann sich nur an einen bestimmten Erreger (Antigen) binden. Es kommt zu einem Antikörper-Antigen-Komplex. Dabei werden Immunzellen aktiviert, die diesen Komplex abtöten und die Fremdkörper somit unschädlich machen.
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Lizenz zum Töten
Wissenschaftler des Scripps Research Institute entdeckten nun, dass Antikörper auch die Fähigkeit besitzen, Bakterien aktiv zu töten und dass bei diesem Prozess als Nebenprodukt eine Verbindung mit derselben chemischen Formel wie Ozon freigesetzt wird.

Die Studie wird in einer der kommenden Ausgaben der Fachzeitschrift "Science" publiziert.
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Der Artikel "Evidence for Antibody-Catalyzed Ozone Formation in Bacterial Killing and Inflammation" ist am 14. November vorab online bei "Science" erschienen.
->   Zum Artikel (kostenpflichtig)
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Wasserstoffperoxid zerstört Zellwand
Was Antikörper zur Zerstörung von Bakterien befähigt, ist die Produktion von Wasserstoffperoxid, das in die Zellwand von Bakterien Löcher bohren, die Zellen zum Platzen bringen und somit abtöten kann. Die Forschergruppe um Richard Lerner dokumentiert diesen Vorgang am Beispiel von Escherichia coli, einem Bakterium im menschlichen Darm.
Nötiges Substrat: Singulettsauerstoff
Antikörper benötigen als Substrat für die Bildung von Wasserstoffperoxid den so genannten Singulettsauerstoff, eine angeregte Form des Sauerstoffs.

Singulettsauerstoff wird bei normal ablaufenden Stoffwechselprozessen gebildet. Als wahrscheinlichste Quelle dafür vermutet man "phagozytierende" Immunzellen, die Fremdkörper aufnehmen und unschädlich machen. Antikörper stehen mit ihnen in engem Kontakt.
->   Mehr über Singulettsauerstoff
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Ozon
Ozon (O3) ist eine reaktive Form des Sauerstoffs, die aus drei Sauerstoffatomen besteht. Es ist ein farbloses, sehr giftiges Gas mit charakteristischem Geruch. Es kommt auf der Erde als Spurengas in der gesamten Atmosphäre vor mit einem natürlichen Gehalt von 10 hoch minus sechs Prozent. 85-90 Prozent befindet ín der Stratosphäre, also in 12-50 Kilometer Höhe. Das Maximum der Ozonschicht ist in einer Höhe von 25 Kilometer. Ozon schirmt die Erdoberfläche vor der gefährlichen UV-Strahlung ab, indem es Licht in diesem Wellenlängenbereich absorbiert.
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Ozon entsteht als Nebenprodukt
Singulettsauerstoff wird durch die Verbindung mit Wasser reduziert, wobei nach Angaben der Forscher das bakterienabtötende Molekül Wasserstoffperoxid und als Nebenprodukt Ozon entsteht.

An der Reaktion ist auch Dihydrogen Trioxid beteiligt, eine reduzierte Form von Ozon, die noch nie zuvor in biologischen Systemen festgestellt wurde.
Rückschluss auf Urfunktion der Antikörper
Alle Antikörper, so die Studie, sind zu der beschriebenen Reaktion in der Lage. Dies lässt die Spekulation zu, dass die ursprüngliche Aufgabe von Antikörpern der Entzug von Singulettsauerstoff war, das tödlich auf Zellen wirkt und somit eine potenzielle Gefahr im Körper darstellt.

Als Antikörper im Laufe der Evolution Teil der Immunabwehr wurden, behielten sie diese Funktion dennoch als zusätzliche Schutzmaßnahme bei.
->   Mehr zum Thema "Immunsystem" in science.orf.at
 
 
 
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01.01.2010