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Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Leben .  Kosmos 
 
Mikroorganismen aus der Stratosphäre  
  Stammt das Leben auf der Erde aus dem Weltall, wie es die Anhänger der "Panspermie-Theorie" annehmen? Oder ist die Evolution brav auf unserem Heimatplaneten abgelaufen - ohne Störung von "außen"? Die Frage ist noch lange nicht entschieden, neue Hinweise liefern nun drei im Labor isolierte Mikroorganismen: Sie stammen aus einer Luftprobe, die in der Stratosphäre - 41 Kilometer über der Erdoberfläche - entnommen wurden.  
Dem Mikrobiologen Milton Wainwright von der Sheffield University gelang es, einen Pilz und zwei Bakterien aus den Proben zu isolieren. Nach seinen Angaben haben sie zwar große Ähnlichkeiten mit irdischen Pendants, in einigen Eigenschaften würden sie sich aber unterscheiden.
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Die Ergebnisse der Studien werden in einem Fachjournal der "Federation of European Microbiological Societies", den "FEMS Letters", publiziert.
Die Studie als Pre-Print
->   FEMS Journals
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Auf den Spuren Fred Hoyles
Bei einem Ballonflug wurden im Jänner 2001 große Mengen Luft aus einer Höhe zwischen 20 und 41 Kilometer gesammelt. Der Kosmologe Jayant Narlikar, Direktor des Inter University Centre for Astronomy and Astrophysics in Pune (IUCAA/Indien), und Kollegen führten das Experiment durch.

Ausgewertet wurden die Proben durch Chandra Wickramasinghe, einem der Mitstreiter des verstorbenen Fred Hoyle. Hoyle war Hauptvertreter der modernen Panspermie-Theorie.

Der umstrittenen Theorie zufolge stammt das Leben auf der Erde von in Kometen enthaltenen Mikroorganismen aus dem Weltall, die in der Vergangenheit - aber auch in der Gegenwart -, permanent auf den Planeten niedergingen bzw. -gehen.
->   IUCAA
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Fred Hoyle: "Erfinder" des Urknalls
Der britische Astronom Fred Hoyle, der die Bezeichnung "Big Bang" (Urknall) für eine Theorie über die Entstehung des Weltalls prägte, ist im August 2001 Jahren gestorben. Der Wissenschaftler und Science-Fiction-Autor hatte die Erklärung der Kosmos-Entstehung durch einen "Großen Knall" vor 12.000 Millionen Jahren angezweifelt und ihr dabei zugleich den populären Namen gegeben.

Hoyle war Anhänger der Theorie eines anfangslosen Kosmos. Der Forscher an der Cambridge University wurde durch seine Zweifel an bestehenden kosmologischen Theorien bekannt wie auch für seine auch Laien eingängigen Erklärungen der Wissenschaft. Obwohl sich Forschungsergebnisse gegen seine Theorien häuften, war Hoyle für seine Arbeit über Sterne, Galaxien, Schwerkraft und Atome anerkannt. Sein bekanntestes Buch: "A for Andromeda".
->   Mehr über Fred Hoyle (Physics Today)
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Eine Tonne Bakterien pro Tag
Nach Entnahme der Luftproben wurden sie an der Universität Cardiff untersucht - sie wiesen Bakterienmengen auf, die den Schluss zuließen, dass pro Tag eine Tonne des bakteriellen Materials auf die Erde niederprasselt.

Obwohl die lebenden Bakterien beobachtet werden konnten, konnten sie im Labor aber zunächst nicht kultiviert werden. Milton Wainwright von der Sheffield University ist nun genau dies gelungen: Er isolierte einen Pilz und zwei Bakterien aus den Weltallproben.
->   Sheffield University, Molecular Microbiology Group
Keine Verschmutzungen
Die isolierten Organismen seien den auf der Erde lebenden sehr ähnlich. Allerdings gebe es auch eine Reihe beobachtbarer Unterschiede ihrer Eigenschaften, die darauf hinweisen könnten, dass sie über eine andere Herkunft verfügen.

Wie Wainwright in einer Aussendung betonte, sei es zwar "immer möglich, dass es zu Verschmutzungen der Probe gekommen ist" und die Mikroorganismen somit von der Erde selbst stammen könnten. Die Ergebnisse würden es aber sehr nahe legen, dass es sich dabei tatsächlich um Funde aus der Stratosphäre handelt.
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Panspermie-Theorie
Hinter der Diskussion um die Panspermie-Theorie steht nicht weniger als die Frage nach dem Ursprung des Lebens. Bereits 1903 hatte der schwedische Chemiker Svante Arrhenius vorgeschlagen, dass Sporen durch das Sonnensystem reisen könnten. Diese Panspermie genannte These wurde vor allem von den britischen Astronomen Fred Hoyle und Chandra Wickramasinghe in den 1970er Jahren wieder aufgegriffen. Ihr zufolge begann die Evolution einst durch die Einschläge von Meteoriten, die mikroorganisches Material auf die Erde brachten.
->   Mehr über die Panspermie-Theorie
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Mikroben unter lebensfeindlichen Bedingungen
Vor einem Jahr haben deutsche Weltraumforscher den Spieß umgedreht und untersucht, welche Überlebenschancen irdische Mikroben unter den lebensfeindlichen Bedingungen im Weltall haben.

Sie untersuchten Sporen des Heubazillus (Bacillus subtilis), eines der resistentesten Mikroorganismen, nach ihrer Rückkehr von einem Satellitenaufenthalt. Das Ergebnis: Schon geringe Mengen Staub und Sand schützten die Sporen vor der ultravioletten Strahlung der Sonne, so die Forscher.
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Heubazillus überlebt Weltraumflug
->   Unbekanntes organisches Material in Meteoriten
->   Neue Hinweise: Ursprung des Lebens liegt im All
->   Ursprung allen Lebens aus dem All?
 
 
 
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01.01.2010