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Aufregung um angeblich erstes "Klonbaby"  
  Gerade rechtzeitig im Weihnachtsnachrichtenloch gibt eine französische Wissenschaftlerin die angeblich erste Geburt eines "Klonbabys" bekannt. Das kleine Mädchen sei per Kaiserschnitt auf die Welt gekommen und die genetische Kopie seiner 30-jährigen Mutter, behauptet die Chemikerin Brigitte Boisselier von der US-amerikanischen Firma Clonaid und Mitglied der Raelianer Sekte. Wissenschaftliche Details sind bisher nicht bekannt - sie bergen aber, auch jenseits aller ethischen Bedenken, große Unsicherheiten.  
Man entferne den Zellkern aus einer befruchteten Eizelle und ersetze ihn durch den Kern aus der Zelle eines Erwachsenen. Da sich im Zellkern fast das gesamte Erbmaterial befindet, wird aus der Eizelle - in die Gebärmutter einer Frau eingepflanzt - ein Mensch, der zum größten Teil genetisch identisch ist mit demjenigen, von dem der Spenderzellkern stammt.
Beispiel Dolly: Schwieriges Klonen von Säugetieren
So sieht zumindest der "experimentelle Idealfall" aus - denn das Klonen von Säugetieren ist nicht gerade einfach: Ian Wilmut, einer der Väter des Klonschafs Dolly, bezeichnete derlei Unternehmungen beim Menschen immer als verantwortungslos.

Dolly war tatsächlich der einzige gelunge Versuch von 277 behandelten Embryonen. Viele von ihnen überstanden die Manipulation selbst nicht, der Rest starb im Frühstadium der Schwangerschaft, als Fehlgeburt oder kurz nach der Geburt.
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Das Gen, das Säugerklone absterben lässt
Säugetiere können tatsächlich nur mit einer sehr geringen Erfolgsrate geklont werden. Den Forschungsergebnissen einer Gruppe amerikanischer Entwicklungsgenetiker zufolge ist ein fehlreguliertes Gen in der Mehrzahl der Fälle für das Absterben von Säuger-Klonen verantwortlich. Die korrekte Anschaltung des Gens "Oct4" hängt demnach stark mit der Lebensfähigkeit von Maus-Klonen zusammen: Nur einer von zehn geklonten Mausembryonen sei in der Lage gewesen, Oct4 zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu aktivieren, berichteten die Forscher in der Fachzeitschrift "Genes & Development".
->   Mehr dazu in science.ORF.at (Artikel vom 15.5.02)
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Colman: Klonversuche sind Verbrechen
Der Biochemiker Alan Colman - einer weiterer Pionier des Säugetierklonens und selbst nicht gerade moralisch zimperlich, wenn es etwa um die Forschung an menschlichen Embryonen geht - bezeichnete bei einem Besuch in Wien die Versuche von Brigitte Boisselier ebenso wie die des italienischen Gynäkologen Severino Antinori schlicht als Verbrechen.
->   Alan Colman in Wien: Des "Klonmanns" neue Pläne (31.5.02)
Geklonte Schafe, Mäuse, Katzen, Ziegen ...
Sechs Jahre nach Dollys Geburt gibt es heute neben geklonten Schafen auch geklonte Mäuse, Ziegen, Schweine, Katzen, und Ziegen. Die Erfolgsraten der Prozedur - die Anzahl lebensfähiger Nachkommen pro manipulierte Embryonen - haben sich dabei allerdings kaum wesentlich verbessert.
Gesundheitliche Schäden bei geklonten Tieren?
Aus Untersuchungen an den geklonten Tieren weiß man mittlerweile außerdem, dass manche von ihnen gesundheitliche Schäden aufweisen.

So sind die Nachkommen geklonter Tiere häufig überdurchschnittlich groß. Und bestimmte Chromosomen-Veränderungen bei Dolly ließen eine Zeit lang vermuten, sie würde vorzeitig altern, da ihr biologisches Alter dem ihrer bereits toten genetischen Mutter entspreche.

Abgesehen von einer Arthritis erfreut sich Dolly jüngeren Berichten zufolge jedoch bester Gesundheit und ist auch selbst schon - auf natürlichem Weg - mehrfach Mutter geworden. Ob diese Veränderungen oder Gesundheitsbeeinträchtigungen tatsächlich mit dem Klonen in Zusammenhang stehen, ist allerdings bis heute unklar.
->   Mehr dazu in science.ORF.at: Geklonte Mäuse sterben früh
->   Dollys Geschichte in science.ORF.at (23.2.02)
Wettrennen um das erste "Klonbaby"
Die jetzt von der Chemikerin Brigitte Boisselier und dem Unternehmen Clonaid bekannt gegebene Geburt des ersten geklonten Babys ist der vorläufige Höhepunkt eines seit Jahren dauernden Wettlaufs zwischen ihr und dem italienischen Fortpflanzungsspezialisten Severino Antinori.

Per Kaiserschnitt soll ein geklontes Mädchen, die genetische Kopie seiner 30-jährigen Mutter, das Licht der Welt erblickt haben. Der Zeitpunkt dafür rund um das weltweit gefeierte religiöse Geburtstagsfest hätte von der Sektenanhängerin kaum besser inszeniert werden können.
Nachweis - theoretisch - relativ einfach
Ob das Mädchen tatsächlich ein "Klonkind" ist, wäre tatsächlich relativ einfach festzustellen. Dazu müssten lediglich DNA-Proben des Kindes und seiner "Klon-Mutter" verglichen werden.

Die Hoffnung, Genaueres über Versuche und Fehlversuche, die zur Geburt des Kindes führten zu erfahren, ist deutlich geringer. Und wie es dem Kind gesundheitlich ergehen wird, bleibt wohl schlicht abzuwarten.

Birgit Dalheimer, Ö1-Wissenschaft
->   Mehr zum "ersten Klonbaby" in ORF.at
->   Mehr zur Sekte der Raelianer in religion.ORF.at
->   Human Genome Project Information: Cloning Fact Sheet
->   Alles zum Thema Klonen in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010