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ORF ON Science :  News :  Leben .  Umwelt und Klima 
 
Klimawandel verändert Fauna und Flora  
  Die zunehmende Erwärmung der Erde bleibt nicht ohne Folgen für Fauna und Flora. Wie zwei umfangreiche Meta-Studien beweisen, verändern sich sowohl jahreszeitliche Abläufe als auch die Gebietsgrenzen einzelner Arten, die in kühleren Regionen Schutz suchen. Bereits jetzt legen Vögel ihre Eier signifikant früher als zuvor, blühen Pflanzen immer zeitiger und verkürzen manche Säugetiere ihren Winterschlaf.  
Öko-Systeme verschieben sich
Camille Parmesan von der University of Texas und Gary Yohe von der Wesleyan University in Connecticut stellen eine Metastudie vor, die sich mit mehr als 1.700 Arten beschäftigt.

Ihr Schluss: Pro Jahrzehnt "verschieben" sich die ökologischen Systeme um durchschnittlich 6,1 Kilometer in Richtung der Pole. Und der Frühling bzw. seine Phänomene (z.B. Wanderungsbewegungen oder Brutzeiten) beginnen immer früher - im Schnitt um 2,3 Tage pro Jahrzehnt.

Mit anderen Worten: Der Klimawandel hat die Tier- und Pflanzenwelt bereits längst verändert.
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Die Studie von Parmesan und Yohe ist unter dem Titel "A globally coherent fingerprint of climate change impacts across natural systems" in der aktuellen Ausgabe von "Nature" Bd. 421, Nr. 6918, S. 37) erschienen.
->   Nature
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Klimatrend beschleunigt biologischen Wandel
In den vergangenen hundert Jahren wurde ein globaler Temperaturanstieg von 0,6 Grad Celsius gemessen. Nach Schätzungen des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCCC), einem internationales Expertengremium der UNO, wird sich dieser Trend im nächsten Jahrhundert dramatisch verstärken: eine Zunahme der globalen Durchschnittstemperatur um 1,4 bis 5,8 Grad Celsius sei zu erwarten.

Sollte sich dieses Szenario bewahrheiten, und davon gehen die Forscher der nun vorgestellten Studien aus, so wird es zu weit stärkeren Auswirkungen kommen als bisher.
->   Mehr zu den IPCCC-Prognosen
Suche nach "Fingerabdrücken des Klimas"
Parmesan und Yohe beschreiben die aktuellen Erkenntnisse in aller Vorsicht: Kausale Zusammenhänge zwischen Klimawandel und biologischer Trends herzustellen sei kompliziert - da nichtklimatische Einflüsse die kurzfristigen Veränderungen lokaler Biosysteme bestimmen würden.

Nichtsdestotrotz begaben sie sich auf die Suche nach "Fingerabdrücken des Klimas" in der Natur, die sie aus ihren Metastudien ableiteten. Im Schnitt betrugen die Laufzeiten der einzelnen Studien 45 Jahre.
Untersuchung von Habitatsgrenzen ...
Für die Untersuchung von Habitatsgrenzen trugen sie die Daten von 99 Studien zu Vögeln, Schmetterlingen und alpinen Kräutern zusammen.

Das Ergebnis: Die Grenzen ihres Vorkommens haben sich pro Jahrzehnt durchschnittlich um 6,1 Kilometer pro Jahr in Richtung Norden sowie um 6,1 Höhenmeter verschoben.
... und Erscheinungen der Jahreszeiten
Was den jahreszeitlichen Ablauf biologischer Erscheinungen betrifft, haben die Forscher Daten von 172 Arten an Kräutern, Bäumen, Vögeln, Schmetterlingen, Amphibien und Sträuchern untersucht.

Im Mittelpunkt standen die Beginnzeiten von Nisten, Eierbrüten und Blüte sowie die Migration von Zugvögeln und Schmetterlingen. Dabei kamen sie auf einen Frühlingsbeginn, der sich pro Jahrzehnt im Schnitt um 2,3 Tage früher abspielt.
Zweite Studie, ähnliches Resultat
In der gleichen "Nature"-Ausgabe stellen auch Terry L. Root von der Universität Stanford und seine Kollegen temperaturabhängige Änderungen der Biosysteme fest: und zwar von Insekten bis Säugetieren.

Diese Änderungen seien in großen Höhen und in nördlicheren sowie südlicheren Breitengraden besonders stark - hier werden auch die größten Temperaturänderungen gemessen bzw. vorausgesagt.
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Die Studie von Root und Kollegen "Fingerprints of global warming on wild animals and plants" in der aktuellen Ausgabe von "Nature" Bd. 421, Nr. 6918, S. 57) erschienen.
->   Nature
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Veränderungen bei 80 Prozent aller Arten
Root und sein Team verwendeten für ihre Meta-Analyse 143 Einzelstudien, die über 1.400 Pflanzen- und Tierarten beinhalteten. Bei 80 Prozent dieser Arten konnten Veränderungen festgestellt werden, die mit den erhöhten Temperaturen zusammenhängen.
Beispiel: Nordamerikanische Sumpfschwalbe
Als ein Beispiel führen die Forscher die Nordamerikanische Sumpfschwalbe an. In einer Studie wurden dabei 21.000 Nester über einen Zeitraum von 40 Jahren untersucht. Der Schluss: Die weiblichen Schwalben legten ihre Eier zum Studienende im Schnitt um neun Tage früher als zu Studienanfang.

Ähnliche Resultate zeitigten Untersuchungen von bestimmten Pflanzenarten wie z.B. wilden Geranien.
->   Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC)
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01.01.2010