News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Zehn Jahre bleifreies Benzin: Erholung der Umwelt  
  Vor zehn Jahren begann der endgültige Ausstieg von verbleitem Benzin in Österreich. Wie landesweite Untersuchungen belegen, sind die Belastungen von Luft und Boden seither deutlich zurückgegangen.  
"Spielt in der Luft keine Rolle mehr"
Ab 1. Februar 1993 durften ab Raffinierie und beim Import nur noch bleifreie Treibstoffe gehandelt werden, damit verschwand auch das bis dahin noch erhältliche verbleite Super langsam aus den Tanks der Zapfsäulen.

Seit 1. November 1993 ist die Abgabe von Blei-Sprit an den Zapfsäulen endgültig verboten. Flächendeckende Untersuchungen des Umweltbundesamtes (UBA) Wien zeigen, dass sich das Verbot für die Umwelt sehr positiv ausgewirkt hat, die Lage hat sich deutlich entspannt.

"In der Luft spielt das Blei mittlerweile praktisch keine Rolle mehr", erklärte dazu Günther Lichtblau, Experte für Umwelt, Verkehr und Lärm am UBA gegenüber der APA.
...
Von 332 Tonnen auf 13,2 Tonnen Blei
1985 wurden noch insgesamt 332 Tonnen Blei (PB) pro Jahr in die Umwelt geblasen, wobei der Verkehr etwa drei Viertel des Ausstoßes verursachte. Bis zum Jahr 2000 konnte der Ausstoß laut Umweltkontrollbericht 2002 auf nur noch 13,2 Tonnen reduziert werden. Obwohl der Bereich Verkehr zu dieser erfreulichen Entwicklung das meiste beigetragen hat, konnte auch die Industrie den Blei-Output erheblich senken.
->   Emissionen der Schwermetalle Pb, Cd und Hg (UBA)
...
Luft-Messung an drei Standorten
Bleimessungen der Luft werden durch das UBA an drei Standorten in Österreich regelmäßig durchgeführt.

"An den zwei traditionell gering belasteten Standorten in Oberösterreich und Salzburg liegt der Bleiwert häufig sogar unter der Nachweisgrenze, gerade bei Brixlegg messen wir noch Blei, wenngleich in deutlich geringeren Dosen als noch vor zehn Jahren", so Lichtblau.
Im Boden nach wie vor nachweisbar
Sehr wohl noch praktisch in ganz Österreich nachweisbar ist Blei im Boden. Das Schwermetall wird im Boden relativ fest etwa an Ton und Humus gebunden. Das hat den Nachteil, dass es sich über die Jahre kaum abbaut, aber auch den Vorteil, dass der Schadstoff für Pflanzen kaum verfügbar ist und so wenig Schaden anrichtet.

Außerdem gibt es Gegenden in Österreich, in denen der natürliche Bleigehalt - verursacht durch bleihaltige Erze im Boden - relativ hoch ist.
Untersuchungen von Moosen ...
Um die Auswirkungen der Bleiemissionen auf Pflanzen flächendeckend beurteilen zu können, untersuchen die UBA-Experten seit Jahren Moose in ganz Österreich. Zur Zeit werden laut Alarich Riss, Abteilungsleiter für terrestrische Ökologie am UBA, 221 Standorte regelmäßig besammelt, diese sind so gewählt, dass sich ein repräsentatives Bild von Österreich ergibt.

"Moose haben für diesen Zweck den Vorteil, dass sie ihre Nährstoffe nur aus der Luft nehmen und so die Luftqualität widerspiegeln", so Riss.
... zeigten starke Belastungs-Reduktionen
Im Jahr 1995 ergaben die Moos-Analysen österreichweit durchschnittlich 9,8 Milligramm pro Kilogramm Trockengewicht (mg/kg TG), 2000 hatte sich der Wert um rund 33 Prozent auf 6,6 mg/kg TG reduziert. Geht man bis 1991 zurück, ergibt sich sogar eine Reduktion um 54 Prozent.

Dabei müsse allerdings eingeschränkt werden, dass die Werte 2000 und 1991 auf Grund unterschiedlicher Probennahmen nicht so gut vergleichbar sind. Die Moos-Analysen werden in Zusammenarbeit mit dem Institut für Ökologie und Naturschutz der Universität durchgeführt.
Blei: Ein giftiges Schwermetall
Blei ist ein Schwermetall, das für die unterschiedlichsten Zwecke eingesetzt wird. Durch die Aufnahme von Blei, Bleisalzen oder organischen Bleiverbindungen kann es zu akuten oder chronischen Vergiftungen kommen.

Neben der - seit 1993 verbotenen - Verwendung als so genanntes Anti-Klopfmittel in Treibstoffen wird es in Akkumulatoren, Rostschutzfarben und in der Glas- und Keramikerzeugung eingesetzt.
...
Verwendung für Leitungen: Hohe Bleiwerte im Trinkwasser
Unrühmliche Bekanntheit hat das Schwermetall besonders durch den Einsatz für Wasserleitungen erlangt, die besonders in alten Häusern teilweise noch in Betrieb sind und für hohe Blei-Werte im Trinkwasser sorgen. Bleivergiftungen zählen etwa unter Arbeiter in Bleihütten oder in Akkumulatorenwerken zu den Berufskrankheiten. Weltweit ist die Produktion von Blei rückläufig.
...
Die Folgen einer Bleivergiftung
Blei und Bleiverbindungen können über Lunge, Haut und Verdauungstrakt aufgenommen werden. Akute Vergiftungen sind selten, die Anfangssymptome recht diffus: Metallischer Geschmack im Mund, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Übelkeit.

Typisch sind schwere Verstopfungen mit Krämpfen und Schmerzen im Darm und Harnverhalten. In weiterer Folge kommt es zu Nervenlähmungen, epilepsieartigen Krämpfen und massiven Herzproblemen.

Anzeichen für chronische Vergiftungen sind typische Bewegungseinschränkungen, Müdigkeit, Zittern, fahle Hautfarbe oder Verfärbungen des Zahnfleisches. Bei lange andauernden chronischen Vergiftungen werden Blut, Darm, Knochen, Nieren und Leber geschädigt. Einmal auf genommen, hält sich Blei im menschlichen Körper sehr lange.
->   Umweltbundesamt
Mehr über Blei-Belastung in science.ORF.at:
->   Muttermilch: Geringe Mengen Blei und Quecksilber
->   Bleitests für verhaltensauffällige Kinder?
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010