News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 
Gene für schwarzes Fell machen Katzen gesünder  
  Ein glänzendes schwarzes Fell sieht nicht nur schön aus, es zeugt offenbar auch von der besseren Gesundheit seiner "feliden" Träger. Amerikanische Forscher haben die genetischen Mutationen untersucht, denen viele Hauskatzen sowie manche Jaguare und Leoparden das tiefdunkle Fell zu verdanken haben. Demnach sind diese Mutationen häufig in Genen zu finden, die bei Menschen mit der Entstehung von Krankheiten wie etwa Aids zusammenhängen.  
Wie Eduardo Eizirik und seine Kollegen vom US-National Cancer Institute in Maryland im Fachmagazin "Current Biology" schreiben, findet sich eine Schwarzfärbung des Fells - auch als "Melanismus" bezeichnet - bei elf von 37 verschiedenen Katzenspezies.
...
"Molecular Genetics and Evolution of Melanism"
Der Artikel "Molecular Genetics and Evolution of Melanism in the Cat Family" von Eduardo Eizirik, Naoya Yuhki, Warren E. Johnson, Marilyn Menotti-Raymond, Steven S. Hannah und Stephen J. O'Brien ist erschienen in "Current Biology", Bd. 13, 448-453, vom 4. März 2003.
->   Zum Abstract des Originalartikels
...
Genetische Untersuchung am schwarzen Fell
Die Schwarzfärbung des Fells wird gerne damit erklärt, dass ein sehr dunkles Äußeres jagenden Katzen bei Nacht eine bessere Tarnung verleiht. Die Wissenschaftler um Eizirik wollten es allerdings genau wissen - und untersuchten die genetischen Grundlagen für das schwarze Fell.

Ihre Vermutung: Die dafür verantwortlichen Gene könnten eine Art von Schutz gegenüber Krankheiten liefern, die schwarze Fellfärbung wäre dann möglicherweise schlicht ein hübscher Nebeneffekt - oder zumindest nicht der einzige Grund für die sehr häufig vorkommenden schwarzen Katzen.
Hilfe gegen menschliche Krankheiten?
"Durch das Verständnis dafür, wie wilde Arten wie Katzen Resistenzen gegen Krankheiten entwickeln, lassen sich vielleicht neue, natürliche genetische Resistenzen entdecken, die auch bei menschlichen Krankheiten helfen könnten," erklärte Stephen O'Brien, ein Mitglied des Forscherteams, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.
Verschiedene Mutationen als Ursache
Den Ergebnissen zufolge sind verschiedene Mutationen bei den unterschiedlichen Katzenspezies dafür verantwortlich. Für die Forscher besonders interessant: Einige dieser Mutationen liegen tatsächlich auf Genen, die - beim Menschen - mit der Entstehung von Krankheiten wie Aids zusammenhängen.
...
Aberglaube: Schwarze Katzen als Unglücksbringer
Noch heute wird eine schwarze Katze mancherorts als Unglücksbote bezeichnet, besonders schwer hatten sie und ihre andersfarbigen Kollegen es allerdings im Mittelalter: Damals galten die von der katholischen Inquisition als Hexentiere bezeichneten Hauskatzen als Verkörperung des Bösen und wurden - ebenso wie vermeintliche menschliche Hexen - gnadenlos verfolgt. Nicht wenige landeten auf dem Scheiterhaufen und schon ihr Besitz konnte Menschen das Leben kosten.

Als etwa die Pest 1665 in London wütete, machte man statt der die Krankheit übertragenden Ratten deren natürliche Feinde dafür verantwortlich - der Bürgermeister von London ordnete die Tötung aller Katzen und Hunde an. Schätzungen zufolge wurden zwischen 80.000 und 200.000 Katzen getötet.
->   Mehr zur wechselvollen Geschichte der Katzen in www.zdf.de
...
Beispiel MC1R - Gen-Familie spielt bei HIV eine Rolle
So weisen etwa schwarze Jaguare Mutationen in dem Gen MC1R auf. Dieses findet sich auch bei Menschen - ist es mutiert, haben manche rotes Haar.

Es gehört zu einer Gen-Familie, den so genannten 7-transmembranen Rezeptoren, die als eine Art Eingang in die Zelle dienen und häufig von Viren oder Bakterien verwendet werden, um die Zelle zu infizieren. Auch das HI-Virus dringt über einen solchen 7-transmembranen Rezeptor in die Körperzellen ein.

Bei Hauskatzen ist demnach eine Mutation in dem Gen ASIP für die schwarze Fellfarbe verantwortlich. Fünf andere untersuchte Arten hatten weder auf MC1R noch auf ASIP eine Mutation - die Forscher schließen daraus, dass es mindestens vier unabhängige genetische Ursachen für Melanismus bei Katzen gibt.
->   Informationen zu Melanismus bei Katzen
Ein Hinweis auf adaptive Evolution?
Alle bisherigen Ergebnisse deuten - nach Meinung der Forscher sehr deutlich - darauf hin, dass ein Schutz vor Krankheiten als sehr wahrscheinlicher Entstehungsgrund für die Gen-Mutationen angenommen werden kann.

Wie Stephen O'Brien gegenüber Reuters ausführt, seien die heute vertretenen Spezies schließlich Überlebende der evolutionären Entwicklung der Katzen.
->   "Current Biology"
->   National Cancer Institute USA
->   Alles zum Stichwort Katze im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Leben 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010