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Aids: Neues Behandlungsprinzip zugelassen  
  Zunehmende Resistenzen gegen herkömmliche Aids-Therapien erfordern neue Ansätze. Nun wurde in den USA erstmals ein Wirkstoff zugelassen, der das Eindringen des HI-Virus in Zellen verhindert.  
Dies gaben der Schweizer Pharmakonzern Roche und sein Entwicklungspartner Trimeris am Freitag bekannt.

Bei dem von der US-Arzneimittelbehörde FDA zugelassenen Aids-Medikament Enfuvirtide ("Fuzeon", ehemals T-20) handelt sich um den ersten so genannten Fusionsinhibitor.
Synthetisches Eiweißmolekül aus 36 Aminosäuren
Der ursprünglich unter der Bezeichnung T-20 bekannt gewordene Wirkstoff ist ein synthetisch hergestelltes Eiweißmolekül aus 36 Aminosäuren.

Es bindet an einer Stelle der "Noppen" des HI-Virus (GP 41), mit dem es mit der Membran jener Zellen verschmilzt, in die es im Rahmen der Infektion eindringt. T-20 muss allerdings zwei Mal pro Tag unter die Haut injiziert werden.
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Die bisherigen Medikamente
Bisher stehen für die Behandlung der HIV-Infektion folgende Therapieprinzipien zur Verfügung: Reverse Transkriptase-Hemmer (Nukleosid- oder Non-Nukleosid-Inhibitoren, welche das Umschreiben der Virus-RNA-Erbsubstanz in eine DNA zum Einbau in das Genom infizierter Zellen blockiert) und Protease-Inhibitoren, welche den Zusammenbau von neuen Viruspartikeln verhindern.
->   Die Presseaussendung von Trimeris (13.3.03)
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Kombinationstherapie seit 1995
Erst die ab 1995 mit den Protease-Inhibitoren möglich gewordene hoch wirksame antiretrovirale Therapie (HAART) hat zumindest in den westlichen Industriestaaten zu einer drastischen Reduktion der Aids-Todesfälle geführt. Die HIV-Erkrankung wurde in Richtung einer beherrschbaren chronischen Infektion gedrängt.

Doch das Entstehen von Resistenzen auch gegen die Kombi-Therapie und Behandlungsfehlschläge schufen den Bedarf für das neue Behandlungsprinzip. Je mehr verschiedene Strategien vorhanden sind, desto größer ist die Erfolgswahrscheinlichkeit.
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Studie zu T-20 mit positiven Ergebnissen
Gemeinsam mit der Bekanntgabe der Zulassung des neuen Arzneimittels in den USA - dies soll auch in nächster Zukunft in Europa geschehen - veröffentlichte das New England Journal of Medicine (NEJM) am Freitag eine klinische Studie mit T-20 online (doi: 10.1056/NEJMoa035026) .

Dabei war bei 501 Aids-Patienten eine verbesserte herkömmliche Therapie mit einer solchen Behandlung plus dem neuen Arzneimittel verglichen worden. Demnach sprachen binnen acht Wochen doppelt so viele mit T-20 Behandelte gut auf die Therapie an wie in der Kontrollgruppe. Man erreichte weniger als 400 HIV-Partikel pro Kubikmillimeter Blut.
->   Abstract der Studie (NEJM)
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Für Patienten, bei denen andere Therapien nicht wirken
In Frage kommt das neue Medikament vor allem für HIV-Patienten, bei denen die herkömmliche Therapie keinen ausreichenden Effekt mehr hat.

So erklärte im November vergangenen Jahres der Schweizer Aids-Spezialist Bernard Hirschel: "Diese neue Klasse von Medikamenten hat schon Patienten das Leben gerettet, bei denen es keine andere Möglichkeit zur Behandlung mehr gab."
Mehr zum Thema in science.ORF.at:
->   Studie mit Aids-Impfstoff: Ergebnis enttäuschend (24.2.03)
->   Forscher filmen HIV "live" in menschlichen Zellen (13.12.02)
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01.01.2010