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Abstinente Raucher haben gestörtes Zeitempfinden  
  Dass Rauchen allerlei schädliche Auswirkungen auf Körper und Geist hat, ist bekannt. Eine aktuelle Studie beweist nun, dass es auch die Fähigkeit beeinträchtigt, Zeitintervalle richtig einzuschätzen. Für Raucher vergeht die Zeit subjektiv viel langsamer als für Nichtraucher.  
Dieses gestörte Zeitempfinden könnte - neben anderen Faktoren - Antworten darauf geben, warum sich entwöhnungswillige Raucher gestresst fühlen, sich schlecht konzentrieren können und leicht abgelenkt werden - schließlich, warum es so schwierig ist, mit dem Rauchen aufzuhören.

Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Medizinerin Laura Cousino Klein von der Penn State University und ihrem Forschungsteam. "Zeiteinschätzung kann als Gradmesser für Aufmerksamkeit herangezogen werden", so Klein in einer Aussendung.
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Die Studie von Laura Cousino Klein und ihrem Team erscheint unter dem Titel "Smoking Abstinence Impairs Time Estimation Accuracy in Cigarette Smokers" in der aktuellen Ausgabe des "Psychopharmacology Bulletin".
->   Psychopharmacology Bulletin
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Um die Hälfte verschätzt
Bei der Studie mussten 22 Nichtraucher (zwölf Männer, zehn Frauen) und 20 regelmäßige Raucher (12/8) im Alter von 18 bis 41 Jahren einen Zeitraum von 45 Sekunden einschätzen. Die Raucher mussten den Test zweimal machen: das eine Mal während sie rauchten, das andere Mal, nachdem sie angehalten wurden, 24 Stunden nicht zu rauchen.

Das Ergebnis: Die abstinenten Raucher schätzen das Intervall durchschnittlich um die Hälfte länger ein als die Nichtraucher - manche gar um eine Minute länger.
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Die Probanden mussten das Intervall erraten, indem sie die Zeit zwischen einem "Start"- und einem "Stop"-Zeichen einschätzten. Sie wurden dabei gebeten nicht mitzuzählen, sondern die vergangenen Zeit gefühlsmäßig zu beurteilen.
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Kein Geschlechter-Unterschied
Die Schätzungen von Nichtrauchern und Rauchern waren sich sehr ähnlich - aber nur, wenn die Raucher auch rauchen durften. Hatten sie sich aber in der geforderten 24stündigen Abstinenz geübt, verschlechterte sich ihr Einschätzungsvermögen dramatisch.

Und zwar sowohl gegenüber den Urteilen der Nichtraucher als auch ihren eigenen, wenn sie rauchen durften. Nach Angaben der Forscher gab es dabei keinen Unterschied zwischen Frauen und Männern.
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Wiener Forscher: Nikotin weitgehend harmlos
Nikotin ist die - nach Koffein - am zweithäufigsten verwendete psychoaktive Droge der Welt. Wiener und schwedische Forscher behaupteten zuletzt: Die Substanz macht abhängig, ist aber weitgehend harmlos.
->   Mehr dazu (9.5.03)
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Ergebnisse in Zukunft berücksichtigen
Der Schluss der Forscher: Bereits ein Tag ohne Zigaretten kann die Wahrnehmungsfähigkeit von - jungen und prinzipiell gesunden - Rauchern verändern. Ein Umstand, den es bei zukünftigen Forschungen zu Nikotinabhängigkeit und Entwöhnungsstrategien zu berücksichtigen gelte.
->   Laura Cousino Klein
->   Mehr zum Thema Nikotin in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010