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"Vater" der modernen Reanimation Peter Safar tot  
  Ein großer Pionier der Notfallmedizin ist tot: Peter Safar, der aus Österreich stammende "Vater" der modernen Herz-Kreislauf-Reanimation, ist Sonntagnacht im Alter von 79 Jahren in Pittsburgh in den USA gestorben. Selten hat ein Einzelner die Medizin so beeinflusst wie der 1924 in Wien geborene Anästhesist. Die Wiederbelebung von Menschen mit Herz-Kreislauf-Stillstand ist jenes Fachgebiet, mit dem Safar weltberühmt wurde.  
"Er hat Meilensteine gesetzt. Er war ein unglaublicher Lehrer. Er war einfach ein Mensch", sagte Fritz Sterz von der Notfallaufnahme des Wiener AKH, einer seiner zahlreichen Schüler weltweit, im APA-Gespräch.
"Erfinder" der ABC-Reanimation
Bild: APA
Peter Safar am 21. Mai 1997 im Rahmen einer Feier in Wien
Der Arzt hat sein Leben damit verbracht, Menschen ihr Leben zurückzugeben und vor fast 50 Jahren das System der Reanimation bei Herz-Kreislauf-Versagen nach der so genannten ABC-Regel "erfunden" - A für "Atemwege freimachen", B für "Beatmen" und C für "Herzmassage".

Die Mund-zu-Mund-Beatmung erprobten Safar und seine Oberärzte damals in "heroischen Versuchen", berichtete Sterz: Der Mediziner narkotisierte Mitglieder seines Teams mit einem indianischen Pfeilgift, um dann die Wiederbelebungsmaßnahme zu testen.
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Würdigung durch den Rektor der University of Pittsburgh
"Während seiner ganzen hervorragenden Karriere hat Peter Safar unermüdlich und erfolgreich daran gearbeitet, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen", sagte Mark Nordenberg, Rektor der University of Pittsburgh, der Jahrzehnte langen Wirkungsstätte des Wissenschaftlers. Er habe medizinische Richtlinien fundamental neu gestaltet und geholfen, "Hunderttausende Menschenleben zu retten".
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Initator des ersten modernen Rettungswesens
"In Pittsburgh initiierte Peter Safar das erste moderne Rettungswesen, indem er damals die Menschen aus den Slums holte und ausbildete", so Sterz. "Außerdem gründete er die ersten Intensivstationen."

Später konzentrierte sich Peter Safar noch stärker auf die Forschung. "Vor rund 15 Jahren hat er die Wirkung der Kühlung untersucht", sagte Sterz. "Davon profitiert die Welt jetzt wieder. Es ist ja eigentlich nicht meine Erfindung, ich habe es bei ihm gelernt. Die meisten haben eigentlich von ihm abgeschrieben, und ich auch."
Ultraschnelle Abkühlung von Notfallpatienten
Bei der ultraschnellen Abkühlung von Notfallpatienten wird die Temperatur von Gehirn und Herz innerhalb weniger Minuten auf bis zu acht Grad Celsius reduziert. Unter dem konservierenden Schutz der Kühlung können Transport und Operation durchgeführt werden, danach erfolgen Reanimation und langsames Aufwärmen.
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Studien zu Mechanismen des Herzstillstandes
"Daneben hat er wahnsinnig viele Studien zu den Mechanismen durchgeführt, die beim Herzstillstand ablaufen, von der Chemie bis zu den metabolischen Problemen. Diese Ergebnisse wird man wahrscheinlich in der Zukunft noch brauchen, um neue Therapien aufzubauen", so Sterz.
->   Schnelle Kühlung verhindert Tod von Unfallopfern (13.6.02)
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Geboren und ausgebildet in Wien
Peter Safar wurde am 12. April 1924 in Wien geboren. "Den Zweiten Weltkrieg hat er als 'U-Boot' überlebt, er war untauglich geschrieben", sagte Sterz. Von 1934 bis 1942 besuchte er das Piaristengymnasium.

Die Ausbildung zum Arzt erfolgte in Wien (1943 bis 1948/Doktorat). Der Arzt verschaffte sich nach der Promotion zum "Doktor der gesamten Heilkunde" an der Pathologie und Chirurgie in Wien sowie an der Yale Universität (New Haven/US-Bundesstaat Connecticut) umfangreiches Spezialwissen, bis er als Anästhesist an das Universitätskrankenhaus von Pennsylvania kam.

Ab 1952 wurde er unter anderem zum Begründer von Abteilungen für Anästhesie an so weltberühmten Kliniken wie dem Johns Hopkins Krankenhaus (Baltimore) und an der Universitätsklinik in Pittsburgh.
"Österreicher aus tiefster Seele"
"Er war Österreicher aus tiefster Seele", sagte Sterz. Bei seinen Wien-Besuchen habe Peter Safar besonders gern Konzerte der Philharmoniker besucht. Der Arzt spielte auch selbst Piano. Er hinterlässt seine Frau Eva sowie zwei Söhne, Philip und Paul. 1997 erhielt Safar in Wien den "Goldenen Ratshausmann" überreicht.
->   University of Pittsburgh
->   Safar Center, University of Pittsburgh
 
 
 
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01.01.2010