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Neues Buch: Künstliche Intelligenz & Emotionen  
  Künstliche Intelligenz und Emotionen sind mittlerweile kein Widerspruch mehr. Der österreichische "Guru" der künstlichen Intelligenz, Robert Trappl, hat zum Thema ein neues Buch herausgeben.  
Darin werden Gefühle bei Mensch und Maschine von Wissenschaftlern, Künstlern, Philosophen und Ingenieuren beschrieben und analysiert. Und es wird die Frage aufgeworfen: Welche Konsequenzen kann es haben, wenn Roboter oder Computerprogramme Gefühle vermitteln?
Gefühlsechte Artefakte
Welche Bedeutung haben Emotionen bei elektronischem Spielzeug, Computerprogrammen, Computerspielen oder Robotern? Damit befasst sich das Buch "Emotions in Humans and Artifacts".

Dabei geht es nicht um die Gefühle, die der Mensch den Artefakten entgegen bringt, sondern um jene Gefühle, die diese dem Menschen suggerieren. Robert Trappl, Vorstand des Instituts für medizinische Kybernetik und artificial intelligence der Universität Wien, hat das Buch über Gefühle bei Mensch und Maschine mitherausgegeben: "Ich meine Emotionen, die in diesen Spielen drinnen sind. Inwieweit diese Spiele Emotionen des Menschen erkennen, verarbeiten und äußern können - und damit auch hervorrufen können."
->   Institut für medizinische Kybernetik und artificial intelligence
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Beispiele: Furby, Tamagotchi, Poo-Chi
"Tamagotchi" und "Furby" - dieses Kinderspielzeug löste vor wenigen Jahren Diskussionen unter Pädagogen und Psychologen aus. Das Plüschtier "Furby" konnte sprechen lernen. Das Computerküken "Tamagotchi" entwickelte sich in seinem Plastik-Ei je nach Pflege des menschlichen Besitzers gut, wurde gemein oder starb.

Der elektronische Hund "Poo-Chi" machte "Sitz" oder "Platz", konnte tanzen und bellen. Ausgestattet mit einem Berührungs-, Geräusch-, Licht- und Infrarotsensor konnte er laut Hersteller seinen Gemütszustand durch Bellen, Winseln und verschiedene Blicken verständlich machen. Weitere Entwicklungen sind z.B. der Roboterhund "Aibo" oder das Roboterkätzchen "FurReal" mit grauem, weißem oder braunem Fell.
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Wie weit darf man gehen?
Früher habe ein Kind Emotionen in Spielzeug hineinprojiziert, meinte der Experte für künstliche Intelligenz, Robert Trappl im ORF-Radio. Das Kind habe z.B. mit einer Puppe gesprochen und dabei gesagt "Du bist jetzt müde, du bist jetzt hungrig." Mittlerweile gebe es Spielzeug, das diese Bedürfnisse selbst ausdrückt mit den Worten "Ich bin müde. Ich will gefüttert werden. Spiel mit mir!"

Trappl: "Das heißt, sie [Anm. die Spielsachen] rufen Emotionen in gezielter Weise hervor und können sie natürlich auch manipulieren. Man stelle sich eine Puppe vor, die sagt Das ist angenehm! Tu das öfter! - wenn man sie mit Nadeln durchbohrt. Darf man so eine Puppe bauen? Welche Konsequenzen könnte so eine Puppe haben?"
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Das Buch "Emotions in Humans and Artifacts" ist im Verlag des Massachusetts Institute of Technology erschienen, kurz MIT Press.
Herausgeber: Robert Trappl, Paolo Petta und Sabine Payr.
->   Das Buch (MIT Press)
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Weiteres Kapitel: Pflegeroboter
In dem Buch "Emotions in Humans and Artifacts" werden neben den Entwicklungen und den ethischen Fragen bei Kinderspielzeug zum Beispiel auch Pflegeroboter besprochen.

"Wir leben in einer Kultur, in der immer weniger Menschen bereit sind, einen immer größeren Prozentsatz der alternden Menschen zu betreuen. Kann man so etwas, wie die Betreuung von älteren Menschen auch durch Geräte machen?"

Dabei gebe es interessante kulturelle Unterschiede, sagt Robert Trappl: Während es bei uns sehr strittig wäre, ob man Menschen einem noch so intelligenten und emotionalen Roboter aussetzen könne, herrsche in Japan die gegenteilige Einstellung: "Für einen Japaner ist es außerordentlich peinlich, schwach und hinfällig gegenüber einem anderen Menschen zu sein - zumindest sagt man das. Bei dieser Einstellung wäre es wünschenswert, sich nicht einem Menschen ausgeliefert zu fühlen, sondern einer Maschine. Die Frage ist: Werden wir das auch in Europa und in den USA lernen?"

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Care-O-Bot: Roboterassistent für Haushalt und Pflege (2.10.03)
->   Intelligent: Textilien der Zukunft (6.9.01)
->   Die Trends in der Artificial Intelligence (6.8.01)
 
 
 
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01.01.2010