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Neue Suchtformen im Vormarsch  
  In Österreich gelten 330.000 Menschen als alkoholsüchtig, mindestens 10.000 als drogenabhängig im engeren Sinn. Doch neue Suchtformen - wie Kauf- oder Arbeitssucht - werden von Experten immer öfter thematisiert.  
Den aktuellen Trends zum Thema Sucht widmet sich der neue Leiter des Anton-Proksch-Instituts in Wien Kalksburg, Michael Musalek.
Problem "legale Drogen"
Illegale Drogen stellen gegenüber den legalen Substanzen das weitaus geringere Gesundheitsproblem dar, heißt es vom Anton-Proksch-Institut in Wien Kalksburg: Als drogenabhängig im engeren Sinn (Stichwort Heroin, Kokain, Morphium) werden mindestens 10.000 Menschen hierzulande vermutet.

Doch 330.000 Menschen gelten als alkoholkrank - dreiviertel davon sind Männer, Frauen holen jedoch auf, heißt es vom Anton-Proksch-Institut in Wien Kalksburg. Und 1,2 Millionen Österreicherinnen und Österreicher werden von den Suchtexperten zu den Nikotinsüchtigen gezählt.
"Neue Süchte": Internet, Arbeit, Sex
Außerdem nehmen laut Anton-Proksch-Institut neue Suchtformen wie Internetsucht oder Arbeitssucht zu: Als Internetsüchtig gelten z.B. 50.000 Österreicher. Spielsucht betrifft bis zu 6 Prozent der Bevölkerung. Als stark Kaufsucht-gefährdet gelten Schätzungen zufolge 5 Prozent und als sexsüchtig 1 bis 3 Prozent - wobei Sexsucht als Krankheitsbild umstritten sei, so Michael Musalek.
Sucht ohne Drogen
Grafik: APA; Quelle: Anton-Proksch-Institut
Abhängig von Arbeit, Internet, Spiel, Sex, Essverhalten oder Kauferlebnissen - neue Suchtformen nehmen zu und rücken zudem stärker ins Blickfeld der Öffentlichkeit, meint Michael Musalek gegenüber dem ORF-Radio.

Zum Beispiel sei die Arbeitssucht lange Zeit nicht beachtet worden: "In den Grenzbereichen bereitet das viele Arbeiten ein großes Problem ¿ nämlich dass die Betroffenen keine Chance mehr haben, einen Wechsel zwischen Freizeit einerseits und Arbeit andererseits zu finden."

"Das große Problem der Arbeitssucht ist, dass wir mit einer Reihe von Folgestörungen und Folgeerkrankungen konfrontiert sind, die letztlich dazuführen, dass die Arbeitskraft des Betroffenen sinkt bzw. verloren geht", so Musalek weiter.

Musalek spricht damit z.B. Überlastung, Burn-out oder psychosomatische Erkrankungen - wie etwa Magenprobleme - an.
Nicht-stoffgebundene Süchte bewirken Kontrollverlust
Nicht-stoffgebundene Süchte wie die Arbeitssucht sind nicht genau zu beziffern, da sie vom "alltäglichen" Verhalten schwer abzugrenzen sind.

Dennoch erfüllen sie wesentliche Merkmale der substanzgebundenen Süchte: Kontrollverlust, Toleranzentwicklung, laufend nötige Dosiserhöhung, psychische Entzugserscheinungen und soziale Folgen wie finanzieller Ruin oder zerrüttete Beziehungen.
Neue Therapieformen gefragt
Diagnose und Therapie bei nicht kontrollierbarem Verlangen nach exzessivem Alltagsverhalten - wie Arbeiten oder Einkaufen ¿ bedürfen neuer Wege, so Primar Michael Musalek. Eine neue Arbeitsgruppe im Anton-Proksch-Institut suche daher nach neuen Therapieformen.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
science.ORF.at
->   Anton-Proksch-Institut
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01.01.2010