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Tschernobyl steigerte Krebsrate nur geringfügig  
  Nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl vor 20 Jahren wurden weite Teile Europas mit strahlenden Substanzen kontaminiert. Das hatte offenbar nur geringen Einfluss auf die Krebshäufigkeit.  
Nur 0,01 Prozent aller Tumorerkrankungen dürften in Europa seither eine direkte Konsequenz der Katastrophe sein. Ganz anders allerdings das Bild, wenn man nur Schilddrüsenkrebs betrachtet: Diese Erkrankung nahm in Weißrussland, der Ukraine und Russland sehr wohl zu, berichtet das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg in einer Aussendung.
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Die Studie "Estimates of the cancer burden in Europe from radioactive fallout from the Chernobyl accident" von Elisabeth Cardis et al. erschien im "International Journal of Cancer" (Band 119, Bd. 6, S. 1224-35).
->   Abstract
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Statistiken kaum beeinflusst
Infolge der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl im April 1986 kam es zu einer Ausbreitung radioaktiver Nuklide über weite Teile Europas. Um abzuschätzen, wie diese Strahlenbelastung die Krebshäufigkeit in Europa beeinflusst hat, werteten die Autoren nationale Krebsstatistiken aus und wendeten dabei auch neue Risikomodelle an.

"Diese Vorhersagen ergaben, dass etwa 0,01 Prozent aller Tumorerkrankungen in Europa, die nach 1986 aufgetreten sind und voraussichtlich bis 2065 auftreten werden, auf den Reaktorunfall von Tschernobyl zurückzuführen sind. In Übereinstimmung mit dieser Prognose zeigte die Analyse der nationalen Krebsstatistiken keinen Anstieg der Tumorrate in Europa im Zeitraum von 1985 bis 2000", hieß es in einer Presseaussendung des Instituts.
Ausnahme: Schilddrüsenkrebs
"Davon allerdings ausgenommen ist Schilddrüsenkrebs, dessen gehäuftes Auftreten in den am stärksten kontaminierten Regionen Weißrusslands, der Ukraine und Russlands in direktem Zusammenhang mit der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl und der Aufnahme von radioaktivem Jod steht", schrieben die Experten weiter.

Davon betroffen sind jene Menschen, die 1986 in engerer Umgebung von Tschernobyl lebten. Das radioaktive Jod sammelt sich in der Schilddrüse an. Dagegen soll in Zukunft die schnelle Einnahme von Kaliumjodid im Fall des Falles helfen. Es "sättigt" die Schilddrüse und hemmt somit die Aufnahme der strahlenden Substanzen in dem Organ.

[science.ORF.at/dpa, 20.9.06]
->   Katastrophe von Tschernobyl - Wikipedia
 
 
 
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01.01.2010