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Weniger Bildungschancen für Einwanderer-Kinder  
  Kinder aus Einwandererfamilien erreichen in Österreich in der Regel ein niedrigeres Bildungsniveau als ihre einheimischen Altersgenossen. Die Unterschiede sind stärker als in anderen Ländern.  
Das lässt sich aus einem Bericht der Europäischen Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (EUMC) zu Diskriminierung von Muslimen und Islamophobie ablesen, der am Montag in Wien vorgestellt wurde. Diskriminierung gebe es auch auf dem Wohnungsmarkt.
80 Prozent der Türken nur Pflichtschule
Österreich zähle zu jenen Ländern, in denen die Leistungsunterschiede zwischen Einwandererkindern und einheimischen Schülern am ausgeprägtesten seien, zitiert die EUMC eine aktuelle Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

Untersucht wurden die Lernerfolge im Bereich Mathematik. Laut dem österreichischen Bildungsministerium kamen Migrantenkinder überdurchschnittlich oft nur auf ein niedrigeres Bildungsniveau.

80 Prozent der türkischen Bevölkerung in Österreich habe lediglich die Pflichtschule absolviert, schreibt die EUMC in Berufung auf das "Statistische Taschenbuch 2005".
Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt
"Umfangreiche islamophobe Diskriminierung" habe es in Österreich auf dem privaten Wohnungsmarkt vor allem gegenüber tschetschenischen Flüchtlingen gegeben, heißt es in Berufung auf die Initiative "Wohndrehscheibe".

2004 eingeführte neue Kriterien für Sozialwohnungen hätten in Österreich zudem "ernsthafte Schwierigkeiten" für eingebürgerte Einwanderer geschaffen, die ihre Familien haben nachziehen lassen: Familien müssten nun nachweisen, zwei aufeinander folgende Jahre gemeinsam in derselben Wohnung gewohnt zu haben, bis sie sich für eine Sozialwohnung bewerben könnten - "und sind daher gezwungen, über einen langen Zeitraum in einer überfüllten, privat gemieteten Unterkunft zu warten".
Ein Viertel lehnt Muslime als Nachbarn ab
Zwischen 1994 und 2002 sei die Ablehnung von Muslimen als Nachbarn von 19 auf 25 Prozent gestiegen, zitiert der Bericht drei aufeinander folgende Studien.

Zwei Drittel der Österreicher stimmten im Dezember 2004 in einer GfK-Umfrage der Behauptung zu, in Europa lebende Muslime würden heute mit Argwohn betrachtet - eine Ansicht, die durchschnittlich

50 Prozent der Westeuropäer teilen. Im Eurobarometer 2005 zeigten sich die Österreicher am skeptischsten gegenüber einem EU-Beitritt der Türkei.
Auch positive Entwicklungen
Als positiv werden Informationsseminare der islamischen Glaubensgemeinschaft für Polizisten hervorgehoben, die 2004 stattfanden und laut Innenministerium weitergeführt werden sollen.

Ebenso wird auf die Entwicklung von Integrationsrichtlinien der niederösterreichischen Städte Krems, Guntramsdorf und Traismauer und dem vorarlbergerischen Dornbirn hingewiesen, wobei Muslime in den ersten drei Städten spezielle Beachtung finden.

Als beispielhafte private Initiativen nennt der Bericht für Österreich etwa eine interreligiöse Gedenkstunde für die Tsunami-Opfer im Januar 2005 und die Veranstaltung "Literatur im März" in Wien, die sich im Jahr 2004 "Der Islam und der Westen" zum Thema machte.

[science.ORF.at/APA, 18.12.06]
->   EUMC
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01.01.2010