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Studie: Schlechte Luft in Klassenzimmern  
  Staub, Kohlendioxid, Weichmacher: Das ist laut einer aktuellen Untersuchung alles in der Luft enthalten, die österreichische Volksschulkinder einatmen müssen. Experten empfehlen öfter zu lüften.  
Zu viel CO2
Dicke Luft herrscht im Klassenzimmer - das zeigt die Analyse des Umweltbundesamtes in neun Ganztagesschulen in Niederösterreich, Kärnten, Wien und in der Steiermark. Ein Ergebnis: Der CO2-Richtwert wurde in 80% der Messungen überschritten. Dazu der Projektleiter und Chemiker Philipp Hohenblum vom Umweltbundesamt auf Radio Österreich 1:

"Wir haben festgestellt, dass in den Klassenräumen die Konzentrationen von Kohlendioxid sehr hoch waren. Sie lagen durchwegs über Richtwerten, die von der österreichischen Innenraum-Arbeitsgruppe des Umweltministeriums herausgegeben worden sind."
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Zur Studie
Gemessen wurden Luftgüte, Feinstaub und Hausstaub. Zusätzlich untersuchte man die Kinder medizinisch: Lungenfunktion, kognitive Leistungen, sowie Milchzähne und Haarproben. Zudem mussten die Eltern der 5- bis 9jährigen einen Fragebogen ausfüllen. Untersuchungszeitraum: zwischen 2005 und 2008.
->   Studien-Tagung "Luft und Kinder"
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CO2 macht träge
Dass bei abgestandener Luft die Konzentration sinkt, ist bekannt; doch steckt in schlechter Luft mehr, als zu viel Kohlendioxid. Philipp Hohenblum: "Es wird zu wenig gelüftet! Es wäre sicher sinnvoll, auch während der Unterrichtsstunden die Fenster kurz aufzumachen.

Auch vor dem Hintergrund, dass andere Schadstoffe, die sich in der Luft befinden, dadurch ebenfalls nach außen getragen werden. Schadstoffe wie Phthalate, die als Weichmacher eingesetzt werden; Trisphosphate, die als Flammschutzmittel verwendet werden."
Vorsorgeprinzip
Sei es aus und in Bodenbelägen, Baumaterialien, Tischen/ Bänken, Filzstiften oder Plastikordnern - die verschiednen Chemikalien im Klassenzimmer-Staub und in der Lern-Luft hielten sich laut Messung in den gültigen Grenzen. Die Studienautoren empfehlen, Chemikalien, Weichwacher oder Flammschutzmittel mithilfe von strengeren Vorschriften einzudämmen. Dazu sagt Michael Kundi vom Institut für Umwelthygiene der Medizinischen Universität Wien:

"Viele Kunststoffe werden durch Weichmacher in Form gebracht. Diese Weichmacher, die zum Teil in Kinderprodukten schon verboten sind, haben Effekte, beispielsweise auf die Lungefunktion, die wir noch gar nicht genau abschätzen können. Ich denke, man sollte Kinderprodukte vorsorglich frei halten von solchen Stoffen."

Gegen dicke Luft im Klassenzimmer empfehlen die Studienautoren - neben häufigerem Lüften und strengeren Chemikalien-Vorschriften für Kinder-Artikel - auch verkehrsberuhigte Zonen rund um Schulen. Ein weiteres, relativ simples Mittel gegen Stäube und Feinstäube: täglich feucht und gründlich die Böden wischen.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft, 30.9.08
->   Umweltbundesamt
 
 
 
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01.01.2010