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Junior Alpbach  
  Was haben subatomare Teilchen mit Menschen gemeinsam, die gerade interviewt werden? Die Heisenbergsche Unschärferelation und ihre Auswirkungen auf Gesellschaft, Politik und Medizin waren dieses Jahr das Thema von 'Junior Alpbach' bei den Alpbacher Technologiegesprächen.  
Dass George W. Bush Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika ist, und nicht der Demokrat Al Gore, daran sind zu einem guten Teil die Fernsehsender schuld .

Außerdem hängt es mit der Heisenbergschen Unschärferelation zusammen, sagt Kathryn List, Organisatorin von Junior Alpbach, jenem Teil der Technologiegespräche, der für Kinder und Jugendliche veranstaltet wird.
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Unschärferelation von Heisenberg
eine von W. Heisenberg aus der Quantentheorie abgeleitete Beziehung, die zwischen der Unschärfe einer Orts- und einer Impulsmessung für ein Teilchen (z. B. Elektron) besteht: Ist der Ort eines Teilchens bis auf die Größe Dx genau gemessen und gleichzeitig sein Impuls bis auf Dp genau, dann ist das Produkt dieser beiden Größen größer oder gleich dem Planck'schen Wirkungsquantum h, d. h. Dx f Dp w h. Die Unschärferelation besagt, dass Ort und Impuls eines Teilchens niemals gleichzeitig beliebig genau gemessen werden können; es gilt vielmehr: Je genauer der Ort festgelegt ist, um so ungenauer wird der Impuls bestimmt und umgekehrt.
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Beobachter beeinflusst das Ergebnis
Der Beobachter beeinflusst das Ergebnis seiner Beobachtungen, dieses Postulat stellte Werner Heisenberg in den zwanziger Jahren für die Physik auf.

Es gilt auch für die Politik und die Gesellschaft, meint Kathryn List. Im Fall des US-Wahlkampfs könnte die vorzeitige Verkündigung des nahenden Wahlsiegs von Al Gore viele Menschen dazu bewogen haben, doch noch für George Bush zu stimmen - der dann auch gewonnen hat.

Dass sich Menschen plötzlich anders verhalten, wenn sie von Scheinwerfern geblendet und von Fernsehkameras fixiert werden, davon haben sich die jungen Teilnehmer von Junior Alpbach selbst überzeugt ¿ unterwegs als Mini-Kamerateams und Interviewer: "Wie hat Ihnen der Vortrag gefallen" so eine der gängigen Fragen. "Aber wie hat Ihnen der Vortrag jetzt wirklich gefallen?" die deutlichere Version wenn die Antworten der Erwachsenen zu unscharf ausgefallen sind.
Ungenaue Rechnungen
Die Unschärferelation ist leicht zu verstehen: "Dass man nichts genau berechnen kann", sagt Thomas, 10 Jahre, aus Alpbach. Und Philipp, 13: "Wenn man die Geschwindigkeit und den Ort von einer Masse nicht gleichzeitig ganz genau weiß".

Der Wiener Physiker Erich Gornik hat ihnen knapp eine Stunde lang Heisenbergs Postulat erklärt. Das im übrigen wichtige Auswirkungen zum Beispiel auf die Medizin hat.
Revolution in der Medizin
An Gorniks Institut in Wien arbeiten Forscher daran, einen ¿unscharfen¿ Laser zu konstruieren: sehr kurze Lichtblitze über viele Wellenlängen (also ¿unscharf¿), die in Zukunft dreidimensionale Röntgenbilder möglich machen könnten.

"Der Arzt würde dann auf einem räumlichen Röntgenbild viel schneller komplizierte Knochenbrüche erkennen können ¿ und möglicherweise sogar Blutgefässe" sagt Gornik, der über das große Interesse der 10-17 jährigen Mädchen und Buben an den physikalischen Themen sehr erstaunt war.
Wissenschaft ist auch Kultur
"Die sind an einem schönen Sommertag freiwillig im fensterlosen Vortragssaal geblieben, weil ihnen die Wissenschaft so Spaß gemacht hat", freut sich auch Manfred Jochum, Vortragender bei Junior Alpbach und ORF-Hörfunkintendant.

Begeisterung für die Wissenschaft zu wecken ist ihm besonders wichtig. "Denn in Österreich ist es zwar eine Schande, wenn man Mozart nicht kennt, aber wenn man von Lise Meitner nichts weiß oder von Erwin Schrödinger, geniert sich keiner." Der Kulturbegriff muss umfassender werden, ¿so dass nicht nur Literatur, bildende und darstellende Kunst oder Musik dazugehören, sondern eben auch die Wissenschaft.¿
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Was tun Wissenschafter eigentlich?
Junior Alpbach ist deshalb mehr als eine bloße Nebenbeschäftigung für die Kinder von Teilnehmern der Alpbacher Technologiegespräche, meint auch Kathryn List. "Wenn ein Kind einen Arzt oder Feuerwehrmann zum Vater hat, dann kann es sich vorstellen, wie er arbeitet. Wenn der Vater aber Wissenschafter ist oder Ingenieur, können sich die Kinder kaum einen Begriff von seiner Arbeit machen. So können wir vielen Kindern hier einen besseren Draht zum Alltag ihrer Eltern schaffen."
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Zukünftige Nobelpreisträger?
Erich Gornik erhofft sich wissenschaftlichen Nachwuchs von Junior Alpbach. "Ich habe mich als Kind für diese winzigen Teilchen interessiert, die man nicht sehen kann. Elektronen so habe ich gehört, sind sehr leicht und negativ geladen, Protonen schwer und positiv. Und Neutronen hätten gar keine Ladung, seien aber noch schwerer als Protonen."

"Da habe ich einem Physikprofessor meine Theorie unterbreitet, dass Neutronen eben aus Elektronen und Protonen bestehen. 'Das stimmt', hat er gesagt, "und dafür ist auch schon der Nobelpreis verliehen worden'. Und das war für mich dann das Schlüsselerlebnis, Physik zu studieren."

Christoph Guggenberger
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01.01.2010