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Vorurteile sind schlecht für das Denken  
  Rassisten haben es auch nicht leicht: Selbst wenn sie ihre Vorurteile unterdrücken, macht ihnen ihr Gehirn einen Strich durch die Rechnung - und lässt sie bei kognitiven Tests weit schlechter abschneiden als ihre vorurteilsfreien Mitmenschen.  
Wie ein Forscherteam um Jennifer Richeson vom Dartmouth College in Hanover (New Hampshire) in "Nature Neuroscience" schreibt, schränkt die Kontrolle von rassistischen Impulsen die Leistungsfähigkeit des Gehirns ein.
Die Studie ist unter dem Titel "An fMRI investigation of the impact of interracial contact on executive function" als Online-Vorabpublikation in "Nature Neuroscience" (DOI: 10.1038/nn1156, 16. November 2003) erschienen.
->   "Nature Neuroscience"
Überprüfung von Vorurteilen, kognitive Tests
Bei der Studie wurde mittels Computertest zuerst die Einstellung von 30 weißen Probanden gegenüber schwarzen Mitmenschen überprüft. Dann hatten sie eine Unterhaltung mit einer weißen oder einer schwarzen Person zu führen, anschließend wurde ihre kognitive Leistungsfähigkeit gemessen.

Die funktionale Kernspinresonanz (fMRI) maß schließlich die Gehirnaktivitäten, die beim Betrachten von Fotografien mit schwarzen bzw. weißen Gesichtern ausgelöst wurden.
Rassisten brauchen Gehirn für ihren Rassismus
Die Resultate: Personen mit stärkeren Vorurteilen zeigten beim Betrachten der Bilder mit schwarzen Gesichtern weit mehr neuronale Aktivitäten als ihre vorurteilsfreien Mit-Probanden - und zwar in der rechten Hälfte des präfrontalen Cortex, einer Gehirnregion, die mit der Kontrolle von Gedanken und Verhalten verbunden ist.

Nach den Gesprächen mit einem Schwarzen schnitten die gleichen Personen bei den kognitiven Tests schlechter ab. Der Schluss der Forscher: Die Verarbeitung der Vorurteile schmälert die Leistungsfähigkeit des Gehirns.
Unterdrückung schmälert Leistung
Und zwar aus sozialen Gründen. Denn die meisten Menschen, so Richeson in einer Aussendung, halten es für unschicklich nach Vorurteilen zu handeln - gleichgültig, ob sie welche haben oder nicht. Dementsprechend hoch sei bei manchen der "Energieaufwand", um ihre rassistischen Einstellungen nicht zum Ausdruck zu bringen.

Der Vorgang habe Ähnlichkeiten mit einem durch intensive Übungen belasteten Muskel. Wie dieser sei das Gehirn von Rassisten bei den kognitiven Tests - nach den Gesprächen mit einem Schwarzen - beansprucht und erschöpft.
Gesellschaft wird bunter
Die Studienergebnisse zeigen, dass sich das Aufrechterhalten von rassistischen Vorurteilen in einer immer bunteren Gesellschaft negativ auf die Geistesleistung auswirken könne, so die Forscher abschließend.

Möglicherweise ein Argument für so manche, die eigenen Vorurteile nicht nur zu unterdrücken - sondern endgültig abzulegen.
->   Psychological and Brain Sciences, Dartmouth College
->   Mehr über Gehirnforschung in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010