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Warum Albinos rote Augen haben  
  Weiße Haare, weiße Haut, rote Augen. Alle diese Eigenschaften von Albinos sind auf einen Enzymdefekt zurückzuführen, der die Bildung gewisser Pigmente verhindert. Freilich nicht aller Pigmente: Der Blutfarbstoff ist davon nicht beeinflusst - und genau deswegen haben Albinos auch keine farblosen oder weißen Augen  
Konkret sieht man im Auge von Albinos das rote Blut der so genannten Aderhaut, wie Josef Weisgram vom Institut für Zoologie der Universität Wien erklärt. Hohes Niveau erreichten auch einige Beiträge unserer User im Forum, die Weisgram mit einem anerkennenden "korrekt!" beurteilte.
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Die Frage der Woche im Wortlaut
mrquantum: Warum haben Albinos rote Augen? Ich weiß, dass Albinos keine Farbpigmente produzieren können, aber warum haben sie dann keine weißen Augen?
->   Zur Frage der Woche samt User-Diskussion
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Ursache: Genetischer Enzymdefekt
Als Albinos bezeichnet man Lebewesen, die einen erblich bedingten Verlust des Enzyms "Tyronase" aufweisen. Dieses Enzym regelt die Synthese bestimmter Farbstoffe, die so genannten Melanine.

Diese bilden sich nach Sonneneinstrahlung vermehrt in der Haut, wodurch ein Lichtschutz erreicht wird. Sie kommen aber auch in den Haaren und in den Augen - nämlich der Iris - vor.
->   Mehr zum Albinismus bei gesundheit.de
Richtige Antwort(en) im Forum
Unser User "silverbluedawn" war im Forum die bzw. der erste, welche(r) die richtige Antwort auf die aktuelle Frage von "Ask Your Scientist" postete:

"Die Iris des Albino-Auges ist unpigmentiert, sodass der stark durchblutete Augenhintergrund durchscheinen kann, wodurch diese Tiere die typisch roten Augen bekommen. (Rotes Blut haben Albinos natürlich schon!)".

Wie richtig bemerkt, ist bei Albinos nur die Bildung der Melanine gehemmt, aber selbstverständlich nicht die Synthese anderer Pigmente, wie etwa des roten Blutfarbstoffes.
Blut der Aderhaut wird sichtbar
Josef Weisgram vom Institut für Zoologie der Universität Wien präzisiert die Antwort von "silverbluedawn" in anatomischer Hinsicht:

"Bei dem 'durchbluteten Augenhintergrund' handelt es sich um eine eigene Schicht, die außerhalb der Netzhaut liegt und vor allem Blutgefäße (aber auch Pigmente) führt, die so genannte Chorioidea (Aderhaut). Das Blut dieser Schicht wird bei Albinos sichtbar, die Iris spielt dabei nur eine geringe Rolle."
Nachtaktive Tiere zeigen anatomische Besonderheit
Im Zuge der Forums-Diskussion wurde auch die interessante Frage aufgeworfen, ob die Antwort auch für Tiere mit einer anderen Augenanatomie gilt.

User "derherrhofrat" steuerte eine ausführliche und - wie Josef Weisgram bestätigt - absolut korrekte Antwort bei:

"Manche Tiere haben im Auge eine zusätzliche histologische Schicht (Tapetum lucidum), die dem Mensch fehlt. Diese Schicht dient dazu, dass das einfallende Licht reflektiert wird und daher nochmals durch die Lichtrezeptoren geht. Dadurch wird vor allem die Wahrnehmung in der Dämmerung verbessert."
Kristalle färben den Augenhintergrund
"derherrhofrat" weiter: "Je nachdem, welche Kristalle in diese Schicht eingelagert sind, erscheint der Augenhintergrund (und damit das Licht, das aus dem Auge wieder rausgeschickt wird) in einer anderen Farbe. Beim Rind und Hund hat es einen bläulich- türkisen Ton; bei einer Katze ergibt sich ein gelbgrünblauer Farbton."

"Ist bei Tieren das Tapetum lucidum aufgrund eines genetischen Defekts nicht pigmentiert, dann wird das einfallende Licht eben nicht an ihr, sondern erst an einer tiefer liegender Schicht reflektiert. Und diese Schicht ist die 'blutführende' Schicht. Und da Blut rot ist, reflektiert es auch die Farbe rot."
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Tapetum lucidum - biologischer Restlichtverstärker
Zur Biologie der erwähnten histologischen Schicht ergänzt Josef Weisgram: "Das Tapetum lucidum ist bei Wirbeltieren weit verbreitet und wohl auch mehrmals unabhängig entstanden, sein Vorhandensein hängt vor allem mit der Lebensweise zusammen. Man könnte sagen, dass nacht- und dämmerungsaktive Tiere ein gut ausgebildetes Tapetum besitzen. Durch das Tapetum lucidum kann schwaches Licht besser ausgenützt werden, es funktioniert gewissermaßen wie ein Restlichtverstärker."
->   Tapetum lucidum bei Wikipedia
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Erklärung des "Rote-Pupillen-Effekts"
Ebenfalls aufgeworfen wurde im Forum die Frage, welche Ursachen der so genannte "Rote-Pupillen-Effekt" auf Fotografien hat. Die rote Farbe stammt ebenfalls von der blutführenden Schicht im Auge, das Phänomen selbst hat jedoch physiologische Ursachen:

Der durch Fotoblitze ausgelöste Effekt "beruht auf der zu langsamen Reaktionsgeschwindigkeit der Iris (die wie eine Blende wirkt). Durch einen Vorblitz kann die Iris vor dem eigentlichen Foto zum 'Abblenden' veranlasst werden, der 'Rote-Augen-Effekt' wird dadurch vermieden", so Josef Weisgram.
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"Ask Your Scientist": Stellen Sie auch weiterhin Fragen
science.ORF.at lädt seine User ein, im Rahmen von "Ask Your Scientist" auch weiterhin Fragen zum Thema Wissenschaft zu stellen.
Sie können die Fragen unter der E-mail-Adresse askyourscientist@orf.at stellen oder per Post: science.ORF.at, Argentinierstraße 30a, 1040 Wien.
->   So funktioniert "Ask Your Scientist"
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->   Das "Ask Your Scientist"-Archiv
->   Website von Josef Weisgram (Uni Wien)
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at
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