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Geld ist viel billiger als sein Wert  
  Geldscheine und Münzen können wir uns allesamt leisten. Denn unser Zahlungsmittel Nr. 1 ist weitaus billiger als sein Wert. Eine 50-Euro-Banknote kostet im Schnitt sieben Cent, eine 1-Cent Münze zirka 0,7 Cent. Dafür lässt die Haltbarkeit mancher Banknoten zu wünschen übrig: 5-Euro-Scheine bleiben im Durchschnitt nur zwei Jahre im Verkehr.  
Die Evaluierungswege, mit denen die Österreichische Nationalbank (OeNB) die notwendigen Mengen an Banknoten und Münzen ermitteln, sind komplex. Ganz einfach ist die Errechnung der Kosten des EU-Zahlungsmittels.

Je nach Stückzahl, Material, Rohstoffpreisen und Zusatzfunktionen wie den Sicherheitsmerkmalen variieren die Kosten, wie Experten die Anfrage eines Users von science.ORF.at beantworten.
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Die Fragen der Woche im Wortlaut
Andreas S.: Was kostet Geld? Mich würde interessieren, wie viel die Produktion eines Geldscheines kostet, bzw. wie viel Österreich pro Jahr insgesamt für die Herstellung von Münzen und Scheinen ausgibt. Zusatzfrage: Wie lange (wie viele Transaktionen) hält das Geld? Oder: Wie viel zahle ich dafür, dass ich eine Zahlung mit Geld durchführen kann?
->   Frage der Woche samt User-Forum
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50 Euro kosten sieben Cent
"Eine 50 Euro-Banknote kostet im Schnitt etwa sieben Cent", rechnet der Experte für den Zahlungsverkehr Stefan Augustin von der Österreichischen Nationalbank vor. "Das sind natürlich nur ungefähre Angaben. Je größer die Stückzahl ist, desto weniger kostet der einzelne Geldschein."

Außerdem hängt der Preis auch vom Nominalwert - der Geldbetrag, auf den die Banknote lautet - ab. Ein 100-Euroschein kostet mehr, als ein 5-Euroschein. "Die Rohstoffe wie das verwendete Papier oder die Farben fallen bei höheren Nominalwerten mehr ins Gewicht", so der OeNB-Hauptabteilungsleiter für Hauptkasse und Zweiganstalten.

"Bei höheren Werten sind auch mehr Sicherheitsmerkmale drauf - wie beispielsweise die Kippfarbe beim 50-Euroschein."
Bei Münzen Materialwert noch wichtiger
Bei den Münzen ist die Situation ähnlich. Eine 1-Cent Münze kostet zirka 0,7 Cent. Der Produktionswert ist in diesem Fall aber noch mehr vom Material abhängig.

"Die Diskussion, ob wir 1- und 2-Cent Münzen überhaupt brauchen, entstand unter anderem während der Zeit, als auf Grund der Konjunktur in China die Metallpreise stark gestiegen sind. Dabei sind diese beiden Münzen die am meisten nachgefragten, weil sie beispielsweise beliebtes Futter für das Sparschwein sind."
Einige Millionen Euro pro Jahr für Bargeld
Wie viel Geld gibt Österreich denn insgesamt pro Jahr für die Herstellung von Münzen und Banknoten aus? "Pro Jahr geben wir sicherlich einige Millionen Euro für unsere Banknoten und Münzen aus - die Kosten schwanken stark mit der Ausstattung und vor allem mit dem Bedarf. Was tatsächlich an Mengen benötigt wird, dafür sind wir auf den Erfahrungswert aus den vorangegangenen Jahren angewiesen."
Ermittlung des durchschnittlichen Bedarfs
Dazu nimmt die OeNB ein Normaljahr - ausgenommen dem Jahr 2002 der Euroeinführung - her und berechnet den durchschnittlichen monatlichen Bedarf. Zusätzlich werden noch Beratungsgespräche mit der Volkswirtschaft über die Entwicklungsprognosen der heimischen Wirtschaft und die Situation der Zahlungen mit Kredit- und Bankomatkarten geführt. Daraus diagnostiziert die OeNB dann den nationalen Bedarf.
Abstimmung mit anderen Euro-Ländern
Nicht jedes Land produziert gleich viel an Euroscheinen und -münzen. "Unsere Zahlen werden mit unseren Partnern im Eurosystem, also allen 12 Ländern mit dem Euro als Zahlungsmittel abgestimmt", erklärt Augustin.

"Die Europäische Zentralbank hat dann die Gesamtprognosen aller Länder, aus denen der Euro-Durchschnitt errechnet wird. Anhand diesem Wert wird dann die Produktion pro Land errechnet und auf die Länder verteilt - je nach dem Kapitalschlüssel der einzelnen Länder: Dieser ergibt sich aus den Anteilen jeder nationalen Zentralbank am Kapital der EZB.
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Fragenbank auch bei "Innovatives Österreich"
Fragen jeder Art zum Thema Wissenschaft kann man bei der Online-Plattform "Innovatives Österreich" stellen. Daraus entsteht eine öffentliche zugängliche "Fragenbank", die interessantesten Probleme werden an Experten zur Beantwortung weitergeleitet. Regelmäßig präsentiert das Ö1-Radio und science.ORF.at die "Frage des Monats".
->   innovatives-oesterreich.at
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5-Euroschein hält durchschnittlich zwei Jahre
Wie lange das Geld hält, also wie viele Transaktionen es übersteht, unterscheidet sich nicht nur stark zwischen Banknoten und Münzen, sondern auch zwischen den einzelnen Nominalwerten.

"Während ein 5- oder ein 10-Euroschein durchschnittlich zwei Jahre hält, überlebt eine 500 Euro-Banknote bis zu sieben Jahre", so der Experte.
Regelmäßige Überprüfung der Qualität
"Münzen hingegen haben eine Lebensdauer von bis zu 20 Jahren." Natürlich nützen sich auch diese ab, werden verbogen oder verschmutzen. Wenn der Abnutzungsgrad zu groß ist, werden diese durch neue Münzen ersetzt.

"Mit unserer Tochterfirma - der Geldservice Austria - kontrollieren und zählen wir regelmäßig die Banknoten und Münzen. Jeder Geldschein kommt - statistische gesehen - 3,3 mal zur Notenbank, um auf Qualität und Sicherheit überprüft zu werden", resümiert Augustin.
Bargeld immer noch am billigsten
Geschätzte zehn Milliarden Transaktionen werden jedes Jahr in Österreich mittels Bargeld durchgeführt - Taschengeldvergabe oder Geldscheinwechsel inklusive. Dank dieser großen Menge ist es immer noch das effizienteste und billigste Zahlungsmittel.

Wie viel zahle ich nun dafür, dass ich eine Zahlung mit Geld durchführen kann? "Für den Bürger ist es immer noch die billigste Variante. Es kostet ihm lediglich die Bankgebühren."

Zahlungen mit Bankomatkarten sind ähnlich billig. Am teuersten kommt einem die Kreditkarte als tägliches Zahlungsmittel. "Die Österreicher zahlen ohnehin noch mit Abstand am liebsten in bar", resümiert Augustin. "Mit Bargeld zahlen ist zudem schneller als mit der Bankomat- oder Kreditkarte." In diesem Sinne ist der Euro wohl jeden Cent wert.

Eva-Maria Gruber, 31.10.05
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