Ask Your Scientist
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ORF ON Science :  Ask Your Scientist :  Medizin und Gesundheit .  Leben 
 
Essen am Abend ist nicht ungesund  
  Am Abend tendenziell weniger zu essen gilt als gesund. Ob dies tatsächlich stimmt, wollte vergangene Woche ein User im Rahmen von "Ask your Scientist" wissen. Wenn der Körper das späte Abendessen gut verträgt, dann spricht nichts dagegen, lautet darauf die Antwort einer Wiener Ernährungswissenschaftlerin.  
Generell sei in Österreich eine Tendenz zum Abendessen als Hauptmahlzeit zu beobachten. Und die alte Orientierungsformel, nach 17.00 Uhr kein Obst oder Gemüse mehr zu essen, sei naturwissenschaftlich nicht haltbar, erklärt die Gesundheitspsychologin und Ernährungswissenschaftlerin Hanni Rützler.
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Die Frage der Woche im Wortlaut:
Hubert C.: "Ist es gesünder, am Abend weniger zu essen, und wenn ja, warum?
Im Volksmund heißt es bei uns: Man soll Frühstücken wie ein Kaiser, Mittagessen wie ein König und Abendessen wie ein Bettler. Dagegen spricht aber die südeuropäische Tradition, bei der das Abendessen die Hauptmahlzeit ist.
Neuere Forschungen sollen, wenn ich mich richtig erinnere, ergeben haben, dass es im Gehirn zu einer vermehrten Melantonin-Produktion kommt, wenn man nach dem Mittagessen nichts mehr isst."
->   Die Frage der Woche mit den User-Antworten
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Heimische Esskultur wird "mediterran"
Die österreichische Esskultur werde immer mediterraner, meint Hanni Rützler - zumindest was den Zeitpunkt der Hauptmahlzeit angeht. Denn gerade im städtischen Raum habe sich in den vergangenen Jahrzehnten der Lebensrhythmus rasant geändert.

Man müsse davon ausgehen, dass sich die Hauptmahlzeit in Österreich aufgrund der Arbeitszeiten zunehmend vom Mittagessen auf das Abendessen verschiebe, erläutert die Expertin gegenüber science.ORF.at. "Das erfordert einfach das Arbeitsleben."
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Problematisch für ältere Personen
Generell sei diese Umstellung eher ein Problem für höhere Altersgruppen, so die Erfahrung von Hanni Rützler: "Gerade ältere Personen haben tendenziell Probleme mit dem Abendessen als Hauptmahlzeit. Denn die Verdauung ist in gewisser Weise ein 'Gewohnheitstier' - und nach Jahrzehnten in einem Rhythmus ist es für sie schwer, sich umzustellen." Sollten sich solche Unverträglichkeiten zeigen, so müsse man diese aber auch ernst nehmen.
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"Gesunde Ernährung ist vielfältig und ausgewogen"
Ausgehend von dieser Situation stellt sich für die Expertin die Frage so gar nicht, ob die abendliche Mahlzeit gesund ist oder nicht. Denn: "Gesunde Ernährung heißt, vielfältig und ausgewogen zu essen", der Zeitpunkt sei dabei eher zu vernachlässigen.

Die Tipps der Gesundheitspsychologin zur Ernährung allgemein: "Eine leichte, pflanzlich orientierte Ernährung ist zu empfehlen - denn in Österreich kommen im allgemeinen Gemüse, Obst und Salat zu kurz."
Keine zwei Hauptmahlzeiten am Tag
Wichtig sei auch, dass man nicht zwei Hauptmahlzeiten am Tag zu sich nehme, so Hanni Rützler weiter. Viele Menschen würden aber mittags im Stress essen und dabei "kalorisch" eine Hauptmahlzeit zu sich nehmen, dies psychologisch allerdings so nicht wahrnehmen.

Wer abends also seine Hauptmahlzeit zu sich nimmt, der sollte - so Rützlers Anregung - den Tag Revue passieren lassen und versuchen, diese letzte Mahlzeit zur Optimierung der Ernährung zu verwenden.
Obst und Gemüse auch abends gesund
Über die Verträglichkeit von Obst(salat) zum Abendessen haben unsere User bereits im Forum zur Frage diskutiert. Die alte Orientierungsformel, dass man nach 17 Uhr kein Obst oder Gemüse mehr essen solle, sei naturwissenschaftlich nicht haltbar, lautet darauf Hanni Rützlers Antwort.

"Es gibt Personen, die das nicht vertragen - diese sollen das auch nicht tun", so die Ernährungsexpertin. Dennoch könne man dies nicht für alle Bevölkerungsteile als Regel postulieren.
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Wie ist das mit der Melatonin-Produktion?
User Hubert C. hat auch nach möglichen Zusammenhängen mit der Melatonin-Produktion gefragt: Und tatsächlich spielt des Zirbeldrüsen-Hormon eine große Rolle im Tag-Nacht-Rhythmus: Seine Produktion wird durch Dunkelheit angeregt, Sonnenlicht hingegen hemmt sie. Das Hormon verteilt sich über die Blutbahn und wirkt beruhigend - der Körper bereitet sich auf den Schlaf vor. " Die Herzfrequenz und die Verdauung verlangsamen sich, die Körpertemperatur und der Blutdruck sinken", beschrieb "Radiodoktor" Wolfgang Enenkel die Vorgänge für die Ö1-Sendung.

Dagegen haben Versuche an Mäusen aber auch ergeben, dass eine Melatoningabe bei älteren Mäusen deren (altersbedingt schlechtere) Nahrungsaufnahme und Verdauung wieder normalisieren kann.
->   Alles zum Stichwort Melatonin in science.ORF.at
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Für ein stressfreies und familiäres Abendessen

Generell wehrt sich die Ernährungswissenschaftlerin Hanni Rützler gegen pauschale Ernährungsregeln. Aber natürlich sei auch klar, dass ein riesiges und sehr reichhaltiges Essen direkt vor dem Zubettgehen für den Körper belastend ist.

Doch neue Situationen - gegeben durch die Veränderung unseres Lebensrhythmus - verlangen nach Ansicht der Expertin auch die Suche nach neuen Antworten: Gegen ein entspanntes und ausgewogenes spätes Abendessen sei jedenfalls nichts einzuwenden.

Sabine Aßmann, science.ORF.at
->   Die Homepage von Hanni Rützler
->   Alles zum Stichwort Ernährung in science.ORF.at
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science.ORF.at lädt seine User ein, im Rahmen von "Ask Your Scientist" auch weiterhin Fragen zum Thema Wissenschaft zu stellen.
Sie können die Fragen unter der E-mail-Adresse askyourscientist@orf.at stellen oder per Post: science.ORF.at, Argentinierstraße 30a, 1040 Wien.
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