Host-Info
Ernst Dorfi
Institut für Astronomie, Universität Wien
 
ORF ON Science :  Ernst Dorfi :  Kosmos 
 
Venustransit: Nutzen für die Astronomie  
  Mit dem Venustransit am 8. Juni rückt unser nächster Planet ins allgemeine Interesse. Im dem sonst als statisch erlebten Kosmos haben wir die höchst seltene Gelegenheit, zeitliche Veränderungen wahrzunehmen. Wurden Venusdurchgänge früher zur Distanzmessung im Weltall verwendet, so dient ihre Beobachtung heutzutage vor allem als Vorbild für das Auffinden extrasolarer Planeten.  
Entfernungsmessung im Kosmos
Die Bestimmung von Entfernungen im Kosmos stellt die Astronomie jedes Mal vor große Herausforderungen. Auf präzisen Distanzmessungen basiert letztlich unser Wissen über die Struktur des Universums.

Historische gesehen lieferten die Venusdurchgänge die wichtigste Möglichkeit, die räumliche Ausdehung unseres Sonnensystems und damit den Grundstock für die gesamte astronomische Entfernungsskala zu bestimmen. Heutzutage tritt moderne Technik an ihre Stelle. Der direkte Funkkontakt von Satellitenmissionen zu anderen Planeten legt den Abstand mittels Radarmessungen auf wenige Meter fest.
->   www.venustransit.at
Schwarzer Tropfen störte Beobachtung
Eine genaue zeitliche Bestimmung des Eintrittes bzw. Austrittes der Planetenscheibe am Sonnenrand wurde durch das Auftreten des so genannten Tropfenphänomens stark erschwert, wo sich eine dunkle Brücke zwischen dem Sonnenrand und dem dunklen Planetenbild zu bilden scheint.

Satellitenbeobachtungen außerhalb der störenden Erdatmosphäre versprechen hier erstmals Aufklärung zu diesem Phänomen. Beobachtet durch den TRACE-Satelliten schien dieser Effekt beim Durchgang des innersten Planet Merkur in Jahre 1999 nicht (oder kaum) aufzutreten.
->   TRACE Observations of the 15 November 1999 Transit of Mercury (pdf-Datei; University of Arizona)
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Venus, die höllische Schwester
Aufgrund ihrer Eigenschaften wie Masse, Radius und chemische Zusammensetzung gilt die Venus als Schwesterplanet der Erde. Allerdings verhindert eine dichte Atmosphäre aus 95 Prozent Kohlendioxid einen direkten Blickkontakt und bewirkt einen extremen Treibhauseffekt. Die Oberfläche der Venus gleicht mit ihren 470 Grad Celsius eher dem Inneren eines Ofens als einer irdischen Landschaft. Radarmessungen enthüllten vulkanische Aktivität samt ausgeprägten Lavaströmen.
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Beweis für extrasolare Planeten
Die Bewegung der Venus vor der Sonne verschluckt einen winzigen Bruchteil der Strahlung, die zu uns gelangt. Die gleiche Methode eignet sich, solche kleinen Helligkeitsschwankungen über riesige Distanzen nachzuweisen.

Wird ein solcher Transit auch bei anderen Sternen beobachtet, können wir auf die Existenz eines extrasolaren, eine andere Sonne umkreisenden, Planeten schließen. Dazu muss ein extrasolarer Planet genau in Sichtrichtung periodisch um den Stern kreisen und dabei die Sternscheibe wiederholt, oftmals mehr als 100-mal, abdunkeln.
->   Beispiel dafür: OGLE-TR-113
Systematische Überwachung tausender Sterne
Die Seltenheit solcher Phänomene führt zwangsläufig dazu, dass uns solche Transite extrasolarer Planeten nur durch eine systematische Überwachung von vielen Tausenden von Sternen nicht verborgen bleiben. Als Nebeneffekt hat die Suche nach Schwarzen Löchern und kompakten Objekten aufgrund des Gravitationslinseneffektes bereits einige extrasolare Planeten aufgespürt.
Lesen aus dem Licht der Sterne
Vor unserer planetaren Haustüre lässt sich ein solches Phänomen als Venustransit nun mit hoher Genauigkeit im Detail an zahlreichen Teleskopen verfolgen. Astronomen lesen aus dem Licht der Sterne. Sie analysieren dabei die Veränderungen der Lichtintensität. Diese Erkenntnisse, auf räumlich Lichtjahre entfernte Vorgänge angewendet, lässt uns mehr über die Existenz anderer Welten erfahren.
->   The optical gravitational lensing experiment
->   The Extrasolar Planets Encyclopaedia
 
 
 
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