Host-Info
Ernst Dorfi
Institut für Astronomie, Universität Wien
 
ORF ON Science :  Ernst Dorfi :  Kosmos 
 
Astronomischer Jahresrückblick (II): Braune Zwerge, Sonnenflecken und Co  
  Im zweiten Teil des astronomischen Rückblicks auf das Jahr 2003 geht es u.a. um Braune Zwerge, verdunstende Planeten, das weltgrößte Radioteleskop und die gewaltigen Eruptionen der Sonne.  
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Astronomischer Jahresrückblick 2003. Von Ernst Dorfi, Gerald Handler und Eelco van Kampen (Innsbruck). Unter Verwendung der Sammlungen der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA). Der erste Teil des Textes erschien vor einigen Tagen in science.ORF.at.
->   Astronomischer Jahresrückblick (I): Die dunkle Seite des Universums
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Braune Zwerge in unserer Nachbarschaft
Braune Zwerge dämmern als stellare Versager ohne Kernreaktionen vor sich hin. Diese lichtschwachen Objekte sind extrem schwer zu entdecken - und selbst in unserer nächsten kosmischen Nähe von nur 12 Lichtjahren findet man einen solchen um den Stern Epsilon Indi.

Mit einer Masse von 32 Jupitermassen rotiert er in nur drei Tagen um seine Achse. Schätzungen sagen allerdings etwa 100 solcher Braunen Zwergen in der Nachbarschaft der Sonne voraus. Schnelle Rotation und Magnetfelder können die stellare Korona so aufheizen, dass hin und wieder Röntgenflares aufblitzen.

In nur 19 Lichtjahren Entfernung im Sternbild Eridanus versteckt sich der kühlste, je beobachtete Braune Zwerg mit dem Namen 2MASS 0415-0935. Seine Oberflächentemperatur von 410 Grad Celsius ist nur einige hundert Grad heißer als Ihr Backrohr beim Braten und kühler als glühende Kohle.
->   ESO: Discovery of Nearest Known Brown Dwarf
->   Chandra: X-rays Found From a Lightweight Brown Dwarf
Wenn Planeten Dampf ablassen
Nicht in allen Sonnensystemen ergeht es Planeten so gut wie unserer Erde. Eine Atmosphäre aus heißem, abströmendem Wasserstoff des extrasolaren Planeten um den Stern HD209458 bedeutet, dass der Planet - mit einer Umlaufszeit von nur 3.5 Tagen - gerade dabei ist zu verdunsten.
->   Turbulente Atmosphäre eines extrasolaren Planeten (11.3.03)
Nicht besser scheint es Planeten um den Stern HD 82943 zu gehen. Die chemische Analyse des Sternlichts weist auf hohe Anteile des Elements Lithium hin, die höchstwahrscheinlich von einem verschluckten, Jupiter-großen Planeten stammen.
->   ESO: Distant World in Peril Discovered from La Silla
Der sonnenähnlichen Stern OGLE-TR-3 wird ebenfalls von einem Planeten in ungemütlichen 28,5 Stunden umkreist. In nur etwa zehnfacher Mondentfernung hat sich seine dem Stern zugewandte Oberfläche von rund 2000 Grad aufgeheizt.
->   ESO: Glowing Hot Transiting Exoplanet Discovered
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Mars macht mobil
Die größte Annäherung des Mars an die Erde am 26. August lockte nicht nur viele Besucher auf die Sternwarten, sondern fast alle Teleskope waren auf ihn gerichtet. An die 10.000 Besucher nutzten an Österreichs Sternwarten die Gelegenheit, Mars durch ein Fernrohr zu beobachten.

Der Mars Express der ESA ist plangemäß zu Weihnachten auf dem Mars ankommen: Die Schwierigkeiten, mit der Beagle 2 Landesonde Kontakt aufzunehmen, sind mittlerweile bekannt.

ESA: Mars Express
Alles zum Stichwort Mars in science.ORF.at
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Aus der Welt der Gasriesen
Wie viele Monde umkreisen die Gasriesen im äußeren Sonnensystem? Die Zahl der Jupiter-Monde ist nun auf 61 angewachsen und auch Uranus kann mit zwei neuen Winzlingen aufwarten, 16 km und 12 km sind sie klein.
->   University of Hawaii: New Satellites of Jupiter Discovered
->   Hubble: Smallest Moons Yet Seen Around Uranus
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Saturn im Blickpunkt einer Sonde
Nach 23 Jahren ist Saturn wieder im Blickpunkt einer Sonde. Die Cassini-Mission mit der europäischen Titan-Sonde Heuygens an Bord wird nächstes Jahr den Ringplaneten erreichen. Aus rund 110 Millionen Kilometern (etwa 2/3 der Entfernung Erde-Sonne) fotografiert sehen wir den Schatten des Saturn auf seinen Ringen sowie fünf Saturnmonde.
->   NASA: Saturn Details Become Visible To Cassini Spacecraft
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MOST im Weltraum
Der kanadische MOST (Microvariability and Oscillations of Stars)-Satellit hat nicht nur aufgrund seines Namens einen starken Österreichbezug.

Eine der drei Bodenstationen zur Steuerung und zum Empfang der Daten befindet sich am Institut der Astronomie der Universität Wien. Ähnlich seismischen Erdbebendaten durchleuchtet das kleine Teleskop mit Hilfe hochgenauer Helligkeitsmessungen die Sterne und gewährt uns Einblick in ihr Innenleben.
->   MOST Vienna Groundstation (Universität Wien)
->   MOST: Österreichs Beteiligung an "Planeten-Jägern" (23.10.03)
Das weltgrößte Radioteleskop
ALMA (Atacama Large Millimeter Array), das weltgrößte Radioteleskop entsteht in der staubtrockenen, chilenischen Atacama-Wüste in 5.000 Meter Seehöhe.

Dabei werden 64 einzelne Radioteleskope mit je 12 Metern Durchmesser über eine Fläche von 14 km verteilt. Es soll besonders kühle Objekte aufspüren und nach organischen Molekülen im Weltraum suchen.
->   ESO: Astronomers Break Ground on Atacama Large Millimeter Array
->   ESO-Projektseite zu ALMA
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Mehr Licht im Ultraviolett und Infrarot
Im ultravioletten Licht ist unsere Atmosphäre undurchsichtig. Die UV-Mission zur Erforschung von Galaxien (GALEX) zeigt uns, wie junge Sterne die Spiralstruktur von Milchstraßen nachzeichnen.

Nach einer mehrmonatigen Abkühlphase auf nur fünf Grad über dem absoluten Nullpunkt kann das neu benannte Spitzer Space Telescope (früher: SIRTF) die Beobachtungen im infraroten Spektralbereich aufnehmen. Mit großer Sehschärfe durchdringt es die staubigen Regionen unseres Kosmos und während der nächsten fünf Jahre dürfen wir auf neue Durchblicke gespannt sein.

GALEX (NASA)
Spitzer Space Telescope (NASA)
Organische Moleküle in ferner Galaxie entdeckt (19.12.03)
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Sonnenfleck 486
Bild: NASA
Das Maximum der Sonnenaktivität liegt im Jahr 2001 zurück und ist seither abnehmend. Dieses Jahr bescherte uns dennoch extreme Sonnenflecken, auch in Österreich sichtbare Polarlichter und die beginnende Umpolung des solaren Magnetfeldes.

Ein so genanntes X28-Flare am 3. November 2003 wird als stärkste, je gemessene Sonneneruption in die Geschichte eingehen. Durch Kollosion mit extrem schnellen Teilchen wird während solcher Flares auch Antimaterie erzeugt, die sogleich in Gammaquanten zerstrahlt.
->   NASA: The Sun Goes Haywire
->   Solare Eruption: Heftige Aktivität auf der Sonne (29.10.03)
->   Sonnenaktivität befindet sich im Jahrtausendhoch (29.10.03)
->   Himmelsleuchten: Zweiter Sonnensturm traf Erde (31.10.03)
Austria ad astra oder ad acta?
Darf die österreichische Astronomie zu den Sternen oder kommt der Beitrittswunsch zur ESO (European Southern Observatory) zu den Akten?

Im April hat der Rat für Forschung und Technologieentwicklung der Bundesregierung die Aufnahme von Verhandlungen empfohlen. Unsere Aktivitäten konzentrieren sich nun auf eine Klärung der Rahmenbedingungen zur Vorbereitung konkreter Verhandlungen.
->   ESO (European Southern Observatory)
->   Infos dazu (Österreichische Gesellschaft für Astronomie und Astrophysik)
->   Rat für Forschung und Technologieentwicklung
Erster Astronomietag in ganz Österreich
Wie groß das Interesse der österreichischen Bevölkerung an der Astronomie ist, konnten wir am 10. Mai, dem ersten österreichweiten Astronomietag erleben, als trotz Schlechtwetter fast 3.000 Besucher in allen Bundesländern die Veranstaltungen von Volkssternwarten und astronomischen Forschungseinrichtungen besuchten.
->   Mehr zum 1. Astronomietag (ÖGAA)
Spannendes Jahr 2004 ist zu erwarten
Die astronomischen Großereignisse des kommenden Jahres (Venusdurchgang, Marslandung, Saturn-Titan-Mission, Staubeinfang vom Kometen Wild1) lassen ein spannendes Jahr 2004 erwarten.
->   Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie: Hotspots 2004
 
 
 
ORF ON Science :  Ernst Dorfi :  Kosmos 
 

 
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