Christian Gastgeber
Österreichische Nationalbibliothek
BIBLOS-Redaktion und Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Byzanzforschung
 
ORF ON Science :  Christian Gastgeber :  Gesellschaft .  Wissen und Bildung 
 
Alex Wedding: Proletarische Kinder- und Jugendliteratur
Ein Beitrag von Dr. Susanne Blumesberger
 
  Alex Wedding war eine Wegbereiterin der sozialistischen Jugend- und Kinderbuchliteratur. Anlässlich ihres 100. Geburtstages wird im Rahmen einer Tagung in Wien ein wissenschaftliches Resümee gezogen.  
Wer war Alex Wedding?
Alex Wedding wurde 1905 in Salzburg als Margarete Bernheim geboren, nannte sich jedoch nach den zentralen Treffpunkten der Arbeiterbewegung in Berlin, dem "Alexanderplatz" und dem "Roten Wedding" Alex Wedding.

Ab 1925 lebte sie als Stenotypistin, Buchhändlerin, Bankangestellte und Journalistin in Berlin. Sie war Mitglied der KPD, des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller und des Bertolt Brecht-Clubs. 1928 heiratete sie den Schriftsteller Franz Carl Weiskopf.
Stationen des Exils
Aus politischen Gründen mussten Wedding und Weiskopf (beide waren jüdischer Herkunft) Deutschland schon bald verlassen: 1933 Emigration nach Prag, 1934 Besuch der Sowjetunion, 1938 Flucht nach Paris; 1939 begleitete sie ihren Mann nach New York, der am Kongress der "League of American Writers" teilnahm.

1947 Heimkehr nach Prag; 1948/49 begleitete sie ihren Mann als Gesandten der CSR nach Stockholm; einige Jahre in Peking; 1952 Rückkehr nach Prag, 1953 Übersiedelung nach Ostberlin. 1966, elf Jahre nach dem Tode ihres Mannes, starb sie in Saalfeld.
Kinder- und Jugendliteratur als sozialistisches Gesellschaftsprogramm

1930 erschien ihr vielbeachtetes erstes Kinderbuch "Ede und Unku", das 1933 verboten wurde. Schon früh hatte sie die Gefahr des Nationalsozialismus erkannt.

In ihren in zahlreiche Sprachen übersetzten und in der DDR in mehreren Auflagen erschienen Büchern wie "Das Eismeer ruft" (1936), "Die Fahne des Pfeiferhänslein" (1948), "Söldner ohne Sold" (1948), "Das eiserne Büffelchen" (1952) und "Die Drachenbraut. Chinesische Volksmärchen" (1961) schuf sie ein ideologisches Gegengewicht mit klassenbewussten Figuren, die für eine sozialistische Gesellschaft eintraten.
Gegen das Vergessen
Diese Tagung im Rahmen des Moduls "Die jüdischen Schriftstellerinnen Österreichs. Ihr Leben, ihr Schicksal und ihr Schaffen" des Projekts "biografiA. Datenbank und Lexikon österreichischer Frauen" soll sowohl Leben und Wirken der Schriftstellerin als auch die Entwicklung und die Ausprägungen der proletarischen Kinder- und Jugendliteratur im deutschsprachigen Raum behandeln.

Die Themen der Tagung reichen von "Das politische Kinderbuch", "Bilder von Klassenkampf und Revolution" bis zu den Interpretationen einzelner Werke Weddings (siehe Vorträge am Ende).
biografiA - Datenbank und Lexikon österreichischer Frauen
Die Projektinitiative "biografiA. biografische datenbank und lexikon österreichischer frauen" hat die umfassende historisch-biografische Aufarbeitung österreichischer Frauenpersönlichkeiten zum Ziel. Sie bezieht die in der Ära Hertha Firnberg entstandene umfangreiche Materialsammlung zu einem "Biografischen Lexikon der österreichischen Frau" in das Vorhaben ein und steht in Kooperation mit vergleichbaren Nachschlagewerken und Datenbanken.
->   biografiA
Weiskopf und Wedding in der Nachwelt
Während Franz Carl Weiskopf, der als Journalist, Herausgeber und (Kinderbuch)autor tätig war wie auch zahlreiche ExilschriftstellerInnen unterstützte, in der Fachwelt große Aufmerksamkeit geschenkt wird, ist Wedding, die ihm in seinen politischen Bestrebungen unterstützte und nach seinem Tod seinen Nachlass betreute, kaum bekannt.

Anlässlich ihres 100. Geburtstages ist 2005 ihr Buch "Ede und Unku" neu aufgelegt worden. Die Tagung soll auf das Leben und Wirken dieser politisch engagierten Schriftstellerin hinweisen und einen Beitrag zu der hierzulande vernachlässigten historischen Kinderbuchforschung leisten.

[7.6.05]
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Tagung
KONZEPT und ORGANISATION: Mag. Dr. Susanne Blumesberger
In Kooperation mit Univ. Doz. Mag. Dr. Ernst Seibert (Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendliteraturforschung / ÖGKJLF)
TERMIN: 10.6.2005, 10-17h
ORT: Institut für Wissenschaft und Kunst, Berggasse 17, 1090 Wien

VORTRÄGE
Mag. Dr. Susanne BLUMESBERGER (Wien): Grenzenloses Schreiben, grenzenloses Denken. Die Schriftstellerin, Übersetzerin und Journalistin Grete Weiskopf (Alex Wedding)
Mag. Rahel Rosa NEUBAUER: Zur Forschungslage.
Dr. Ilse KOROTIN (Wien): Das politische Kinderbuch
Dr. Peter MALINA (Wien): Eine andere Kinder- und Jugendliteratur. Überlegungen zum Frühwerk Alex Weddings
Univ. Prof. Mag. Dr. Karl MÜLLER (Salzburg): Zu einigen Aspekten von Alex Weddings Poetik und Identität
Univ. Doz. Mag. Dr. Ernst SEIBERT (Wien): Das Spätwerk von Alex Wedding
Univ. Prof. Dr. Rüdiger STEINLEIN (Berlin): "Die Enkel fechten's besser aus" - Bilder von Klassenkampf und Revolution in Alex Weddings Geschichtsromanen
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Institut für Wissenschaft und Kunst (IWK)
Das Institut für Wissenschaft und Kunst leistet internationale Forschungs- und Bildungsarbeit im Bereich Wissenschaft und Erwachsenenbildung. Eine der Hauptaufgaben des Instituts ist es, im Rahmen seiner Veranstaltungstätigkeit (Symposien, Seminarreihen und Präsentationen) wissenschaftliche Arbeiten der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, innovatorische und interdisziplinäre Fragestellungen zu entwicklen und sie in internationaler Besetzung zu diskutieren.
->   IWK
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Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendliteraturforschung (ÖGKJLF)
Die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendliteraturforschung versteht sich als Plattform zur Initiierung und Förderung von Forschungen zur Kinder- und Jugendliteratur in Österreich. Gegenstand dieser Forschungen soll gegenwärtige und historische Kinder- und Jugendliteratur sein. Dies kann das Kinder- und Jugendbuch sowie andere relevante Textformen auch in anderen Medien (Theater, Film, Fernsehen, Hörfunk, Computer) betreffen.
->   ÖGKJLF
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