Christian Gastgeber
Österreichische Nationalbibliothek
BIBLOS-Redaktion und Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Byzanzforschung
 
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Zum 40. Todestag des Künstlers Otto Rudolf Schatz  
  Unter den Malern der Zwischenkriegszeit nimmt Otto Rudolf Schatz (18. 1. 1900 - 26. April 1961) eine führende Stellung ein, wenngleich sein Werk erst in letzter Zeit wieder richtig gewürdigt wird. Schatz hat in seinen mehr als 1500 Holzschnitten besonders Themen der Arbeitswelt zu Motiven genommen. Zwei Ausstellungen in Wien und Innsbruck gedenken nun dieses herausragenden Künstlers  
Die frühen Jahre
Das Mädchen und der Mönch, Holzschnitt 1922
Der am 18. Jänner 1900 geborene Otto Rudolf Schatz war der Sohn einer k.k.Beamtenfamilie. Sein künstlerisches Talent konnte er durch Studien bei Oskar Strnad und Anton von Kenner an der Kunstgewerbeschule ausprägen (1918 - 1920). Mit 22 Jahren schuf er bereits Holzschnitte als Illustration zu Übersetzungen und Werken Arthur Roesslers (Die Stimmung der Gotik, Der Ackermann und der Tod und Altdeutsches Weihnachtsspiel). In den Jahren 1926-1929 schuf er die Holzdrucke zu Ernst Preczangs Gedicht Stimme der Arbeit.
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Stimme der Arbeit, 1928
"Stimme der Arbeit"
Das Buch Stimme der Arbeit hätte 1928/1929 gemeinsam mit Schatz¿ Holzschnitten vermutlich in der Büchergilde Guttenberg als Prachtband erscheinen sollen, aus unbekannten Gründen ¿ wahrscheinlich fehlte das Kapital ¿ konnte das Buch damals nicht erscheinen. Dem Kunstsammler Wilfried Daim gelang es nach langen Nachforschungen, das konzipierte Buch mit den Holzdrucken zu rekonstruieren, und veröffentlichte 1999 Stimme der Arbeit ¿ siebzig Jahre nach dem vorgesehenen Druck ¿ als Prachtfaksimile.
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Schatz als Buchillustrator

Überhaupt widmet Schatz seine Holzdrucke immer wieder Buchillustrationen, so arbeitet er neben Arthur Roessler und Ernst Preczang mit Josef Luitpold (Der entwurzelte Baum, Die neue Stadt, Die Rückkehr des Prometheus) zusammen, und er illustrierte Literatur aus dem Strom-Verlag (u. a. Stefan Zweig, Jack London), des weiteren Upton Sinclairs Co-op und Peter Roseggers Jakob der Letzte.
Während des 2. Weltkrieges
Miniatur, um 1943/44
Die Zeit des 2. Weltkrieges verbrachte er im Ausland, teils in Brünn, teils in Prag; er wurde allerdings durch seine Heirat mit einer Jüdin in einem Zwangarbeitslager (u. a. in Gräditz) interniert. Aus dieser Periode stammen seine sehr ausdrucksstarken Farbminiaturen, die auf kleinstem Raum von etwa 2¿3 cm Breite x Länge teilweise sehr bedrückende Landschaftsbilder zeigen. Dabei spiegelt sich die Materialknappheit und die Schwierigkeit für einen Ehemann einer Jüdin, überhaupt an Malutensilien zu kommen, im sparsamen Einsatz von Farben wieder.
Rückkehr nach Wien
Miniatur, Nachkriegszeit
Nach eigenen Angaben kam Schatz 1946 wieder nach Wien und wurde hier durch Viktor Matejka gefördert. Während dieser Zeit schuf er auch schwarz-weiß Miniaturen, die mit ihren Motiven aus der Arbeitswelt wahrscheinlich für den ÖGB geschaffen wurden. In dieser Zeit erhielt er auch für die Ausgestaltung des Wiener Westbahnhofs den ersten Preis (die Originalentwürfe wurden nach Auskunft des früheren Verkehrsministeriums an Prof. Wilfried Daim verbrannt, weil sie im Keller schimmelig wurden). Schatz¿ Angaben zufolge gestaltete er auch die Fresken in der Arbeiterhochschule, Wien XIX, Sickenberggasse, die Bibliothek Sandleiten, und er malte Wandbilder des Schlosses Weinberg in Kefermarkt.
Sein Werk
Die Schaustellung, 1929
Die Mehrzahl seiner Werke sind als Holzdrucke schwarz-weiß, einige seiner Farbbilder sind mittlerweile zu Klassikern geworden, etwa "Die Schaustellung" mit der Präsentation von zwei Schwarzen. Schatz selbst resümiert sein Werk in einem Fragebogen des Österreich-Lexikons vom 10. 1. 1949, der sich heute unter den Autographen in der Österreichischen Nationalbibliothek befindet. Vor 40 Jahren ¿ am 26. April 1961 ¿ stirbt er an Lungekrebs.
Nachwirkung - Rezeption
Zwei Mädchen, Holzschnitt, 1931
Es dauerte einige Zeit bis man sein Werk auch in eigenen Ausstellungen würdigte, ab der Mitte der Siebziger Jahre werde seine Werke immer wieder in Veranstaltungen mit thematischen Bezug ausgestellt, 1978 widmet Wilfried Daim ein umfangreiches Kunstbuch mit 61 Abbildungen dem Gedenken an diesen Maler. In der Kunst wird Schatz nun immer mehr entdeckt, zuletzt mit seinen Miniatüren, die jetzt auf einer Wanderausstellung an verschiedensten Orten im In- und Ausland gezeigt werden.
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Initiale, Holzschnitt, 1927
Das literarische Vermächtnis
Schatz hat der Nachwelt auch ein bescheidenes literarisches Vermächtnis hinterlassen: Seine Kriegsbriefe, die er im Zeitraum von Anfang 1942 bis 15. November 1944 (einen Tag vor seiner Deportation) schrieb. Der Herausgeber Daim charakterisiert die Briefsammlung folgendermaßen: ¿Schatz¿ Briefe sind ... eine raffinierte und gleichzeitig faszinierende Mischung aus Andeutungen und Symbolen, aus Pseudonaivität mit latenten Frotzeleien des Regimes, Bosheiten, Sticheleien, aber auch von Selbstausbrüchen tiefer Depression, ja Neigung zum Selbstmord. Manchmal erinnern die Briefe an Nestroy, aber auch an Lenau. Galgenhumor, hinübergestreut in ein Meer von Trostlosigkeit.¿
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Der Schatz-Nachlaß
Der Großteil seiner Werke wurde von dem Kunstsammler Prof. Dr. Wilfried Daim in aller Welt zusammengesucht und wird immer wieder in Ausstellungen präsentiert.
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Der Ballonverkäufer, 1929
Literatur zu Schatz
Wilfried Daim, Otto Rudolf Schatz, Grafik, Eisenstadt: Edition Roetzer 1978;
Wilfried Daim, Otto Rudolf Schatz, Kriegsbriefe, Eisenstadt: Edition Roetzer 1982;
Wilfried Daim, Meine Kunstabenteuer, Wien: Holzhausen Nfg. 1997, 75ff;
Brigitte Mayr, Otto Rudolf Schatz. Das graphische Werk der Zwischenkriegszeit 1918 ¿ 1938, 2 Bände, Diplomarbeit, Universität Innsbruck 1999;
Wilfried Daim, Groß im Kleinen, Miniatüren des Otto Rudolf Schatz, Wien: Phoibos 2001.
->   Österreich-Lexikon
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Die Ausstellungen
Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Sonderausstellung der Papyrussammlung
Groß im Kleinen: Miniatüren des Otto Rudolf Schatz aus der Kunstsammlung Wilfried Daim
2. März ¿ 1. Juni 2001
->   Sonderausstellung Papyrusmuseum
Innsbruck, Galerie im Taxispalais
...wenn es um die Freiheit geht: Austria 1918 ¿ 1938/...quando è in gioco la libertà: Austria 1918 - 1938
26. Jänner - 18. März 2001
->   Innsbruck, Taxispalais
 
 
 
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