Christian Gastgeber
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ORF ON Science :  Christian Gastgeber :  Wissen und Bildung .  Gesellschaft 
 
Internationales Symposion Mira Lobe (1913-1995)
19. bis 20. September 2003
 
  Am 17. September hätte die österreichische Kinderbuchautorin ihren 90. Geburtstag gefeiert. Zu diesem Anlass findet vom 19. bis 20. September ein von der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendliteraturforschung organisiertes Internationales Symposion statt.  
Wer war Mira Lobe? - Ein jüdisches Schicksal

Mira Lobe wurde als Hilde Mirjam Rosenthal in Görlitz, damals Oberschlesien als zweite Tochter einer jüdisch, bürgerlichen Familie geboren.

Mira, wie sie genannt wurde, "eine des Friedens", verlor ihren Vater, der den Synagogenchor leitete und zugleich in der evangelischen Kirche die Orgel spielte, als sie 14 Jahre alt war.

Er war ihr Vorbild für ihre ausgeprägte Toleranz, die auch in ihren Büchern immer wieder Niederschlag fand. Miras Mutter war literarisch sehr interessiert und sozial äußerst engagiert, weitere Eigenschaften, die die spätere Autorin prägten.
Flucht unter der Auswirkung des Antisemitismus

Die unbeschwerten Jugendjahre endeten abrupt infolge des zunehmenden Antisemitismus in Deutschland eine Emigration unumgänglich wurde. Statt zu studieren (sie wäre gerne Journalistin geworden) lernte Mira Lobe an der Berliner Modeschule Strickmaschinen zu bedienen, trat einer zionistischen Jugendgruppe bei und lernte Hebräisch.

1936 wanderte sie nach Palästina aus und nahm mehrere Arbeiten an, um zu überleben. 1940 heiratete sie den Schauspieler und Regisseur Friedrich Lobe. Drei Jahre später, mit Tochter Claudia schwanger, begann sie abends nach ihrer Arbeit in einer Druckerei zu schreiben und erzielte schon bald die ersten großen Erfolge. 1947, wurde Reinhardt, ihr zweites Kind, geboren.
Rückkehr nach Wien und Ostberlin
Drei Jahre später kam sie mit ihrer Familie nach Wien, da ihr Mann ein Engagement am Theater in der Scala erhalten hatte. Mira Lobe widmete sich weiterhin dem Schreiben für Kinder.

1957, nachdem das Theater in der Scala geschlossen worden war und ihrem Ehemann ein Vertrag am Deutschen Theater in der DDR angeboten worden war, folgte sie ihm nach Ostberlin. Das Heimweh nach Wien wurde jedoch größer, und nicht einmal ein Jahr später erfolgte die endgültige Niederlassung der Familie Lobe in Wien, wo Friedrich Lobe am Theater in der Josefstadt engagiert wurde.
Auszeichnung als Schriftstellerin

1958 erhielt Mira Lobe die erste offizielle Anerkennung, den österreichischen Kinderbuchpreis für "Titi im Urwald". Im selben Jahr starb ihr Mann. Mira Lobe schrieb weiterhin unermüdlich für Kinder und erhielt schließlich 1980 den Österreichischen Würdigungspreis für Kinder und Jugendliteratur für ihr Gesamtwerk. Am 6. Februar 1995 starb sie in Wien.
Wie alles anfing
Mit 12 Jahren entdeckte Mira Lobe die Liebe zum Schreiben. Als ihr vom umschwärmten Deutschlehrer die Hausaufgabe aufgetragen wurde, ein selbsterfundenes Tiermärchen zu verfassen, dachte sie sich die Geschichte eines Schwalbenkindes aus, das, anstatt in wärmere Gebiete zu fliegen, den Winter mit seinem Freund Spatz verbringen wollte.

Der Lehrer glaubte Mira nicht, dass diese Geschichte von ihr erfunden war. Das war der Moment, so erzählte sie später in mehreren Interviews, in dem ihr klar geworden war, dass Schreiben für sie später eventuell nützlich sein könnte. Wie recht sie damit hatte, zeigen ihre zahlreichen liebevoll ausgestatteten Bücher.
Mira Lobes Werke

1948 erschien "Insu-Pu. Die Insel der verlorenen Kinder", eine Robinsonade mit dem ernsten Hintergrund der damals üblichen Kinderverschickung. Es wurde in das Hebräische übersetzt und erst 1951 auch von Waldheim Eberle in Deutsch aufgelegt.

Elf Kinder, auf dem Weg nach Terranien, in dem Frieden statt Krieg herrscht, werden zwar von einem versenkten Schiff auf ein Rettungsboot gebracht, von dort aber auf eine einsame Insel verschlagen. Sie schaffen es, einen perfekt funktionierenden Kinderstaat aufzubauen. Gerechtigkeit, Toleranz und ein fester Zusammenhalt sind nicht nur in diesem Buch von Mira Lobe wichtig.

Das in zahlreiche Sprachen übersetzte Werk "Die Omama im Apfelbaum", 1965 erstmals erschienen, war einer ihrer größten Erfolge. Nicht zu vergessen "Das kleine Ich bin Ich", das es schafft, sich von einem kleinen Etwas in ein selbstbewußtes "Ich bin ich" zu verwandeln, und so gut geeignet ist, Kindern Selbstvertrauen zu geben, so dass es auch Verwendung im therapeutischen Bereich fand.
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Bücher von Mira Lobe
Einen Überblick über das Gesamtwerk von Mira Lobe findet man unter www.miralobe.at/buecher/werke.htm
->   Bücher
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Dieser Beitrag stammt von Dr. Susanne Blumesberger, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Projektes "biografiA. Datenbank und Lexikon österreichischer Frauen" am Institut für Wissenschaft und Kunst www.biografia.at
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