Christian Gastgeber
Österreichische Nationalbibliothek
BIBLOS-Redaktion und Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Byzanzforschung
 
ORF ON Science :  Christian Gastgeber :  Gesellschaft .  Wissen und Bildung 
 
Frauen schreiben gegen Hindernisse
Zu den Wechselwirkungen von Biografie und Schreiben im weiblichen Lebenszusammenhang
 
  Tagung am 7.11.2003 im Institut für Wissenschaft und Kunst, Berggasse 17, 1090 Wien, Seminarraum 1
Konzept und Organisation: Dr. Susanne Blumesberger
 
Weibliche Biografie und Schreiben
Das sind nur zwei der zahlreichen Themen, mit denen sich das Institut für Wissenschaft und Kunst im Rahmen des Projekts «biografiA. Datenbank und Lexikon österreichischer Frauen (www.biografia.at)» schon seit 1998 beschäftigt.

Bisher konnten unter Mitarbeit von ExpertInnen aus mehreren Fachrichtungen mehr als 8.000 Frauen aufgearbeitet werden, die für Österreich eine spezielle Bedeutung haben.

Darunter befinden sich zahlreiche Schriftstellerinnen, die, so unterschiedlich ihre Lebensläufe und so verschieden ihre Intentionen und Publikationen auch sein mögen, fast alle eines gemeinsam haben: Sie standen irgendwann einmal vor Hindernissen, die sie schreibend zu überwinden versuchten.
Was sind Hindernisse?
Eine Frage, auf die es unzählige, weil subjektive, Antworten gibt (und mit Schwierigkeiten haben natürlich auch Männer zu kämpfen), aber die Betrachtung weiblicher Lebensläufe zeigt, dass besonders Frauen oft "zur Feder griffen", wenn es ihnen schlecht ging.

Noch bis in jüngste Zeit waren es gesellschaftliche Tabus, die dabei gebrochen werden mussten, um sich als Frau entfalten zu können und gegen die angeschrieben wurde. Auch später sahen sich Frauen in der Geschichte Österreichs immer wieder in Situationen versetzt, in denen das Schreiben Kraft zu geben schien.
Neue Chancen durch Schreiben?
Bei Barbara Passrugger wurde es offensichtlich, dass das Heraustreten aus der Enge des kleinen Salzburger Dorfes für die damals schon betagte Frau neue Möglichkeiten, einen weiteren Horizont und ganz konkret verbesserte Lebensqualität bot.

Käthe Recheis, erfolgreiche Autorin zahlreicher Kinderbücher und eine der Referentinnen der Tagung, meint sogar, dass Hindernisse in ihrem Leben zu Chancen wurden
Leben und Schreiben - zwei einander beeinflussende Faktoren?
Im Mittelpunkt der Diskussion stehen folgende Fragen:
Ist es denkbar, dass es einen Zeitpunkt im weiblichen Lebenslauf gibt, der das Schreiben ermöglicht bzw. an dem das Schreiben eine Möglichkeit ist, das Leben zu strukturieren?

Welche Bedingungen müssen dabei gegeben sein, dass sich eine Frau schreibend an die Öffentlichkeit wendet? Welche Texte können eventuell daraus entstehen? In welcher Form kann sich das Publizieren von Texten auf das weitere Leben der jeweiligen Frau auswirken?

Die ReferentInnen beschäftigen sich mit dem Schreiben von Frauen in den unterschiedlichsten Zusammenhängen. Es werden sowohl WissenschaftlerInnen zu Wort kommen als auch Frauen, die über ihre eigenen Erfahrungen berichten. Die Annäherungen an das Thema erfolgen aus verschiedensten Blickwinkeln, wobei sich der zeitliche Bogen vom Mittelalter bis in die Gegenwart spannt.
Das Tagungsprogramm
Dass Schreiben für Frauen schon seit langer Zeit wichtig ist, macht Christian Gastgeber deutlich, wenn er über die schreibende Frau im Mittelalter spricht (13.30h). Ilse Korotin, Leiterin der Dokumentationsstelle für Frauenforschung am Institut für Wissenschaft und Kunst und des Projekts «biografiA», spricht über «Den Nationalsozialismus denken. Zur (Auto-)Biografie der Mathilde von Kemnitz-Ludendorff» (14h). Die Schriftstellerin Barbara Neuwirth wird über das Thema «Vom Mut, an sich zu glauben. Weibliche Biografie und literarisches Schaffen» referieren (15h). «Heimgekehrt und fremd geblieben» ist das Thema der Holocaust-Überlebenden Dr. Susanne Bock (15.30h). Danach spricht der Vorsitzende der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendliteraturforschung (OGKJLF) und Germanist Ernst Seibert über «Fortschreibung und Selbstinterpretation im Werk von Marlen Haushofer» (16h). Die Schriftstellerin Ilse Kilic hält einen Vortrag zu «Autobiografie als unsicherer Ort» (16.30), und Käthe Recheis schließt mit ihrem optimistischen Zugang zum Thema «Hindernisse, die zu Chancen werden können», die Tagung.

Dieser Beitrag stammt von Dr. Susanne Blumesberger
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Die Tagung ist frei zugänglich.
Institut für Wissenschaft und Kunst, Berggasse 17, 1090 Wien, Seminarraum 1
->   Tagunsprogramm
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Weitere Informationen und Anfragen: s_blumesberger@yahoo.de
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