Andre Gingrich
Institut für Ethnologie, Kultur- und Sozialanthropologie, Universität Wien
 
ORF ON Science :  Andre Gingrich :  Gesellschaft 
 
Veranstaltung: Praktiken und Ideologien von Gewalt  
  Das Wiener Institut für Ethnologie, Kultur- und Sozialanthropologie veranstaltet heuer bereits zum dritten Mal das Socrates Intensivprogramm, dieses Jahr unter dem Titel "Gewalt - Praktiken und Ideologien".  
Ethnologische Aspekte von Gewalt
Sozial- und Kulturanthropologie bietet nicht nur ein umfassendes globales und historisches, auf Basis unzähliger empirischer Fallstudien etabliertes Wissen sondern auch theoretische Erklärungsmodelle und Konzeptionen von Gewalt.

Populäre Erklärungsmodelle von Gewalt sind häufig im Bereich der Individualpsychologie oder der humanbiologischen Verhaltensforschung angesiedelt (mit Aussagen wie "Aggression ist angeboren"), oder argumentieren ausschließlich mit politikwissenschaftlichen Theorien und historischen Prozessen.

Ethnologisch-sozialanthropologische Theorien zu Gewalt hingegen untersuchen vor allem sozio-kulturelle Grundlagen und langfristig andauernde Einflüsse und Hintergründe von Ereignissen - wie kulturelle Konzepte und Weltbilder sowie lokale Machtkonstellationen und die soziale Organisation von Gesellschaften, die Gewalt fördern oder eben verhindern.
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Internationale Vertreter des Faches in Wien
Das Socrates Intensivprogramm mit dem Titel "Gewalt - Praktiken und Ideologien" findet noch bis 6. September 2002 in Wien statt. Dafür haben die Ethnologen Andre Gingrich, Ulrike Davis-Sulikowski, Thomas Fillitz und Anna Streissler zehn international renommierte Wissenschaftler aus dem Gebiet der Kultur- und Sozialanthropologie eingeladen: Borut Brumen, Ljubljana; Emmanuel Desveaux, Paris; Allen Feldman, New York; Hanne Kathinka Froystad, Oslo; Oivind Fuglerud, Oslo; Suzette Heald, Brunel/Westlondon; Abdullahi Osman El-Tom, Maynooth/Irland; Birgitte Refslund Sorensen, Kopenhagen; Oskar Verkaaik, Amsterdam; Thomas Zitelmann, FU Berlin; Ulrike Davis-Sulikowski und Ernst Halbmayer, Universität Wien.
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Verschiedene Formen von Gewalt
Im Allgemeinen unterscheidet man in der Ethnologie zwischen struktureller, symbolischer und physischer Gewalt, wie auch zwischen kollektiver und individueller sowie geschlechtsspezifischer Gewalt. Weiters differenziert man Gewalt, die "von oben" und solche, die "von unten" ausgeübt wird.

Alle Ebenen und Formen von Gewalt haben charakteristische Symbole und Verhaltensregeln, die in den Fallstudien eingehend untersucht werden. Diese befassen sich mit folgenden Regionen: Horn von Afrika, Tansania, Sri Lanka, Indien, den USA, verschiedenen indianischen Gesellschaften in Nord und Südamerika, Haiti, Venezuela, Holland und Istrien.

Die Auseinandersetzung mit den Praktiken, Theorien und Formen der Gewalt sowohl in der physischen Realität als auch auf strukturellen und symbolischen Ebenen ist global dringlich. Die Konferenz wird daher eine aktuelle, gesellschaftsrelevante Standortbestimmung der ethnologisch-anthropologischen Ansätze vornehmen.
Das Socrates Intensivprogramm und seine Besonderheit
Eine der Besonderheiten des Socrates Intensivprogrammes ist, dass nicht nur ausländische Professoren, sondern auch Studierende aus den europäischen Partnerinstituten (Amsterdam, Brunel/Westlondon, Kopenhagen, Maynooth/Irland, Oslo, Paris, Stockholm) zum Programm eingeladen werden.

Den Studierenden, die bereits Monate vorher auf das Zusammentreffen mit den renommierten internationalen Vortragenden vorbereitet worden sind, wird hier über zehn Tage hinweg die Möglichkeit geboten, im Anschluss an die etwa einstündigen Vorträge an intensiven Diskussionen teilzunehmen. Sowohl die Dauer der Konferenz als auch ein soziales Rahmenprogramm erleichtern den intensiven Erfahrungsaustausch zwischen Lehrenden und Studierenden.

Die Konferenzsprache ist Englisch.
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Gesicherte Zukunft für die Intensivprogramme
Thomas Fillitz freut sich, dass die Socrates Intensivprogramme bereits für die nächsten zwei Jahre gesichert sind. Ermöglicht wird diese Veranstaltung durch: Europäische Kommission, Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Universität Wien, Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften der Universität Wien, Österreichische Forschungsgemeinschaft, Wittgenstein 2000, STRV-Ethnologie.

Konzept und Organisation:
Ulrike Davis-Sulikowski und Andre Gingrich
Thomas Fillitz und Anna Streissler
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