Bild: Linda Kneucker
 
ORF ON Science :  Raoul Kneucker :  Wissen und Bildung 
 
Communicating Science: Ohne Industrie?  
  Während des Symposiums "Communicating Science - Concepts, Programmes, Experiences", Mitte September 2003 an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, mit dem die "Galerie der Forschung" ihre Arbeit aufnahm, fielen drei industriebezogene Aussagen grundsätzlicher Natur.  
Produkt-Infos durch peer-reviews
Erstens: (Produkt)informationen der Industrie sollten einer Art Selbstkontrolle oder "peer review" unterworfen werden; sie dienen zwar der (akzeptierten) Werbung, kleiden sich aber oft als wissenschaftlich fundierte Information über eine wichtige Innovation, übertreiben, beeinflussen Medien, die sie ungeprüft übernehmen, und oft auch Aktionäre an der Börse, die positiv oder negativ reagieren (Andreas Barner, Vorstandsvorsitzender Boehringer Ingelheim).
Öffentliche Diskussion ohne Industrie-Vertreter
Zweitens: "Die Vertreter der österreichischen Industrien nehmen in der Regel an den Diskussionen über die Vermittlung von Innovationen in der Öffentlichkeit nicht teil", meinte der Moderator des Arbeitskreises "Communicating Innovations", Universitätsprofessor Reinhart Kögerler.

Es fällt auf, dass Vertreter der Industrie in öffentlichen Diskussionen über Hintergründe ihrer Arbeit und Leistungen oft abwesend sind und andere, z.B. Forscher, sprechen lassen. Keine Zeit? Verschwendete Mühe? Scheu vor unliebsamer Aufmerksamkeit, vor feindlichen Äußerungen, ethischen Debatten?
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Mangelhafte Bewusstseinsbildung
Die Bewusstseinsbildung über Unternehmertum, über industrielle Leistungen in der Umsetzung von Forschung in Innovationen und die Zusammenhänge zwischen Bildung, Forschung, Technologie und Industrie weist Defizite auf. Es erscheint z.B. sonderbar, dass die wichtigste Publikation "K.-H.Leitner: Die 50 besten Innovationen Österreichs, Böhlau 2003" aus einem Forschungsprojekt des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit hervorging und mit dessen Förderung publiziert wurde.
->   Mehr über das Buch von Leitner (6.6.03)
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Plädoyer für öffentliche Forschungsprogramme
Drittens: Der Kopf des internationalen Humangenom-Forschungsprogramms, Sir Michael Morgan, erläuterte nicht nur den modernen Innovationsprozess, für den wissenschaftliche Spitzenleistungen notwendige, aber nicht hinreichende Elemente sind.

Er plädierte für "öffentliche" Forschungsprogramme, um Forschungsergebnisse für alle Forscher und für die Industrien offen zu halten und erst nach Abschluss der Forschungen den Kommerzialisierungsprozess zuzulassen. Jeder kann sich ausdenken, was geschehen wäre, wenn bei der Entschlüsselung des menschlichen Genoms ...
"Communicating science" - nicht bloß durch Öffentliche
Meines Erachtens genügt es nicht, wenn die industriellen Interessenvertretungen für eine höhere und bessere Forschungsförderung eintreten, so willkommen dies auch ist; sie müssten, wie einzelne erfolgreiche Industrielle auch, in der Öffentlichkeit konkrete Forschungen, Forschungsprogramme, forschungs- und technologiepolitische Maßnahmen zum Thema ihrer Auftritte oder ihrer Vertretung machen und aktiv die Diskussionen um Voraussetzungen für Innovation und um die Vermittlung von Innovationen mittragen.

"Communicating science" ist nicht allein ein Interesse der öffentlichen Einrichtungen in ihrem Dienste für Forschung und Technologie.
->   Galerie der Forschung: Baustelle ist eröffnet (22.9.03)
->   Galerie der Forschung (ÖAW)
 
 
 
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