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Historiker Georges Boudarel gestorben  
  Der französische Historiker, Philosoph und Indochina-Experte Georges Boudarel ist laut Medienberichten vom Montag am vergangenen Freitag 77-jährig nach langer Krankheit in der Nähe von Paris gestorben.  
Boudarel, der nach dem Zweiten Weltkrieg Mitglied der französischen Kommunistischen Partei (PCF) geworden war, hatte sich 1950 in Vietnam der Vietminh-Befreiungsbewegung angeschlossen, für die er als Politkommissar in Lagern gefangener französischer Kolonialsoldaten tätig war.
Umstrittener Asien-Kenner
1991 wurde gegen Boudarel, der 1967 nach Frankreich zurückgekehrt war und sich als Universitätsprofessor für asiatische Geschichte etabliert hatte, Anzeige wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit erstattet, nachdem ihn ehemalige französische Gefangene enttarnt und für Folterungen von Landsleuten mitverantwortlich gemacht hatten.

Durch Beschluss des Pariser Kassationsgerichtshofes wurde er nach einer jahrelangen Kontroverse amnestiert. Das Höchstgericht befand, dass es sich bei den Vorfällen nicht um Verbrechen gegen die Menschlichkeit gehandelt habe, wie sie im Zweiten Weltkrieg im Auftrag der Achsenmächte begangen wurden.
Kämpfer gegen den Kolonialismus
Der seinerzeitige sozialistische Erziehungsminister (der spätere Premier) Lionel Jospin hatte Disziplinarmaßnahmen gegen Boudarel abgelehnt und erklärt, es sei damals "zutiefst gerecht gewesen, gegen den Kolonialismus zu kämpfen".

Die rechtsextreme Nationale Front (FN) von Jean-Marie Le Pen machte aus Boudarel einen Hauptangeklagten in einem symbolischen "Nürnberger Prozess gegen den Kommunismus".
 
 
 
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01.01.2010