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Perlhühner: Überraschende Energie-Verausgabung  
  Perlhühner gelten wegen ihres mageren Fleisches als wahre Delikatessen. Sie sind aber auch als Forschungsobjekte nicht zu verachten: In einer aktuellen Studie sind US-Biologen der Physiologie ihrer Fortbewegung nachgegangen. Überraschenderweise verbrauchen sie dabei wesentliche Teile ihrer Energie zu einem Zeitpunkt, den man bisher eher als Ruhephase betrachtet hat.  
Rund ein Viertel der Energie wird der Studie zufolge von den Bein- und Beckenmuskeln bei dieser vermeintlichen Ruhephase verausgabt - beim Schwingen der Gliedmaßen, wenn sie keinen Kontakt zum Boden haben.
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Die Studie ist unter dem Titel "Partitioning the Energetics of Walking and Running: Swinging the Limbs is Expensive" in "Science" (Bd. 303, S. 80, Ausgabe vom 2. Jänner 2004) erschienen.
->   "Science"
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Schwung- und Trittphase
Bild: Richard L. Marsh
Wenn zweibeinige Lebewesen - wie etwa die untersuchten Perlhühner - gehen oder laufen, bewegen sich ihre Beine ständig zwischen einer Schwungphase, in der sie den Boden nicht berühren, und einer "Trittphase", in der sie Bodenkontakt haben.

Dachte man bisher, dass die für die Schwungphase benötigte Energie vernachlässigbar sei, so haben der Biologe Richard Marsh von der Northeastern University in Boston/Massachussetts und sein Team nun das Gegenteil bewiesen.
Winzige Farbkügelchen im Blut
Perlhühner (die Familie der Numididae) werden nach Auskunft der Forscher besonders gerne verwendet, um die Physiologie der Bewegung von Wirbeltieren zu studieren.

Marsh und sein Team ließen Helmperlhühner (Numida meleagris) in speziellen Tretmühlen laufen, zur Messung ihrer Anstrengung wurden ihnen 15 Mikrometer große Farbkügelchen in die linken Herzventrikel injiziert. Über das Blutsystem verteilen sich diese im gesamten Körper gleichmäßig.
26 Prozent der Energie beim Bein-Schwingen
Die Durchblutungsrate bestimmter Muskeln während der unterschiedlichen Bewegungsphasen - angezeigt durch die Menge der Farbkügelchen - brachte eindeutige Resultate: 26 Prozent der Energie wird während der scheinbar anstrengungslosen Zeit der schwingenden Gliedmaßen verausgabt. Die restlichen 74 Prozent beim Kontakt der Beine mit dem Boden.

Diese Resultate stünden im Gegensatz zu den bisherigen Annahmen der Bewegungsphysiologie, schreibt der Biomechaniker Norman Heglund von der Universität Louvain/Belgien in einem Begleitartikel von "Science".
->   Mehr über Perlhühner (lebensmittellexikon.de)
->   Northeastern University
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Das Perlhuhn
Ein Gedicht von Christian Morgenstern

Das Perlhuhn zählt eins, zwei, drei, vier ...
Was zählt es wohl, das guteTier,
dort unter den dunklen Erlen?
Es zählt, von Wissensdrang gejückt
(die es sowohl wie uns entzückt):
die Anzahl seiner Perlen.
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01.01.2010