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Riesen-Blume: Stinkt und ist doch Veilchen-verwandt  
  Die Riesen-Rafflesie gilt nicht nur als die größte Blume der Welt, sie zählt als Aaspflanze auch zu den übelriechendsten. Botaniker haben nun eines ihrer letzten Rätsel geklärt - ihre stammesgeschichtliche Zugehörigkeit.  
Wie Todd Barkman von der Fakultät für Biologie der Western Michigan University (WMU) und Kollegen in den "Proceedings of the National Academies of Sciences" (PNAS) berichten, handelt es sich um relativ nahe Verwandte der weit angenehmer riechenden Veilchen.
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Die Studie ist unter dem Titel "Mitochondrial DNA sequences reveal the photosynthetic relatives of Rafflesia, the world's largest flower" in den "PNAS" (sobald online: doi/10.1073/pnas.0305562101; Ausgabe vom 6. Jänner 2004) erschienen.
->   "PNAS"
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Tropische Pflanze ...
Die Rafflesien - benannt nach dem Briten Sir Stamford Raffles, der sie 1818 in Sumatra entdeckte - sind eine vor allem in den Tropen und Subtropen verbreitete Familie der Rafflesiales mit 10 Gattungen und etwa 65 Arten. Wie sie phylogenetisch einzuordnen sind, hat Generationen von Botanikern beschäftigt.
... mit Fortpflanzung, die stinkt
Bild: PNAS
Riesen-Rafflesie
Vertreterinnen der Rafflesiales können Blüten mit einem Durchmesser bis zu einem Meter haben. Dass sie dabei auch noch nach Tierkadaver riechen, erfreut zwar nicht die menschliche Nase, ist aber eine Strategie ihrer Fortpflanzung.

Die Pflanzen haben weder Stiel, Wurzeln noch Blätter; sie sind Parasiten, die von Wirtspflanzen abhängig sind und ihre riesigen Blüten erst entwickeln, wenn es für die Fortpflanzung nötig ist.
Analyse der mitochondrialen DNA
Um die evolutionäre Stellung der Riesen-Rafflesie (Rafflesia arnoldii) zu bestimmen, haben Todd Barkman und sein Team die mitochondriale DNA von 95 Arten von Samenpflanzen analysiert.

Sie fanden heraus, dass Rafflesia Teil der Ordnung der Malpighiales sind, zu denen u.a. auch Veilchen, Passionsblumen und Weihnachtssterne gehören.
->   Zur Systematik der bedecktsamigen Pflanzen (wikipedia)
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Rafflesiaceae und Riesen-Rafflesie
Rafflesiaceae sind Parasiten, deren Vegetationskörper lediglich aus Zellfäden bestehen. Diese durchdringen die Wurzeln oder Sprosse der Wirtspflanzen und passen sich deren Wachstum an. Die Blütentriebe entwickeln sich innerhalb des Wirts, um dann dessen Rinde zu durchbrechen. Alle Rafflesiaceae sind an Bestäubung durch Aasfliegen angepasst. Ihre Blüten sind daher rötlich oder bräunlich und verbreiten einen entsprechenden Aasgeruch.

Die Riesen-Rafflesie gilt als größte Blüte des Pflanzenreichs; sie braucht bis zu 13 Monate zum Wachsen, in voller Blüte steht sie höchstens vier Tage. Holzeinschlag, die landwirtschaftliche Entwicklung und ihre Verwendung für medizinische Zwecke führten zum drastischen Rückgang ihrer Verbreitung in Asien, die verbliebenen Bestände sind vom Aussterben bedroht.
->   Mehr über die Rafflesia
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Weitere Zuordnungen
Des weiteren konnten die Forscher die Gattung der Mitrastema, ebenfalls parasitäre Blumen, der Ordnung der Ericales zuordnen, zu der u.a. Heidelbeeren und Dattelpflaumen gehören.

Rafflesia und Mitrastema sind nach Auskunft der Forscher trotz ihrer ähnlichen parasitären Eigenschaften nur sehr weitläufig miteinander verwarnt.

Die Analyse der mitochondrialen DNA habe sich als effektive Technik herausgestellt, um die genetische Abstammung der Pflanzen zu erkunden, betonten die Forscher.
->   Fakultät für Biologie (WMU)
->   rafflesia.de
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Fortpflanzungstrick: Blume riecht wie Tierkadaver (11.12.02)
->   Taxonomen als "Taufpaten" der Naturwissenschaft (2.10.02)
->   Mitochondrien-Vererbung nicht nur Frauensache? (27.8.02)
 
 
 
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01.01.2010