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Weniger Nuklearschmuggel, aber mehr Alarme  
  Der Nuklearschmuggel an Österreichs Grenzen nimmt ab. Gab es 1994 noch 45 Versuche, Uran und Plutonium zu schmuggeln, so sind es heute "bloß" acht bis zehn pro Jahr. Die Anzahl der Alarme steigt dafür.  
Intensive Arbeit an Messgeräten
Seit Mitte der 90er Jahre - als der Nuklearschmuggel einen Höhepunkt erreichte - wird intensiv an Messgeräten gearbeitet, die den Transfer von strahlendem Material über die Grenzen verhindern sollen. Es geht dabei in erster Linie um den Schmuggel von Uran und Plutonium, aber neuerdings auch um den "unbeabsichtigten" Schmuggel von strahlendem Material.
Drei verschiedene Typen
Das Atominstitut der Österreichischen Universitäten in Wien ist maßgeblich an der Entwicklung neuer Messgeräte beteiligt. Es sind drei Arten von Geräten, an denen die Wissenschaftler arbeiten: einfache tragbare Geräte für die Zollbeamten, kompliziertere Geräte, die das strahlende Material analysieren können und schließlich sehr teure, fix installierte Geräte, die so ähnlich aussehen wie die Anti-Laden-Diebstahl-Säulen.

Damit kann festgestellt werden, ob in einem Pkw, in einem Lkw oder auch in einem Eisenbahnwaggon Material transportiert wird, das Strahlung abgibt, so Helmuth Böck vom Atominstitut der Österreichischen Universitäten im Ö1-Radio.
Unbewusster Schmuggel
"Wir konzentrieren uns derzeit auf jene Geräte, die feststellen sollen, um welche strahlenden Materialien es sich handelt. Man muss bedenken, dass nicht nur bewusst geschmuggelt wird, sondern auch unbewusst", so Böck. "Oft sind es Personen nach nuklearmedizinischen Untersuchungen, die an den Grenzen aufgehalten werden müssen."
300 medizinische Alarme
Solche medizinischen Alarme sind sehr häufig. Im Jahr 2003 waren es rund 300 Fehlalarme am Flughafen in Schwechat. Eigentlich dürfte ein Patient nach einer nuklearmedizinischen Untersuchung zehn Tage nicht verreisen. Es ist zwar für den Sitznachbarn nicht unmittelbar gefährlich neben einem Patienten zu sitzen, trotzdem ist es eine unnötige Strahlenexposition. Der Atomforscher will mit seinem Gerät die Aufmerksamkeit der Zollbeamten nicht unnötig beanspruchen. "Wir wollen diese medizinischen Alarme durch einige technische Tricks eliminieren", so Böck.
"Nur mehr" acht bis zehn Schmuggelversuche pro Jahr
Wenn dann der Alarm losgeht, wissen die Beamten, dass es ernst ist. Geschult werden sie daraufhin im Forschungszentrum Seibersdorf.

Der Nuklearschmuggel scheint seinen Höhepunkt bereits überschritten zu haben, berichtete Helmuth Böck - der Höhepunkt war 1994 mit 45 Versuchen, Uran und Plutonium zu schmuggeln. Heute sind es acht bis zehn Versuche pro Jahr.
Kein Absatzmarkt
Es waren Fälle von Uran- und Plutoniumschmuggel aus der früheren Sowjetunion. "Durch die Messtechnik ist der Nuklearschmuggel zurückgegangen, vor allem hat sich aber auch herausgestellt, dass nicht wirklich ein Markt vorhanden ist. Die meisten Schmuggler wurden festgenommen oder blieben auf dem Material sitzen", so der Atomforscher Böck.
Strahlender Schrott
Rund fünfmal im Jahr tritt der Fall auf, dass Schrott aus den Oststaaten importiert wird, der unabsichtlich kontaminiert ist. Eine Kobalt- oder Cäsiumquelle, die eingeschmolzen wurde, macht den Schrott für die Industrie unbrauchbar.

Dafür gibt es große Detektoren mit hochempfindlichen Geräten, unter denen der Schüttguttransporter im Schritttempo durchfährt, und die schon geringe Spuren von Aktivität feststellen. Die Wiener Atomexperten wollen in den nächsten drei Jahren optimale Messgeräte herstellungsreif entwickeln.

Ulrike Schmitzer, Ö1-Wissenschaft
->   Atominstitut der Österreichischen Universitäten in Wien
 
 
 
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01.01.2010