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Neue Medikamente: Fortschritt oder Marketing-Gag?  
  Die Flut neuer Medikamente, die auf den Markt gebracht werden, wird immer größer. Nicht einmal Mediziner können oft die neuen Produkte einschätzen - geschweige denn normale Patienten. Mit neuen Medikamenten zwischen echtem Forschritt und Marketing-Gag befasste sich am Mittwoch im Hauptverband der Sozialversicherung in Wien eine hochkarätig besetzte Veranstaltung.  
Expertin: Neu heißt nicht besser
US-amerikanische Studien kommen zu dem Schluss, dass in den USA ein fünf Jahre altes Medikament in der Regel um ca. 24 Euro teurer ist, als ein fünfzehn Jahre altes. Und dabei seien die neuen Medikamente nicht einmal besser, als die alteingeführten, zu denen schließlich auch Langzeitstudien vorliegen, meinte die Gesundheitsökologin Stephanie Stock von der Universität Köln im ORF-Radio.
Wenige taugliche Langzeitstudien
Gerade für chronisch kranke Menschen interessant, zum Beispiel Diabetiker: Außer für Insulin lägen nur für die klassischen zu schluckenden Antidiabetika Metformin und Glibenclamid, taugliche Langzeitstudien vor. Gerade sie sind aber wichtig, um die Spätschäden bei Patienten mit Diabetes 2 in den Griff zu bekommen.
Zwei Arten: Echte Innovationen und Analogpräparate
Trotzdem, so sagt Stephanie Stock: "Es gibt zwei Arten von neuen Medikamenten: Jene, die echte Innovationen sind, und die einen therapeutischen Zusatznutzen für den Patienten haben. Sie sollten auf jeden Fall eingeführt werden. Es gibt dann weitere Medikamente, vor allem so genannte 'Analogpräparate'."

Diese hätten entweder nur einen kleinen Zusatznutzen, etwa unerwünschte Nebenwirkungen zu verringern, oder nur einmal statt mehrmals am Tag eingenommen werden zu müssen. Da müsse sich die Gesellschaft überlegen, wie viel ihr dieser Fortschritt letztlich wert sei, so Stock im ORF-Radio.
Forderung nach unabhängigen Informationszentren
Den Durchblick zwischen Produktmarketing der pharmazeutischen Industrie, neuen medizinischen Forschungsergebnissen und Patientenbedürfnissen zu gewinnen ist jedoch fast unmöglich, meinte die Expertin. Unabhängige Informationen durch Zentren für Qualität in der Medizin täten Not, so die Gesundheitsökologin.

Martin Haidinger, Ö1-Wissenschaft
->   Hauptverband der Sozialversicherung
->   Institut für Gesundheitsökonomie, Uni Köln
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Gesundheitskosten: Pharmig gegen Einsparungen (24.9.03)
->   Medikamentenkosten: Einsparungen geplant (21.7.03)
->   Nicht zu unterschätzen: Nebenwirkungen von Arzneien (30.6.03)
->   Zukunftsperspektiven: Medizin und Pharmazie im 21. Jahrhundert (27.11.02)
 
 
 
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01.01.2010