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WHO: Polio soll in zwölf Monaten ausgerottet sein  
  Eine massive Impfkampagne soll die Kinderlähmung in den kommenden 12 Monaten weltweit ausrotten. In den sechs Ländern, in denen Polio noch auftritt, werden dafür laut WHO 250 Millionen Kinder geimpft.  
Das teilte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Donnerstag in Genf mit. 95 Prozent der neuen Fälle gab es demnach 2003 in Indien, Nigeria und Pakistan, weitere in Afghanistan, Ägypten und Niger.

Von Nigeria aus sei das Virus erneut in ehemals Polio-freie Länder Afrikas eingeschleppt worden.
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Poliomyelitis/ Kinderlähmung
Poliomyelitis, kurz Polio genannt, ist hoch ansteckend. Die Übertragung erfolgt über Tröpfchen- oder Schmierinfektion. Die Viren gelangen über den Mund in den Körper und dringen später in das Nervensystem ein. Sie können innerhalb von Stunden vollständige Lähmungen auslösen. Die Anfangssymptome sind Fieber, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Erbrechen sowie ein steifes Genick und Gliederschmerzen. Nach Angaben der WHO führt eine von 200 Infektionen zur Lähmung, zumeist in den Beinen. Von den gelähmten Patienten stirbt fast jeder zehnte an Störungen der Atemmuskulatur.

Vor Einführung des ersten Impfstoffes - entwickelt von dem US-Bakteriologen Jonas Edward Salk - erkrankten in Europa nach Schätzung des Kinderhilfswerkes UNICEF jährlich rund 30 000 Kinder an Polio. Seit 1988 die erste weltumspannende Anti-Polio-Initiative startete, sank die Zahl der Infizierten um ganze 99 Prozent.
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Zusätzliche Mittel für Kampagnen notwendig
Für die endgültige Ausrottung der Kinderlähmung werden nach Ansicht der sechs letzten betroffenen Staaten noch 150 Millionen Dollar (119 Millionen Euro) benötigt.

Mit diesen zusätzlichen Geldern könnten in diesem und im kommenden Jahr weltweite Kampagnen gegen Polio finanziert werden, teilten Vertreter aus Nigeria, Niger, Ägypten, Afghanistan, Indien und Pakistan bei dem Treffen in Genf mit.

Dank eines Milliarden-Programms der WHO und anderer Organisationen gab es im vergangenen Jahr weltweit nur noch 677 bekannte Fälle von Kinderlähmung. 15 Jahre zuvor waren es noch 350.000 gewesen.
Größter Risikofaktor: Nigeria
Während vor allem in Nigeria die Zahl der an Kinderlähmung erkrankten Menschen ansteigt, waren die Gesundheitsbehörden in Indien erfolgreich: Nach 1.600 Polio-Fällen 2002 lag die Zahl 2003 bei nur noch 218.

"Nigeria stellt derzeit das größte Risiko für die globale Ausrottung dar", hieß es in einer in Genef veröffentlichten gemeinsamen Erklärung der WHO, des UN-Kinderhilfswerks UNICEF sowie von Rotary International und den US Centers for Disease Control and Prevention.

Nigerias Gesundheitsminister Eyitayo Lambo sagte bei dem Treffen, seine Regierung werde sich für das Wohl der Kinder im Kampf gegen die Virus-Krankheit einsetzen und dazu mit den religiösen Führern zusammenarbeiten.
Ausbreitung in Nachbarländer möglich
In der nigerianischen Stadt Kano hatten moslemische Geistliche die Bevölkerung inmitten eines Polio-Ausbruchs vor Impfungen gewarnt und behauptet, die Impfstoffe sollten die Mädchen unfruchtbar machen. Die WHO hatte den Vorwurf zurückgewiesen.

Über Nigeria und das Nachbarland Niger könnte sich die Krankheit in die derzeit Polio-freien Staaten der Region - Kamerun, Tschad und Benin sowie Burkina Faso, Ghana und Togo - ausbreiten. Den Organisationen zufolge sind 15 Millionen Kinder in diesen Ländern von einer Ansteckung mit dem Virus bedroht.

Aber die zusätzlichen Gelder würden auch benötigt, um weiterhin Kindern in Polio-freien Staaten einen Impfschutz zu geben, erklärten die in Genf versammelten Organisationen.
->   Factsheet Polio (WHO)
->   Polio Eradication (WHO)
->   Alles zum Stichwort Polio in science.ORF.at
 
 
 
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01.01.2010