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Blindmäuse orientieren sich am Erdmagnetfeld  
  Im Tierreich gibt es die unterschiedlichsten Methoden der Orientierung. Die unter der Erde lebende Blindmaus etwa besitzt laut einer Studie einen "eingebauten Kompass", der über das Erdmagnetfeld funktioniert.  
Wie eine Forschergruppe um Tali Kimchi von der Universität in Tel Aviv in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" berichtet, verfügen die Blindmäuse über ein höchst raffiniertes System, um sich in ihren komplizierten unterirdischen Tunnelanlagen zurecht zu finden.
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Der Artikel "A subterranean mammal uses the magnetic compass for path integration" ist am 19. Jänner 2004 als Online-Vorabpublikation in den PNAS erschienen (doi/10.1073/pnas.0307560100).
->   Abstract der Studie in www.pnas.org
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Nicht-visuelle Hinweise für die Navigation
Blindmäuse haben von Geburt an rückgebildete, funktionslose Augen und verbringen den größten Teil ihres Lebens unter der Oberfläche. Sie sind daher auf nicht-visuelle Hinweise angewiesen, um in ihren komplizierten Tunnelanlagen ohne allzu große Anstrengung navigieren zu können.

Fehlen charakteristische Hinweise durch die Umgebung, also etwa die Struktur der Tunnel, verwenden die kleinen Säuger auch "innere Signale" wie ihren Gleichgewichtssinn, um sich bei kürzeren Distanzen orientieren zu können. Das haben frühere Studien ergeben.
Größere Distanzen: Orientierung im Test
Bild: PNAS
Tali Kimchi und Kollegen untersuchten nun am Beispiel der Blindmaus-Art Spalax ehrenbergi (siehe Bild rechts) die Navigation der Tiere über größere Distanzen - und ließen die Nager dafür zwei Tests ausführen.

Zunächst platzierten sie die Blindmäuse in einen strahlenförmig angelegten Irrgarten mit acht Gängen. Die Forscher maßen dabei die Fähigkeit der Tiere, ausgehend vom Mittelpunkt eine bestimmte Abzweigung zu finden, die sie zurück zu ihrem Nest führte.

Wurde im Rahmen dieses Experimentes das den Irrgarten umgebende Magnetfeld verändert, so hatten die Blindmäuse deutliche Schwierigkeiten, die korrekte Abzweigung zu wählen.
->   Informationen zur Blindmaus (www.wissenschaft-online.de)
Magnetfeld-Manipulation verwirrt die Nager
In einer zweiten Versuchsanordnung setzten die Wissenschaftler die Tiere in einen rechteckigen Irrgarten. Unter normalen Bedingungen suchten die Blindmäuse nun nach der kürzesten Verbindung zwischen zwei Ecken.

Und erneut führte die Manipulation des Magnetfeldes um den Irrgarten dazu, dass die Erfolgsquote der Nager bei der Wahl des kürzesten Weges deutlich niedriger ausfiel.
System vermeidet Irrtümer in der Dunkelheit
Die Nager orientieren sich also - ähnlich wie beispielsweise Zugvögel - ganz offensichtlich am Magnetfeld der Erde, schließen die Forscher aus ihren Ergebnissen. Je größer die zurückzulegende Distanz, desto stärker würden sich die Tiere auf jene Methode der Navigation verlassen, heißt es in den PNAS.

Dieses System reduziere Irrtümer bei der Wegwahl deutlich und ermögliche den Blindmäusen eine effiziente Navigation in der Dunkelheit. Ebenso wie die Blindmaus dürften zudem auch andere Säugetiere unter Tage dem Magnetfeld der Erde folgen, vermuten die Wissenschaftler.
->   Tel Aviv University
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Fledermäuse orientieren sich an UV-Licht (8.10.03)
->   Käfer nutzen Mondlicht als Kompass (2.7.03)
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01.01.2010