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"Uni-Krieg": Keine Einigung in Sicht  
  Zwei Jahre, nachdem das "Universitätsgesetz 2002" im Parlament beschlossen wurde, versucht Rektor Winckler, die Uni Wien umzuorganisieren. Dabei bleibe die studentische Mitbestimmung auf der Strecke, kritisieren die Funktionäre der Hochschülerschaft. Letzte Woche besetzten Studenten deshalb das Rektorat und am Mittwoch bildeten sie eine Menschenkette um das Uni-Hauptgebäude an der Ringstraße. Eine Einigung im "Uni-Krieg" ist nicht in Sicht.  
Rektor Winckler mit Torte beworfen
Einen Tiefpunkt hat Dienstag Abend die Auseinandersetzung über die Umsetzung der Universitätsreform an der Uni Wien erreicht. Der Rektor der Wiener Universität Georg Winckler und der Sektionschef im Bildungsministerium, Sigurd Höllinger, wurden bei einer SPÖ-Diskussionsveranstaltung mit Torten beworfen.
->   Rektor bekam Torte ins Gesicht
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Organisationseinheiten statt Fakultäten
Rektor Georg Winckler will nicht nur die sieben alten Fakultäten, sondern auch die 130 Institute seiner Universität Wien abschaffen und Lehre und Forschung in 18 Organisationseinheiten, in neu geartete Fakultäten eingießen. Eine Uni ohne Institute erlaubt das neue Universitätsgesetz: trotz Bedenken hat der Senat der Uni Wien Wincklers Reformplan auch zugestimmt.
->   Uni Wien: Senat nimmt Organisationsplan an (16.1.03)
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Rektor: Schwerfällige Gremien abschaffen
Winckler will die schwerfällige Organisation der alten sogenannten "Gremien"-Universität loswerden. Einzig den Senat will er beibehalten. Da sitzen auch weiterhin unter anderem Studentenvertreter drin.

Abschaffen will der Rektor hingegen die 300 bis 400 Kommissionen und Institutskonferenzen. Sie haben mit dazu beigetragen, dass die riesenhafte Universität Wien in ihrer Gesamtheit faktisch als unregierbar galt.
Vorwurf: Studentische Mitsprache fällt weg
Andererseits waren es genau solche Gremien, in denen auch Studenten und Assistenten eine nun nahezu wegfallende Mitsprache hatten - bei Studienplänen, Personalfragen und so weiter.

In den meisten Hochschülerschaften, auch in der Bundes-ÖH, haben rot und grün, da und dort auch Vertreter des kommunistischen KSV das Sagen. In einer Menschenkette rund um die Uni Wien wollen sie heute Rektor Winckler symbolisch und tatsächlich umzingeln.

Der Rektor hat das Uni-Gesetz zwar nicht gemacht, sondern nützt es bloß, ist aber offensichtlich als Hauptangriffsziel auserkoren worden: Winckler soll die gesamte Umorganisation der Uni Wien zurücknehmen - so die Forderung.
Versachlichung notwendig
Die ÖH-Führung kann nun daran arbeiten, wieder aus den Chronikspalten der Medien in die politische Berichterstattung vorzudringen;

Die notwendigen nachträglichen Distanzierungen von Tortenwurf und anderen Übergriffen kommen zwar mit Regelmäßigkeit - von ÖH-Chefin Patrice Fuchs bis SPÖ-Wissenschaftssprecher Josef Broukal, tragen aber wenig zu Lösung des Problems bei.
Effizienz und Transparenz gefragt
Bildungsministerium und Regierung werden sich fragen, ob ihre "Augen zu und durch"-Strategie bei der Uni-Reform letztlich zum gewünschten Ziel führt.

Und Rektoren, Uni-Räte und Senatsangehörige werden einmal mehr erkennen, dass Universitäten hierzulande nicht wie normale Unternehmen geführt werden können, sondern gleichermaßen Effizienz wie Transparenz und Mitwirkung möglichste vieler Gruppen brauchen.

Eine konstruktive Gemeinsamkeit in der Uni-Reform ist angesichts von Torten statt Worten jedenfalls nicht in Sicht. Davon profitieren einzig Konditoreien, so wie die Tischler an zugeschlagenen und eingetretenen Rektoratstüren.

Martin Haidinger, Ö1-Wissenschaft
->   Universität Wien
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01.01.2010