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Computergestützte Stricherfassung bei Kunstwerken  
  In einem gemeinsamen Projekt der TU Wien und des Bundesdenkmalamtes wurden erstmals digitale Methoden der Mustererkennung bei der Untersuchung spätgotischer Tafelmalerei angewendet. Damit werden der kunstgeschichtlichen Bewertung von Kunstwerken neue Möglichkeiten erschlossen.  
Technische Kunstbetrachtung
Zur detaillierten Untersuchung von Gemälden wendet man bisher Röntgen- und Infrarotaufnahmen an. So genannte Unterzeichnungen sind damit nur schemenhaft sichtbar. Farpigmente, Sprünge auf dem Malgrund überlagern das Bild. Zwar unterstützen diese Techniken den Kunsthistoriker bei seiner stilkritischen Arbeit, aber nicht optimal.
Die Zeichnung als Muster erkennnen
Deshalb versucht ein Team von Technikern und Kunsthistorikern die technischen Möglichkeiten zu optimieren.

Damit die Unterzeichnung in Zukunft klar und ohne "störende" Malschicht auf dem Computer dargestellt werden kann, muss ein spezielles Programm zur Mustererkennung entwickelt werden. Grundlage dafür sind tausende Stricharten von unterschiedlichen Instrumenten.

"Der Computer lernt Striche zu erkennen. Das heißt, wenn wir in Zukunft Infrarotaufnahmen von Teilen eines Gemäldes in den Rechner scannen, erfasst dieser durch die rechnerisch gestützte Segmentierung ausschließlich den Zeichenstrich und reproduziert ihn wie eine Handzeichnung auf den Bildschirm - und zwar originalgetreu", erklärt Ernestine Zolda, Projektleiterin an der TU Wien.

Damit wachsen die Möglichkeiten der präzisen Datierung und künstlerischen Zuordnung.
Neue Analyse am Wiener Neustädter Altar
 

Ein Beispiel ist der Wiener Neustädter Altar, der seit rund 20 Jahren restauriert wird. Im Zuge dieser Arbeiten wurde das im 15. Jahrhundert entstandene Hauptwerk mittelalterlicher Tafelmalerei mit Infrarot untersucht.

Dabei konnten nicht nur einige ikonographische Unklarheiten beseitigt werden. Dank der neuen Technologie und der optimalen Wiedergabe der Unterzeichnungen des Altars auf dem Bildschirm war es möglich, eine präzise künstlerische Analyse durchzuführen.
Kunsthistorische Neuberwertung
Ingrid Flor, Kunsthistorikerin meint dazu: "Bisher hat man geglaubt, dass der Wiener Neustädter Altar ein aus anderen Altären willkürlich zusammengesetztes Werk ist, da er stilistisch uneinheitlich gearbeitet ist. Nun hat sich gezeigt, dass die Unterzeichnung einheitlich, das heißt tatsächlich mit größter Wahrscheinlichkeit aus einer Hand ist.¿

In Zukunft will das Projektteam auch andere Gemälde österreichweit und international analysieren und eine Bilddatenbank für Unterzeichnungen anlegen.

Martina Schmidt, Modern Times
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Mehr dazu in Modern Times am Freitag, 23.1.04, ORF2, 22:35 Uhr.
->   Modern Times
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->   TU Wien: Forschungsprojekt "Casanrda"
->   Bundesdenkmalamt Österreich
->   Wiener Neustädter Altar bei stephansdom.at
 
 
 
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01.01.2010