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Ende eines Mythos  
  Korruption während der Nazi-Zeit ist das Thema des Buches ''Parvenüs und Profiteure''. Darin wird der Mythos der NS-Zeit von ''Ordnung geschaffen'' und die ''Vetternwirtschaft aus den Amtsstuben' verbannt zu haben" widerlegt.  
''Die politische Korruption nahm unter der Herrschaft der Nationalsozialisten nicht nur einen besonderen Umfang an, sondern gehörte auch zu den wesentlichen Kennzeichen des nationalsozialistischen Herrschaftssystems'', so fasst der deutsche Historiker Frank Bajohr die Ergebnisse seiner Forschungen zusammen.
Erlesene Geschenke
Dass sich der ''Reichsmarschall'' Hermann Göring mit öffentlichen Geldern einen luxuriösen Lebensstil mit Jagden, Schlössern und erlesener Kunst finanzierte, ist bekannt.

Weniger verbreitet ist die Erkenntnis, dass Adolf Hitler selbst seine Herrschaft mit Bestechung durch aufwendige Geschenke absicherte, vor allem an die konservative militärische Elite.
Ein goldenes Seil
So erhielt Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel eine ''Schenkung'' von rund 764.000 Mark. Generaloberst Heinz Guderian wurde von Hitler mit einem Landgut im Wert von 1,24 Millionen Reichsmark bedacht.

Auch andere Militärs legte der ''Führer'' an ein ''goldenes, aber darum nicht weniger wirksames Leitseil'', wie es einer der Verschwörer des Hitler-Attentats vom 20. Juli, Fabian von Schlabrendorff, formulierte.
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Der Diktator finanzierte seine Schenkungen durch ein System von schwarzen Kassen, das die Trennung von privaten und öffentlichen Geldern aufhob. Auf die Konten Hitlers flossen Haushaltsmittel, Spenden der Industrie, Überweisungen der Deutschen Reichspost aus dem Verkauf von Briefmarken und Buchhonorare.
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Korruption kaum bekannt
Korruption drang unter der Zensur kaum an die Öffentlichkeit, auch wenn sie etwa im Baubereich zum Alltag gehörte. Die von Bajohr ausgewerteten Geheimberichte der Gestapo zeigen aber, dass die Bevölkerung vor allem gegen Ende des Krieges zunehmend kritisch das korrupte Herrschaftsgebaren der Nazis beobachtete.
Strafverfahren verliefen im Sand
Eindrucksvoll zeigt der Historiker am Thema Korruption, dass die Hitler-Diktatur nur nach außen ein straff durchorganisierter Staat war. In Wirklichkeit wurde das System von verschiedenen miteinander rivalisierenden Cliquen in Staat, Partei, Armee und Wirtschaft beherrscht.

Durch deren Machtkämpfe kam es hin und wieder zu Verurteilungen wegen Korruption. Die meisten vom NSDAP-''Reichsschatzmeister'' in der Zeit von 1934 bis 1941 angestrengten 10.887 Strafverfahren versandeten allerdings.

(APA/dpa)
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Frank Bajohr, ''Parvenüs und Profiteure - Korruption in der NS-Zeit'', S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main, 256 S., ISBN 3-10-004812-1
->   S. Fischer Verlag
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01.01.2010