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Bis heute lesbar: Öko-Spuren historischer Inuits  
  Nicht erst seit der Industrialisierung in unseren Breitengraden haben Menschen ihre Umwelt entscheidend beeinflusst, um die eigenen Lebensbedingungen zu verbessern. Immer mehr Indizien sprechen dafür, dass dies schon in der Frühgeschichte der Menschheit der Fall war. Walfänger vom Volk der Thule-Inuits etwa haben laut einer aktuellen Studie die Umwelt im arktischen Zirkel Nordamerikas vor etwa 800 Jahren so nachhaltig verändert, dass ihre Spuren noch heute zu finden sind.  
Bild: PNAS
Das Siedlungsgebiet der Thule-Inuits in der kanadischen Arktis.
Umwelt verändernde Einflüsse des Menschen im hohen Norden Kanadas setzten damit keineswegs erst mit der Ankunft der Europäer ein.

Dies stellen Marianne Douglas vom Geologischen Institut der Universität Toronto und Kollegen in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) vom Dienstag fest.
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Die Studie "Prehistoric Inuit whalers affected Arctic freshwater ecosystems" ist in den "PNAS" (sobald online - DOI: 10.1073/pnas.0307570100) erschienen.
->   "PNAS"
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Häuser gebaut aus Walknochen
Sie wiesen nach, dass die Thule-Inuits die Wasserqualität von Teichen und Seen über Jahrhunderte hinweg veränderten, weil sie ihre Häuser aus den Knochen von Grönlandwalen bauten.
Nährstoffe begünstigten Mooswachstum
 
Bild: PNAS

Ein unausgegrabenes Walknochen-Haus der Inuits, im Hintergrund ein untersuchter See.

Die Nährstoffe, die im Laufe der Zeit aus diesen Knochen sickerten und sich in den umliegenden Seen absetzten, wirken sich dem Team zufolge noch heute auf deren Flora und Fauna sowie auf die chemischen und biologischen Eigenschaften ihres Wassers aus.

Selbst an der Vegetation auf dem Land lasse sich der Einfluss der Walknochen noch ablesen, berichten die Forscher in den "PNAS". Das Moos rund um die historischen Thule-Siedlungen gedeihe besonders gut und steche sogar aus der Luft in die Augen.
Die ersten Walfänger waren ...
Die Thule-Inuits waren dem "PNAS"-Bericht zufolge die ersten Walfänger in der Hohen Arktis. Sie wanderten vor etwa 1.000 Jahren von Alaska aus in den Norden Kanadas sowie nach Grönland.

Auf die Insel Somerset, auf die sich die neue Studie konzentrierte, zogen sich die Thules in der Zeit von 1200 und 1600 n. Chr. jeweils zum Überwintern zurück. Laut Douglas verfügten sie schon bei ihrer Ankunft vor acht Jahrhunderten über eine ausgefeilte Walfangtechnologie.
... geschickt mit Harpunen
Ihre großen, offenen Boote, Umniaks genannt, waren mit der Haut von Grönlandwalen bespannt und boten sieben bis acht Fängern Platz. Mit dieser Zahl von Besatzungsmitgliedern konnten sie ins offene Meer stechen.

Raffinesse bewiesen auch die von den Thule-Inuits benutzten Harpunen, deren Kopf sich bei einem Ruck bis zu 90 Grad drehte und damit noch weiter in den getroffenen Wal bohrte.
->   Mehr über die Thule-Inuits
->   Paleoecological Environmental Assessment and Research Lab
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Auch früher war die Natur nicht "unberührt" (24.11.03)
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01.01.2010