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Sprachbegabter Papagei entzückt seine Zuhörer  
  Papageien sind recht sprachbegabte Vögel - die Tiere sind bekanntermaßen dazu in der Lage, bis zu mehrere hundert Wörter zu erlernen. Doch wie weit geht ihr Verständnis der menschlichen Sprache? Ein Graupapagei namens N'kisi scheint jedenfalls recht fortgeschritten mit seinem Vokabular umgehen zu können. Er soll etwa eigene Wörter und ganze Phrasen "erfinden", wenn sein vorhandenes Repertoire nicht mehr ausreicht.  
Der Graupapagei lebt gemeinsam mit seiner Besitzerin in New York. Wie BBC Online meldet, verfügt der Vogel über einen Wortschatz von ungefähr 950 Wörtern - und zeigt hin und wieder auch Anzeichen eines Sinnes für Humor.
Kommunikation in der Tierwelt
Die Welt der Tiere ist tatsächlich alles andere als stumm, wobei Kommunikation innerhalb einer Art durchaus auch ohne Laute funktionieren kann. Selbst Heringe könnten laut neuesten Erkenntnissen durch Blubbern miteinander "sprechen".

Und auch für die Verständigung zwischen zwei verschiedenen Arten - etwa dem Menschen und einer weiteren Spezies aus dem Tierreich finden sich Beispiele. Die meisten Tierhalter könnten hier sicherlich mit zahlreichen Anekdoten erfolgreicher Kommunikation zwischen ihnen und ihrem Liebling aufwarten.

Aufgrund ihres Stimmapparates sind Vögel gar in der Lage, die menschliche Sprache zu imitieren.
Der Fall N'kisi: Mehr als nur Imitation?
Doch wie weit gehen die diesbezüglichen Fähigkeiten von Vögeln? Graupapagei N'kisi jedenfalls könnte zu den wenigen tierischen Exemplaren zu gehören, die möglicherweise ein gewisses - über die reine Imitation von Lauten hinausgehendes - Verständnis für Sprache entwickelt haben.
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Graupapageien ahmen Tierstimmen und anderes nach
Graupapageien (Psittacus erithacus mit zwei Unterarten) sind mit bis zu 40 Zentimetern Körperlänge und 450 Gramm Gewicht die größten Papagein Afrikas. Die meist in Gruppen lebenden Tiere verständigen sich in der Natur mittels Kreischlauten und Pfiffen, können aber auch Tierstimmen nachahmen. Die Vögel sind zudem als besonders sprachbegabte Haustiere bekannt, auch hier kennt man sie als gute Geräusch-Imitatoren, etwa wenn sie das Klingeln des Telefons nachahmen.
->   Mehr über Graupapageien (www.papageien.org)
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Kontextbezogen, Tempusformen und Kreativität
Der Graupapagei verwendet laut BBC Wörter im richtigen Kontext, er unterscheidet offenbar zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und zeigt eine immense Kreativität, indem er neue Worte erfindet, wenn der ihm bekannte Wortschatz nicht ausreicht.

Demnach führte etwa der Versucht, die Vergangenheitsform des englischen Verbums "fly" zu bilden, zur nicht-existenten Form "flied". Tatsächlich gehört das Wort zu den irregulären Verben, korrekt wäre "flew".

Um ein Aromatherapie-Öl zu beschreiben, das seine Besitzerin verwendete, prägte der sprachbegabte Papagei den Terminus "pretty smell medicine".
"You got to put this bird on the camera"
Der Vogel machte bereits die Bekanntschaft der Verhaltensforscherin Jane Goodall, die durch ihre Arbeit mit Affen berühmt wurde. Zuvor hatte der die Forscherin auf einem Foto gemeinsam mit den Tieren gesehen - und begrüßte die Dame folgerichtig mit der Frage: "Got a chimp?"

Und auch der Humor kommt bei N'kisi offenbar nicht zu kurz: Als ein zweiter Papagei sich kopfüber von seiner Stange baumeln ließ, kommentierte er dies laut BBC mit der Aufforderung, davon ein Foto zu machen ("You got to put this bird on the camera").
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Besitzt N'kisi auch telepathische Fähigkeiten?
Behauptet wird im Übrigen auch, der Papagei verfüge zudem über telepathische Fähigkeiten. Wie im Internet unter "The N'kisi Project" nachzulesen ist, sollen Versuche ergeben haben, dass der Vogel die Gedanken seiner Besitzerin wahrnehmen kann. Der wissenschaftliche Nachweis steht wohl noch aus.
->   The N'kisi Project (www.sheldrake.org)
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Irene Pepperbergs Graupapagei Alex
N'kisi ist mit seiner besonderen Begabung nicht alleine. Die Forscherin Irene Pepperberg von der University of Arizona etwa widmet sich seit Jahren der Sprachforschung bei Graupapageien. Ihre Studien mit dem Graupapagei Alex sind über die Wissenschaft hinaus bekannt.

Der Vogel soll beispielsweise Gegenstände benennen, Fragen beantworten und gewissen Aufgaben lösen können. Nach Angaben von Pepperberg unterscheidet er verschiedene Farbschattierungen und Formen, und hat gar ein - wenn auch limitiertes - Verständnis von Kategorien entwickelt.
->   Mehr über Irene Pepperburgs Forschungen (www.alexfoundation.org)
Lautnachahmung bei Vögeln - wozu?
Warum Vögel mitunter verblüffende Fähigkeiten der Lautnachahmung entwickelt haben, wird mithilfe verschiedener Hypothesen erklärt. Die Passwort-Hypothese beispielsweise zieht gewisse Parallelen zur Ausbildung von Dialekten beim Menschen. Demnach könnten akustische Imitationen bei Vögeln dazu dienen, Gruppenzugehörigkeit zu signalisieren.

Doch ob es sich bei Alex oder N'kisi nun tatsächlich um eine echte (wenn auch nur rudimentäre) Sprachfähigkeit handelt oder doch nur um sehr fortgeschrittene Lautnachahmung sei dahingestellt - zumindest sind die Tiere mit Sicherheit äußerst intelligent. Und amüsant noch dazu.
->   BBC Online: Parrot's oratory stuns scientists
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Affen verstehen nur simple Grammatik (15.1.04)
->   Untersuchung der Elefanten-Sprache im Wiener Zoo (9.1.04)
->   Heringe blubbern: Neue Fisch-"Sprache" entdeckt? (5.11.03)
->   Vogeldialekt führt zur Bildung neuer Arten (20.8.03)
 
 
 
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01.01.2010