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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Heimisches Klima: Immer heißer, immer extremer  
  Das Klima erwärmt sich global, in Österreich noch schneller als im Rest der Welt. Nach einer aktuellen Studie werden in Zukunft auch extreme Wetterereignisse - wie das "Jahrhunderthochwasser" von 2002 - zunehmen.  
Um solche Unwetter besser vorherzusagen und auch ihre wirtschaftlichen Folgen besser zu verstehen, haben Klimaforscher 2002 das Projekt "Startclim" ins Leben gerufen. Am Mittwoch wurden die Ergebnisse präsentiert.
->   Endbericht von Startclim
Alpen um 1,8 Grad wärmer in 150 Jahren
Für viele war die Flut ein deutlicher Hinweis auf den Klimawandel. Klimaprognosen für das nächste halbe Jahrhundert gehen von einer globalen Erwärmung zwischen 1,4 bis 5,8 Grad aus. Aber "global" heißt nicht, dass auch Österreich im selben Ausmaß betroffen ist.

Nicht einmal die globale Erwärmung lässt sich eins zu eins auf Österreich übertragen, so Startclim-Leiterin Helga Kromp-Kolb vom Institut für Meteorologie und Physik an der Universität für Bodenkultur: Stieg die Temperatur des Globus in den letzten 150 Jahren um 0,6 Grad, erhitzten sich die Alpen in dieser Zeit um 1,8 Grad.
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Mehr zum Thema ("Startprojekt Klimaschutz") hören Sie am Mittwochabend (28.1.04) um 19.05 Uhr in den Ö1-Dimensionen.
->   Ö1
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Immer mehr Tropentage im Sommer
Nach Aufbereitung alter Daten steht der grobe Klimatrend aber auch für Österreich bereits fest: So genannte Tropentage mit Temperaturen von über 30 Grad werden in den nächsten 30 Jahren von derzeit 10 Prozent auf über 25 Prozent zunehmen.

"Kühlere" Sommertage zwischen 25 und 30 Grad Celsius machen bisher etwa 46 Prozent des Sommers aus, in Zukunft hingegen 69 Prozent.
Die Gletscher schmelzen
Umgekehrt sinkt zum Beispiel auf der Schmittenhöhe die Zahl der sommerlichen Eistage (Tagestemperatur unter null Grad) um rund ein Drittel - was die Gletscher schwinden lässt. Der sehr heiße Sommer 2003 könnte bereits ein Vorgeschmack auf derlei extreme Temperaturen gewesen sein.
->   Online-Tagebuch des Gletscherforschers Heinz Slupetzky von 2003
Weniger, aber intensiverer Niederschlag
Etwas schwerer fällt den Klimaforschern die Niederschlagsprognose für die nächsten Jahre.

Aber auch hier zeichnet sich ab, dass im Süden und im Nordosten Österreichs die trockenen Perioden länger werden; wenn es aber einmal zu Niederschlägen kommt, fallen sie sehr intensiv aus.

Selbst ohne Extremereignisse werden sich viele für größere Temperatur- und Niederschlagsschwankungen rüsten müssen - die Stromerzeuger ebenso wie die Landwirtschaft.
Gut für Wein, schlecht für Rüben und Mais
Gerhard und Anna-Maria Soja vom ARC Seibersdorf haben deshalb untersucht, wie sich die Erträge von Winterweizen, Sommergerste, Kartoffeln oder Wein im Zeitraum zwischen 1869 und 2002 je nach Wetter entwickelt haben: Milde Winter, wie sie immer wahrscheinlicher werden, nutzen zum Beispiel dem Wintergetreide und dem Wein.

Trockene, heiße Sommer hingegen schaden vor allem der Zuckerrübe und dem Mais, in geringerem Ausmaß auch der Kartoffel.
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Nach Hochwasser 2002 neue Extremereignis-Datenbank
Der österreichweite Schaden beim Hochwasser 2002 lag bei zwei bis drei Milliarden Euro, genaue Zahlen gibt es allerdings noch keine. Deshalb soll in Zukunft die Schadenserfassung verbessert werden, unter anderem mit einer am "Zentrum für Naturgefahren" (BOKU) erstellten Extremereignis-Datenbank, die von jeder Gemeinde aus via Internet mit Schadensmeldungen gefüttert werden kann.

Sie liegt zur Zeit als Prototyp vor und soll in Zukunft sowohl bei der Steuerung von Hilfsmaßnahmen helfen, als auch bei der Berechnung von Schäden.
->   "Zentrum für Naturgefahren" (Boku)
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WIFO: Bessere Kostenrechnung von Klimaschäden
Auch die Ökonomin Angela Köppl vom WIFO plädiert für eine bessere Schadenserfassung bei Extremereignissen - denn während Gebäudeschäden 2002 sehr gut dokumentiert wurden, gibt es bis jetzt kaum Zahlen über Produktionsausfälle und damit wirtschaftliche Einbußen.

Ebenso wenig ist die gesamtwirtschaftliche Kostenrechnung dafür gerüstet, den Wohlfahrtsverlust - etwa den Verlust von Wohnraum und Lebensqualität - zu erfassen.
Hochwasser-Opfer handeln nicht klimabewusster
Die Klimaerwärmung wird zu einem guten Teil Treibhausgasen wie dem Kohlendioxid aus Auto- und Industrieabgasen und dem Hausbrand zugeschrieben.

Die Erwartung, dass das Hochwasser zumindest die Hochwasser-Opfer zu klimabewussterem Handeln anregt - sprich, dass sie nach der Überschwemmung etwa umweltfreundlichere Heizanlagen bauen - hat sich für Willi Haas vom Institut für interdisziplinäre Forschung und Fortbildung IFF nicht bestätigt.

Er hat die Reaktion von Hochwasser-Geschädigten in einer 700-Einwohner-Gemeinde im Kamptal untersucht. Haas leitet daraus eine politische Konsequenz ab: Das Geld für den Wiederaufbau müsste an Umweltauflagen gebunden werden.

Franz Zeller, Ö1-Dimensionen
science.ORF.at
->   Startclim
->   Institut für Meteorologie und Physik (Boku)
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Dokumentation einer "Jahrhundert-Katastrophe" (27.2.03)
->   Künstliche Algenblüte gegen Treibhauseffekt (27.1.04)
->   Klimaerwärmung durch kosmische Strahlung? (23.1.04)
->   AustroClim: 500.000 Euro für Klimaforschung (7.11.02)
->   oesterreich.ORF.at: Obstbauern sorgen sich um Erträge (28.1.04)
 
 
 
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01.01.2010